KI in praktischen Anwendungen

KI ist in aller Munde, dennoch fehlt es vielen Unternehmen an Ideen, wie sie die Technik konkret einsetzen können. Ein vom deutschen Digitalverband Bitkom herausgegebener Leitfaden will hier Abhilfe schaffen und beschreibt zwölf KI-Anwendungsbeispiele. [...]

Ein Beispiel aus dem Bitkom-Leitfaden: Automatische kephalometrische Analyse mit KI. (c) CellmatiQ / Bitkom

Als KI-Experte weiß Nabil Alsabah, Bereichsleiter künstliche Intelligenz und Big-Data.AI Summit beim Bitkom, über die große Anziehungskraft des Themas nur zu gut Bescheid. »Die öffentliche Debatte über KI und Big Data ist viel zu häufig von Science-Fiction-Szenarien geprägt, die wenig Relevanz für das Alltagsgeschäft von Unternehmen haben«, klagt Alsabah. Um dem entgegenzuwirken habe der Bitkom in einem KI-Leitfaden »Konkrete Anwendungsfälle von KI & Big-Data in der Industrie« (so auch der Ttel des Leitfadens) aus unterschiedlichen Branchen zusammengetragen.

Diese Praxisbeispiele zeigen, »wie diese innovative Technologien eingesetzt werden können, um ganz konkret die Ergebnisse zu verbessern oder den Ressourcenverbrauch zu reduzieren«, so Alsabah. Zwar sind laut Bitkom deutsche Unternehmer davon überzeugt, dass KI eine Schlüsseltechnologie ist und extrem wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit ist, trotzdem liegt der Anteil der Firmen, die den Einsatz von KI diskutieren, ihn planen oder umsetzen bei nur zwölf Prozent. Big Data hingegen setzen laut Bitkom bereits fast 60 Prozent der Unternehmen um. Dies soll der Leitfaden ändern helfen, indem er anschaulich konkreten Nutzen von KI-Projekten zeigt. Die Beispiele stammen aus den Bereichen Autonome Mobilität, Zahnmedizin, Post, Stahl, Logistik, E-Health, Industrie 4.0, Handel und Fintech.

Von Mobility-Lösungen …

Im Buch wird beispielsweise beschrieben wie sich Fahrzeugdaten nutzen lassen, um eine Risikoeinschätzung für das individuelle Fahrverhalten zu liefern, aber auch um Schlaglöcher auf einer Karte zu markieren und so die Straßenqualität zu verbessern. In einem anderen Anwendungsfall aus der Mobilität werden mit Hilfe von anonymisierten Smartphone-Daten Bewegungsmuster erstellt, um ideale Standorte für Car-Sharing-Stationen oder E-Auto-Ladestationen zu ermitteln.

… zu Anwendungen in der Medizin

Der Leitfaden zeigt, wie künstliche Intelligenz in der Kieferorthopädie bei der sogenannten Kephalometrie genutzt werden kann. Diese ist in den meisten Ländern zu Beginn jeder kieferorthopädischen Behandlung (z.B. für eine Zahnspange) gesetzlich verpflichtend. Dabei muss ein seitliches Röntgenbild sehr schematisch ausgewertet werden, was bisher rund zehn bis fünfzehn Minuten dauert. Dank KI kann die Bildanalyse in weniger als einer Sekunde erledigt werden – bei weltweit etwa 10 Millionen Kephalometrien pro Jahr sind so gigantische Effizienzsteigerungen möglich. Zu nennen ist hier das Hamburger Startup CellimatiQ, das sich mit der Auswertung von medizinischen Bildern (Röntgen, DVT, MRT, Foto etc.) mithilfe von KI beschäftigt. Massive künstliche neuronale Netze in der Größenordnung von 200 Millionen Neuronen (= numerisch ca. 1/400 des menschlichen Gehirns) simulieren das Sehvermögen des visuellen Cortex und können zuverlässig Strukturen und Muster in Bildern identifizieren. Für die oben genannte Kephalometrie kommt die Software »DentaliQ« zum Einsatz (siehe Bild oben).

Aber auch in der Onkologie können Datenanalyse und KI helfen: Von der Krebsfrüherkennung, bei der selbst kleinste Veränderungen auf Röntgenaufnahmen und CT-Bildern entdeckt werden, bis hin zur perfekten individuellen Therapie, die auf den aktuellsten Leitlinien basiert.
Weiters behandelt der Leitfaden Praxisbeispiele wie den Aufbau einer Price Engine für einen Kfz-Ersatzteilhändler, die Vorhersage von Fahrgastströmen auf Bahnhöfen sowie den Einsatz von KI und Datenanalyse in einer eher konservativen und wenig technologieaffinen Branche wie der Stahlindustrie. Der Leitfaden steht zum kostenlosen Download bereit unter www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Konkrete-Anwendungsfaelle-von-Kuenstlicher-Intelligenz-Big-Data-in-der-Industrie.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*