KI-Innovationen – aber bitte für alle

Von der Einbettung von Unternehmens-KI in sämtliche Geschäftslösungen bis zur Kooperation mit namhaften Technologieunternehmen: Wenn es um das Thema künstliche Intelligenz geht, macht SAP große Ankündigungen und greift tief in die Tasche. Davon profitieren aber nicht alle Anwender. [...]

Walter Schinnerer ist Fachvorstand für Österreich in der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). (c) DSAG
Walter Schinnerer ist Fachvorstand für Österreich in der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). (c) DSAG

Innovationen und Partnerschaften für generative KI, die Unternehmen im KI-Zeitalter völlig neue Möglichkeiten eröffnen: Das kündigte SAP im Juni auf der Kundenkonferenz Sapphire an. Gemeint ist zum Beispiel die sukzessive Ausweitung des Co-Piloten „Joule“ auf das gesamte Lösungsportfolio des Software-Konzerns. Oder dass über den Generative AI Hub in der SAP Business Technology Platform nun auf große Sprachmodelle (LLM) von Amazon Web Services, Meta und Mistral AI zugegriffen werden kann. Ermöglicht werden soll das u. a. durch erweiterte und neue Kooperationen mit den genannten Technologiegrößen.

Was theoretisch gut klingt, lässt praktisch aber einige Anwender auf der Strecke. Denn diese Neuerungen sind nur in der Cloud verfügbar – und das obwohl SAP mit der Wartungsverlängerung bis 2040 für die ERP-Lösung S/4HANA zugesichert hat, Innovationen konsequent und langfristig bereitzustellen. Die DSAG sieht das kritisch. Sie fordert, dass SAP alle KI-Innovationen für die S/4HANA Private Cloud auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang zur Verfügung stellt. Es sollte gewährleistet sein, dass alle S/4HANA-Anwender von Technologien wie Machine-Learning (ML) und den aus den zahlreichen neuen KI-Funktionen resultierenden Funktions- und Integrationsszenarien profitieren.

Routineaufgaben unterstützen

Denn dass die Einbindung von KI in bestehende Produkte die Funktionalität signifikant erleichtern kann, zeigt das Beispiel Joule. Seit November 2023 ist der intelligente Assistent in SAP SuccessFactors verfügbar und vereinfacht so Personalprozesse. Er kann Daten aus unterschiedlichen Systemen ordnen, sie in einen Kontext setzen und damit die Entscheidungsfindung beschleunigen und verbessern. Bis Ende des Jahres wird der Co-Pilot auch in den Cloud-Lösungen SAP Ariba für Einkauf und Beschaffung und in der Business-Intelligence-Lösung SAP Analytics Cloud zur Verfügung stehen, um weitere Routineaufgaben zu unterstützen.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Auch für österreichische Unternehmen ist KI ein immer wichtigeres Thema. Das zeigt eine aktuelle KI-Umfrage der DSAG und der amerikanischen SAP-Anwendergruppe Americas SAP Users Group (ASUG). Die Ergebnisse unterstreichen allerdings ebenso, dass für Unternehmen der Einsatz von KI an entscheidende Faktoren geknüpft ist: Für 93 Prozent der Befragten in Österreich (DACH: 92 Prozent), die ein KI-Projekt in Erwägung ziehen, sind Transparenz und Klarheit darüber, wo und auf welchen Daten KI-Lösungen basieren, von großer Bedeutung. Außerdem wichtig ist für 96 Prozent der Teilnehmenden (DACH: 86 Prozent), dass KI-Lösungen zu fairen und nachvollziehbaren Preismodellen angeboten werden. 77 Prozent der österreichischen Befragten (DACH: 85 Prozent) gaben zudem die nahtlose Integration der KI in bestehende Systeme als einen zentralen Aspekt an. Gefolgt vom Punkt „flexible Nutzung“: 54 Prozent der österreichischen Unternehmen (DACH: 65 Prozent) halten es für äußerst wichtig, KI unabhängig vom gewählten SAP-Betriebsmodell vor Ort nutzen zu können. In Richtung SAP heißt das aus DSAG-Sicht ganz klar: Anwender müssen die Möglichkeit haben, zwischen Cloud- und On-Premises-Modellen zu agieren. Diese Flexibilität muss sowohl für die S/4HANA Private Cloud als auch für On-Premises-Lösungen gewährleistet sein.

Somit benötigen Anwender laut Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand für Österreich, insgesamt nicht nur tragfähige KI-Technologie. Auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen: „SAP sollte bei der Integration großer Sprachmodelle in SAP-Business-Prozesse ein zentrales Monitoring der Integration und der abgewickelten Transaktionen ermöglichen. Gleichzeitig muss das Preismodell je nach Reifegrad und Umfang den KI-Funktionen angepasst sein.“ Darüber hinaus braucht es aus DSAG-Sicht neben Referenzarchitekturen auch Best-Practice-Guides und Standards für die Integrationsszenarien und -technologien – insbesondere, um sicherzustellen, dass der Datenschutz bei der Verarbeitung von personenbezogenen und sensiblen Unternehmensdaten eingehalten wird. Schinnerer: „Generische Architekturen und SAP-Absichtserklärungen mit Partnerunternehmen sind nicht ausreichend. Es werden konkrete Use Cases mit und innerhalb von SAP-Prozessen benötigt, die den Anwenderunternehmen den praktischen Mehrwert aufzeigen. Dafür setzen wir uns als DSAG auch weiterhin im konstruktiv-kritischen Dialog mit SAP ein.“


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