Der ERP-Spezialist Proalpha sieht eine seiner Aufgabe darin, eine Balance zwischen Fortschritt und Kundenintegration zu finden, damit die Reise in die digitale Zukunft für alle Beteiligten erfolgreich wird. ITWelt.at sprach mit Alexander Krauter, Product Strategy Manager bei Proalpha, unter anderem darüber, welche Rolle die Cloud dabei spielt. [...]
Lange Zeit galt die Meinung, dass ERP-Systeme und die Cloud nicht zusammenpassen. Hat sich diese Einstellung geändert?
Noch vor acht Jahren war tatsächlich die Meinung weit verbreitet, dass ERP-Systeme und Cloud-Technologien schwer miteinander vereinbar sind. Doch wir haben damals mit den ersten Kundenprojekten begonnen – und das oft aus einem ganz praktischen Bedürfnis heraus: Viele Kunden, vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen, hatten schlicht nicht die personellen Ressourcen, um ihre ERP-Systeme vor Ort zu betreuen. So entstand die Idee, diese Unternehmen durch Cloud-basierte Lösungen zu entlasten. Heute bieten wir eine Cloud-Plattform, die auf AWS basiert und alle Anforderungen im ERP-Bereich abdeckt. Immer mehr Unternehmen ziehen diese Option in Betracht, gerade wenn ein größeres Update ansteht. Dann wechseln viele gleich in die Cloud. Natürlich gibt es auch Unternehmen, die der Meinung sind, dass die Daten im Haus bleiben sollten. Das ist eine Denkweise, die langfristig zurückgehen wird, aber momentan noch stark verbreitet ist.
Welche Rolle spielt der CFO bei der Entscheidung für Cloud-Lösungen?
Gerade im ERP-Bereich stellt sich für CFOs die Frage: Kann ich ein entsprechendes System zukünftig für einen kalkulierbaren, überschaubaren Betrag mieten, statt große Investitionen zu tätigen und Kapital langfristig in Hardware zu binden? Der Gedanke, keine teuren Server mehr anschaffen und warten zu müssen, sondern eine flexible, skalierbare Lösung zu nutzen, die auf Bedarf anpassbar ist, spricht viele Finanzentscheider an. Das macht die Cloud nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Perspektive besonders attraktiv.
Wie helfen Sie Unternehmen beim Umstieg auf die Cloud?
Unsere Plattform ist darauf ausgelegt, Unternehmen auf ihrer Cloud-Reise gezielt zu unterstützen, und wir haben dafür ein neues Angebot entwickelt: ein sogenanntes Trial-Paket. Damit möchten wir Kunden den Übergang in die Cloud erleichtern – insbesondere denjenigen, die seit vielen Jahren auf ein bewährtes und stabiles on-Premise-ERP-System setzen. Wir beobachten, dass die Akzeptanz der Cloud zunimmt, je weniger eine Anwendung produktionskritisch ist. CRM, Belegverarbeitung oder Wissensmanagement sind Beispiele für Bereiche, in denen Cloud-native Systeme wie GEDYS, DIG oder Empolis in unserem Proalpha-Ökosystem schon heute erfolgreich eingesetzt werden.
Wie beeinflusst die Umstellung auf Cloud-ERP die Denkweise von Unternehmen hinsichtlich Standardsoftware und individueller Anpassungen?
Oft stellen Unternehmen fest, dass Funktionen, die früher individuell entwickelt werden mussten, inzwischen im Standard des Produkts enthalten sind. Dies führt zu einem Umdenken: Statt die Software umfassend anzupassen, erkennen viele Unternehmen die Vorteile, die Standardsoftware bietet – sei es der geringere Wartungsaufwand oder eine höhere Zukunftssicherheit.
Welche Rolle spielt Proalpha in diesem Prozess?
Das ist genau der Grund, warum wir spezialisierte Industriepakete anbieten, zum Beispiel für den Maschinenbau, den Großhandel oder stark regulierte Branchen wie die Automobilindustrie. Diese Pakete basieren auf tiefgehendem Knowhow und spezifischer Expertise. Sie ermöglichen es uns, Unternehmen zielgerichtet zu unterstützen und ihre Migration auf Cloud-Technologien nicht nur technisch, sondern auch prozessseitig optimal zu begleiten.
Wie kann künstliche Intelligenz bei der Optimierung von Prozessen helfen?
Mit intelligenten Anwendungen ermöglicht KI nicht nur reibungslose Abläufe, sondern auch die schnelle Umsetzung komplexer Use Cases, die ohne diese Unterstützung deutlich länger dauern würde. Und genau dafür haben wir erst kürzlich im Rahmen unseres größten Kundenevents mit über 750 Teilnehmenden die Proalpha Industrial AI Platform vorgestellt. Wir sprechen hier von einem durchgängigen Angebot für den konkreten, praxisgetriebenen und replizierbaren Einsatz von Artificial Intelligence im industriellen Mittelstand.
Die Plattform stellt einen Katalog von mehr als 30 AI Business Apps für Kernprozesse entlang zentraler Geschäftsbereiche für die unternehmerische Wertschöpfung bereit – vom Einkauf und der Produktion, über den After-Sales bis hin zum Service. Weitere 100 AI Apps sind bereits identifiziert und in der Entwicklung. Die Plattform kann zudem auch nahtlos an Drittanbieter-Systeme angebunden werden, bietet Unternehmen eine ganzheitliche Datenintelligenz und kann über die jeweiligen vorpaketierten AI Apps – je nach Einsatzszenario – sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten verarbeiten. Damit wird das ready-to-use AI-App-Portfolio auch für den industriellen Mittelstand einfach zugänglich und somit zum echten Game Changer in einer zunehmend wirtschaftlich herausfordernden Zeit.
Welche strategischen Schwerpunkte setzt Proalpha mittelfristig?
Gruppenstrategisch gibt es drei zentrale Themen, die uns derzeit beschäftigen und auch weiterhin prägen werden: künstliche Intelligenz, Cloud-Lösungen und Integration. KI ist für uns ein Bereich, der sukzessive in all unsere Produkte einfließen wird. Es ist ein integraler Bestandteil unserer Weiterentwicklung und wird künftig überall in unserem Portfolio zu finden sein.
Das zweite große Thema ist die Cloud. Einige unserer Gruppenunternehmen arbeiten bereits vollständig Cloud-nativ – das entsprechende Angebot wollen wir weiter ausbauen. Doch wer sein ERP-System vor Ort betreiben möchte, kann dies tun und es gleichzeitig mit Cloud-basierten Services verknüpfen. Der dritte zentrale Punkt unserer Strategie ist die Integration. Kunden benötigen zuverlässige Vernetzung, sowohl auf Datenebene mit standardisierten Schnittstellen für Drittsysteme, als auch über eine harmonisierte Benutzeroberfläche.
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