Roboter, die für Nachschub sorgen, Maschinen, die voneinander lernen – mit Industrie 4.0 soll künftig die digitale Welt in deutschen Fabriken Einzug halten. Das bleibt nicht ohne Folgen für viele Beschäftigte. [...]
Für Hochqualifizierte eine Riesen-Chance – für Hilfskräfte im schlechtesten Fall der Weg in die Arbeitslosigkeit: Der Einzug der digitalen Welt in deutsche Fabrikhallen könnte nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern bis zu 60.000 Jobs kosten. Zwar dürften mit der Industrie 4.0, dem digitalen Wandel in der Produktion, in den kommenden Jahren in Deutschland rund 430.000 neue Arbeitsplätze entstehen. In derselben Zeit gingen aber 490.000 meist einfachere Jobs verloren, hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) errechnet.
Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher und Mitautor der Studie, lässt jedenfalls keine Zweifel: „Es kommt zu einer deutlichen Umschichtung von Arbeitsplätzen. Dabei werden vor allem Beschäftigte, die heute Maschinen und Anlagen bedienen, betroffen sein.“ Um die Veränderungen abzufedern, müssten Firmen und die Bundesagentur frühzeitig entgegensteuern. Gerade Facharbeiter, die bisher an den Produktionsstraßen mit Routinearbeiten beschäftigt sind, müssten frühzeitig für anspruchsvolle Aufgaben in der Industrie 4.0 umgeschult werden.
Beschäftigte sollten sich nach Ansicht der Autoren der IAB-Studie dennoch nicht bange machen lassen. Trotz den Herausforderungen von Industrie 4.0 stehe Deutschland keineswegs vor einer Jobkrise. „Ein gut funktionierender Arbeitsmarkt muss das leisten können“, gibt Weber zu bedenken. Auch in Zeiten normalen technologischen Wandels finde ständig eine Umschichtung von Arbeitsplätzen und Berufsfeldern statt. „In der Vergangenheit hatten wir immer wieder technologische Umschwünge. Die Arbeit ist uns dadurch nie ausgegangen“, sagt Weber. Allerdings, so räumt er ein, habe sich bei solchen Veränderungsprozessen teilweise auch strukturelle Arbeitslosigkeit aufgebaut; die konnte erst zwischen 2005 und 2012 wieder einigermaßen abgebaut werden. Gewinner von Industrie 4.0 werden nach der IAB-Studie vor allem gut ausgebildete IT-Fachkräfte, Ingenieure und Naturwissenschaftler sein. Chancen biete die vierte industrielle Revolution auch Lehrkräften. Denn die werden künftig verstärkt gefragt sein, um Mitarbeiter auf ihre neuen Aufgaben in der digitalen Fabrik vorbereiten, so die IAB-Einschätzung. „Wir werden eine noch stärkere Entwicklung hin zur Akademisierung haben“, sagt Weber. Aber auch für Beschäftigte auf Facharbeiter-Niveau könne Industrie 4.0 Chancen bieten; dazu müssten die betrieblichen Ausbildungen aber weiterentwickelt werden. „Industrie 4.0 führt dazu, dass Produktions-, Wissens- und Entwicklungsarbeit stärker zusammenwachsen.“ (idg/wf)
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