„Kein Plan für die Digitalisierung“

Mario Lehner, Geschäftsführer des ERP-Spezialisten insideAx, sieht bei heimischen KMU Aufholbedarf beim Thema Digitalisierung. [...]

Die digitale Transformation stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen und wirft gleichzeitig verschiedene Fragen auf. Wie beurteilen Sie den Status quo der Unternehmen in Österreich bei diesem Thema?
Die digitale Transformation wird in Österreich eher als schleichende Evolution statt als Revolution wahrgenommen. Viele Unternehmen versuchen die Digitalisierung im operativen Tagesgeschäft unterzubringen anstatt sich auf Führungsebene Gedanken über die Strategie zu machen. Deutlich sichtbar wird diese Unsicherheit und Unwissenheit im Industriebereich. Laut einer aktuellen Studie haben rund die Hälfte aller Betriebe keinen Plan für die digitale Transformation. Wir beschäftigen uns jetzt seit über zwei Jahren mit dem Thema Digitalisierung und versuchen das unseren Kunden näher zu bringen.
Warum scheinen die Unternehmen hier eher vorsichtig zu agieren?
Das eigentliche Hauptproblem ist, dass die Leute nicht wissen was Digitalisierung eigentlich ist. Wir sprechen in den Unternehmen meist mit den IT-Leitern und die sind großteils nach wie vor Techniker, für die Digitalisierung das Betreiben eines Netzwerkes oder ein Remote-Zugang ist. Auch der Begriff ist meines Erachtens falsch. Ich spreche immer von der Digitalen Business Transformation, weil es um Geschäftsmodelle geht. Und hier ist der CEO der richtige Ansprechpartner, weil es im Grunde um die Unternehmensstrategie geht. Auch Trends wie das mobile Arbeiten oder die Kommunikation in sozialen Netzwerken spielen hier eine große Rolle. Die Unternehmen sind gefordert, digitale Strategien für den eigenen Betrieb zu entwickeln, um für die künftigen Herausforderungen gerüstet zu sein. Dazu zählt auch der Einsatz von neuen Methoden wie Big-Data-Analysen, um große Datenmengen auszuwerten und mit externen Quellen verknüpfen zu können. 
Wie versuchen Sie, den Unternehmen das Thema schmackhaft zu machen?
Ich präsentiere den Kunden Fallstudien anhand konkreter Beispiele. So kann er sehen, welchen Nutzen digitale Geschäftsmodelle auch für sein Unternehmen haben können. Wir veranstalten auch Workshops zu dem Thema. Wichtig ist es, die Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren. Die digitale Transformation bietet Chancen für neue Geschäftsmodelle, besseren Kundenservice oder auch optimierte Prozesse. Die Entwicklung funktioniert natürlich nicht von heute auf morgen aber ich kann den Kunden Pilotprojekte zeigen und sein Bewusstsein für das Thema schärfen. Viele Aspekte der Digitalisierung werden schon lange im privaten Leben genutzt, aber im Geschäftsbereich sind wir bei diesem Thema noch in der Steinzeit. Auch die Politik muss auf die neuen Möglichkeiten reagieren, vor allem was flexible Arbeitszeiten und Ausbildungsmöglichkeiten betrifft. 
Welche Gefahren entstehen für Unternehmen, die sich dieser Entwicklung verschließen?
Das ist ganz einfach: Diese Unternehmen werden von der Konkurrenz überholt und bleiben über. Ein Argument ist auch, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze kosten wird. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch richtig, aber wenn sich die Unternehmen diesem Trend verwehren, haben wir irgendwann noch weniger Arbeitsplätze, weil dann gibts die Unternehmen nicht mehr.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*