Junge Menschen für IT begeistern

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Die COMPUTERWELT blickt ins »Silicon Valley« Österreichs nach Hagenberg und sprach mit Roland Sprengseis, COO bei bluesource mobile solutions, über die aktuelle Lage und mögliche Lösungsansätze. [...]

Roland Sprengseis ist COO bei bluesource mobile solutions, wo er auch den Personalbereich verantwortet. (c) Bluesource

Roland Sprengseis hat an der Fachhochschule Hagenberg Software Engineering studiert und 2001 gemeinsam mit seinem Studienkollegen Wolfgang Stockner die bluesource OEG gründete, die 2006 in die bluesource – mobile solutions gmbh eingebracht wurde. Dort ist er als COO tätig und für Human Resources zuständig.

»Der Fachkräftemangel ist eklatant«, konstatiert Sprengseis und betrachtet diesen als eine der größten Herausforderungen. Hinzu komme, dass der Fachkräftemangel nicht nur Österreich betreffe, sondern ein europaweites Phänomen sei. »So findet beispielsweise in Outsourcingzentren wie Rumänien bereits ein großes Gerangel um Fachkräfte statt,« berichtet der Bluesource-COO und fügt hinzu, dass sich der Mangel nicht nur auf Programmierer beschränke. Sprengseis: » Ja, natürlich brauchen wir noch Programmierer, aber wir brauchen genauso Systemadministratoren, Systemerhalter und sehr viel mehr IT-Sicherheitskräfte.« Nicht zu vergessen seien Designer, die sich wirklich um das Benutzerverhalten kümmerten, »indem sie Anforderungen von einem Kunden aufnehmen und in eine Sprache übersetzen, mit der ein Programmierer wirklich etwas anfangen kann,« so Sprengseis.

Frühzeitig für Technik interessieren

Roland Sprengseis sieht für die gegenwärtige Lage nicht unbedingt das Bildungssystem verantwortlich. Vielmehr sei es nötig, Menschen schon in sehr jungen Jahren für IT und Technik zu begeistern. So gebe es in Oberösterreich sogenannte CoderDojos, die bereits Kindern ab sechs oder sieben Jahren die Möglichkeit bieten, in die Welt der Computerprogrammierung hineinzuschnuppern. Das Interesse für Technik und auch IT sollte also frühzeitig geweckt und der Zugang dazu möglichst spielerisch gestaltet sein. Gleichzeitig verweist Sprengseis auch drauf, dass es wichtig sei, zu erkennen, dass sich nicht jeder für einen technischen Beruf eignet. Es gelte jedoch, die Angst vor der Technik zu nehmen und das Interesse zu wecken – das aber nicht erst, wenn die Schülerinnen und Schüler 14 Jahre alt sind.

Dementsprechend unterstützt und setzt Bluesource viele Fördermaßnahmen: Das Unternehmen bietet Berufsinformationstage für Jugendliche an, die einen Tag im Betrieb mitarbeiten können. »Da sehen sie, dass IT nicht nur Programmierung, sondern dass IT auch Projektleitung, dass IT auch kreativ im Sinne von Design ist«, so Sprengseis, der sich freut, dass aufgrund dieser Tage sich bereits junge Menschen für einen IT-Beruf bzw. eine HTL entschieden haben. Überdies unterstützt Bluesource das CoderDojo in Linz, indem Mitarbeiter als Trainer zur Verfügung gestellt werden. Gemeinsam soll in Hagenberg eine Lehrlingswerkstätte errichtet werden, wo junge Leute zum »Applikationsentwickler – Coding« ausgebildet werden.

Weiters können Fachhochschulstudenten ab dem ersten Semester in Form einer geringfügigen Beschäftigung von acht Stunden Bluesource kennenlernen. Für die Belegschaft gibt es an die 30 unterschiedliche Zeitmodelle von Teilzeit über Sabbaticals und Karenzzeiten bis hin zur Gleitzeit ohne Kernzeit. Eine eigenes »People Department Team« sorgt hier für eine stetige Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die jüngste Verbesserung ist die Möglichkeit, sich jeden zweiten Freitag freizunehmen, d.h. dass die Mitabreiter alle 14 Tage eine Vier-Tage-Woche haben. Das komme sehr gut an, freut sich Sprengseis.

Doch auch die Politik sei stark gefordert und müsse für adäquate und moderne Regelungen sorgen. Dass nach dem Abgang des ehemaligen Landeshauptmann Stellvertreter Michael Strugl die IT-Berufe aus der Liste der Mangelberufe gestrichen worden seien, hätte nie passieren dürfen, sagt Sprengseis. Mittlerweile seien IT-Berufe wieder auf die Liste zurückgekehrt und die Lage wieder besser. Doch auch die Regelungen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit gehörten zumindest im IT-Bereich entstaubt und den heutigen Verhältnissen angepasst, fordert der Bluesource-COO Sprengseis.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*