„Kampf um die besten Spezialisten“

Die Energie AG Oberösterreich bietet neben Strom, Gas, Wärme und Wasser hochwertige IKT-Dienstleistungen. Das Unternehmen betreibt u.a. das größte Glasfasernetz Oberösterreichs. Vorstand Werner Steinecker im Interview. [...]

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Werner Steinecker: Der Bedarf nach ultraschnellen Hochleistungsinternetverbindungen  mit 100 Mbps und mehr ist rasant im Steigen. Oberösterreich ist in der glücklichen Lage, dass unter der Federführung der Energie AG schon vor Jahren mit dem Aufbau von hochwertigen Glasfaser-Infrastrukturen begonnen wurde. Heute steht ein flächendeckendes Glasfasernetz mit mehr als 4.500 Kilometern Leitungslänge zur Verfügung, über das alle Gemeinden Oberösterreichs erschlossen sind. Dieses Netz nutzen bereits Schulen, Behörden, Banken, Krankenhäuser und Unternehmen.
Mit der rapide voranschreitenden Digitalisierung steigt der Bedarf an leistungsfähigen Breitbandverbindungen auch in den privaten Haushalten: Das Tor in die neue digitale Kommunikationswelt ist ein Glasfaseranschluss, der unter dem Begriff „Fiber To The Home“ (FTTH) – angeboten wird. Das Glasfasernetz wird jetzt schrittweise für Privatkunden geöffnet und ist der erste Schritt, die neuen Breitbandinitiativen von Bund und Land umzusetzen und den Bandbreitenhunger der Nutzer zu stillen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Ich bin der Meinung, dass die Rahmenbedingungen generell gut sind. Nicht zuletzt deshalb, weil in Oberösterreich schon vor langer Zeit begonnen wurde, in diesem Bereich Akzente zu setzen – seitens der Wirtschaft war schlichtweg der Bedarf nach mehr Bandbreite und schnellen Datenverbindungen gegeben.
Der Ausbau und die Öffnung des Glasfasernetzes wird in Oberösterreich wie in allen anderen Regionen Europas aber auf die Unterstützung und die Förderung von EU, Bund und Ländern angewiesen sein – es muss schließlich eine komplett neue, vom bisherigen System unabhängige Netzstruktur aufgebaut werden – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Seitens der Politik wird es deshalb Maßnahmen geben müssen, die diesen FTTH-Ausbau unterstützen und die Nutzung schließlich für den Kunden erschwinglich machen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Generell sind die Zeiten für Energiever­sorgungsunternehmen sehr herausfordernd, weil sich die Energiemärkte in einem grundlegenden Umbruch befinden und alles bisher Existente in Frage stellen. Unter diesen Umständen am Markt mit dem Verkauf von Energie erfolgreich zu sein, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit und fordert von den Unternehmen extreme Anstrengungen, um Alternativen und neue Geschäftsmodelle zu finden. Für die Energie AG werden Dienstleistungen noch mehr als bisher in den Fokus rücken, der Ausbau der Datendienste ist ein wesentlicher Teil dieser Neuausrichtung. Generell sind wir mit dem Geschäftsverlauf in diesem Bereich aber zufrieden.
 
Was waren die Highlights aus den vergangenen Jahren in diesem Bereich?
Aufbauend auf das vorhandene Glasfasernetz ist es in den vergangenen Jahren gelungen, das Netz der Energie AG als sichere und verlässliche Verbindung zu den weltweiten Datennetzen zu etablieren. Heute vertrauen die Landesspitäler, Banken aber auch Multi-Site-Kunden auf unsere Leistungsfähigkeit. Heute zählen auch Anwaltskanzleien zu unseren Kunden und wir können dislozierte Backup-Storage-Lösungen anbieten – wir haben die Cloud sozusagen rot-weiß-rot gemacht und nach Oberösterreich geholt. Gerade im Bereich Datenschutz ist das für viele Unternehmen ein Plus, weil hier österreichisches Recht gilt und die Daten in Oberösterreich vorgehalten werden und nicht in irgendwelchen Rechenzentren, die über die ganze Welt verstreut sind.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen?
Oberösterreich ist in der glücklichen Lage, das führende Industrieland der Republik zu sein. Deshalb kommt dem Bildungsbereich hier seit jeher eine besondere Bedeutung zu – und das spiegelt sich sowohl in der Ausbildungslandschaft als auch in der Ausbildungsqualität wider. Mit der Johannes Kepler Universität und der Fachhochschule Hagenberg sind in Oberösterreich gerade im Bereich der Informationstechnik zwei universitäre Einrichtungen vorhanden, über deren Qualität es meiner Meinung nach keinerlei Zweifel gibt.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen des Facharbeitermangels und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Die Energie AG bekennt sich seit mehr als sieben Jahrzehnten zur betriebsinternen Ausbildung von jungen Menschen. Unsere Lehrwerkstatt in Gmunden, die vor allem auf den technischen Bereich abzielt, ist fast wie eine Kaderschmiede für das Gesamtunternehmen: Mit einer guten, fundierten Ausbildung gelingt es uns seit 72 Jahren, junge Menschen nach unseren Bedürfnissen so auszubilden, dass wir sie im Unternehmen in den verschiedensten Bereichen bestmöglich einsetzen können. Ich selbst habe im Herbst 1972 in Gmunden als Lehrling begonnen. Gerade die IT braucht im Bereich der Installationen fachkundiges Installationspersonal, das wir zu einem Gutteil selbst und nach unseren Vorstellungen so gut wie möglich ausbilden und auf den Arbeitsalltag vorbereiten. Andererseits holen wir uns aber auch Fachexperten, die wir von den HTLs, Fachhochschulen und Universitäten bekommen. In Oberösterreich sind wir hier – mit den Schwerpunkten an der Uni Linz und den Fachhochschulen, etwa beim Campus Hagenberg – noch in einer sehr guten Position. Zusammengefasst lässt sich aber feststellen, dass es mittelfristig aber in Oberösterreich zu einem Kampf um die besten Spezialisten kommen wird.


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