KI-Plattform aus Graz punktet

Bei der Prozessoptimierung ist heute mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) schon vieles möglich. Mit der KI-Plattform »G.A.I.A« hat das Grazer Hightech-Unternehmen Leftshift One einen Weg für den B2C- und B2B-Bereich gefunden. [...]

Auf Expansionskurs: Patrick Ratheiser (links) und Christian Weber bieten KI-Plattform-as-a-Service. (c) Leftshift One

Fünf junge Leute, viel Knowhow und eine ambitionierte Idee: Wir wollen leistbaren KI-Einsatz für Unternehmen ermöglichen. Nach den ersten Überlegungen 2016 ging es dann relativ schnell: Bereits im Juli 2017 erfolgte die Gründung von Leftshift One (www.leftshift.one) in Graz, der Start wurde auch durch die Forschungsförderung der FFG ermöglicht. Die Idee nahm schnell Gestalt an: Das Konzept und die Plattform G.A.I.A (Generic Artificial Intelligence Application) wurden entwickelt. Geboten werden KI-Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette, für Produktentwicklung, Produktion, Marketing/Vertrieb, Service/Support bis hin zu Administration/Management.

»Wir verstehen G.A.I.A als eine AI-Plattform-as-a-Service mit modularen künstlichen kognitiven Fähigkeiten. Darin kommen Algorithmen aus den Bereichen Machine Learning sowie insbesondere Deep Learning zum Einsatz«, erklären CEO Patrick Ratheiser und CTO Christian Weber, die Gründer von Leftshift One, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Kunden können die einzelnen AI-Module der Plattform, etwa Text- und Sprach-Erkennung & Interpretation sowie Bild-/Video-Analyse oder Daten-Analyse bis hin zur Erkennung und Analyse von Emotionen, einzeln oder in Kombination nutzen.

»Damit können wir ganz flexibel eine Vielzahl von Anwendungsfällen gut abdecken und auch schnell realisieren«, ist Ratheiser überzeugt. Neben ihm und CTO Christian Weber sind Vice President Stefan Schmidhofer sowie Michael Mair und Benjamin Krenn, die ihre fundierte Erfahrung im Bereich KI als Senior-Softwareentwickler einbringen, von Beginn an mit von der Partie.

HR-Lösung für McDonalds

Stolz sind die Grazer Jungunternehmer auf das Vorzeige-Projekt, das Leftshift One einen gehörigen Bekanntheitsschub verpasst hat: McDonalds setzt beim Recruiting neuer Mitarbeiter ab sofort auf eine KI-Lösung von Leftshift One. Rund 60.000 Bewerbungen pro Jahr für 196 Restaurants in Österreich stellen für die HR-Abteilung des Fastfood-Giganten eine gewaltige zeitliche und organisatorische Herausforderung dar. Heute sind es nur wenige Klicks am Smartphone und der Recruiting-Prozess läuft für alle Beteiligten um einiges zeitsparender. Mit dem Dialog-Assistenten können Fragen wie »Bist du zeitlich flexibel?« oder »Wann hast du Zeit für uns?« mithilfe von Conversational AI gleich bequem via Handy geklärt werden.

Der smarter Recruiting Prozess bei McDonalds basiert auf KI-Knowhow aus Graz: Rund 60.000 Bewerbungen pro Jahr können damit besser abgewickelt werden.
(c) Leftshift One

HR-Team fällt Entscheidung

»Durch das smarte Service wird ein erster Eindruck davon generiert, wie gut der ausgeschriebene Job zum Bewerber passt, was ein gewaltiges Optimierungspotenzial sowohl für unsere Bewerber als auch für unsere Personalverantwortlichen in unseren 196 Restaurants ergibt«, bestätigt McDonalds-Personalmanagerin Yvonne Sekulin. Entscheidend: »Die in der Software zum Einsatz kommende künstliche Intelligenz agiert als reiner Unterstützer und aggregiert die eingereichten Daten. Wichtig: Sämtliche Entscheidungen obliegen stets dem Menschen«, betont Sekulin. Für die innovative Lösung gab es unlängst einen Preis: Der für McDonalds umgesetzte Bewerbungsassistent wurde mit dem österreichischen »HR-Award 2019« ausgezeichnet.

Win-Win: für Bewerber und HR-Team

Entscheidender Pluspunkt der Leftshift-One-Lösung: »Unsere Lösung betreibt kein Profiling und keine Kategorisierung, sondern evaluiert die Präferenzen der Bewerber und stellt diese Information dem Personalverantwortlichen lediglich in aggregierter Form zur Verfügung. Dass die Datenhoheit stets beim Kunden liegt, ist für uns selbstverständlich«, unterstreicht Leftshift-One-Vice-President Stefan Schmidhofer. »Mit G.A.I.A haben wir die schlankeste KI-Plattform im deutschsprachigen Raum entwickelt, die vor allem die Symbiose aus Mensch und Maschine beherzigt«, gibt sich CTO Christian Weber selbstbewusst. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit und praktisch für jede Branche spannend. Auch in der Hotellerie und Tourismus-Branche ist vieles möglich: für den deutschen Reise-Anbieter Nix-wie-weg.de wurde ein smarter E-Mail-Assistant, basierend auf automatischer Text-Erkennung und Analyse, zur Unterstützung des Vertriebs zur Beantwortung von Angebots-Anfragen entwickelt. Eine Lösung, die sich als Win-Win für beide Seiten herausstellt: Reise-Beraterin Trixi erhält 40.000 Anfragen pro Jahr – sie ist froh über Unterstützung bei der Angebotslegung. Und auch die Urlaubs-Anfrager sind glücklich: Sie erhalten dadurch jetzt viel schneller ihr maßgeschneidertes Reise-Angebot.

Projekt mit AVL LIST

Dass die Jungunternehmer mit G.A.I.A offenbar etwas ganz Besonders entwickelt haben, zeigt auch das Projekt mit dem steirischen Automotive-Riesen AVL List. Dabei wurde ein eigenes Sprachmodell für Automotive Anwendungen entwickelt, mit dem die Plattform G.A.I.A. angepasst wurde. Basierend darauf können verschiedene Use Cases innerhalb der AVL umgesetzt werden, etwa im Bereich des Recruitings oder im Marketing, aber auch im Entwicklungsprozess eines Fahrzeugs. Die Vorteile der Lösung überzeugten auch hier: Kostensenkung, Effizienz- und Qualitätssteigerung.

Die Technologie und modulare Gestaltung sowie das Angebot, die Plattform sowohl as-a-Service als Cloud-Lösung als auch im eigenen Rechenzentrum zu betreiben, dürfte gefallen. »Wir haben Interessenten sowohl von großen Unternehmen und auch von KMUs«, freut sich CEO Patrick Ratheiser über Nachfrage aus allen Branchen.

Hohe Nachfrage beflügelt Expansion

Der schnelle Erfolg macht auch eine rasche personelle Expansion dringend notwendig. Im Moment sind 21 Mitarbeiter an Bord, gerade eben wurde in ein neues Büro übersiedelt. Für 2020 haben sich die Grazer AI-Vordenker viel vorgenommen: »Im kommenden Jahr geht es uns darum, die Marktbekanntheit von G.A.I.A zu steigern, um auch die internationale Strahlkraft unserer Lösung mehr zu forcieren«, betont Ratheiser. Parallel dazu soll die Lösung natürlich weiter entwickelt und in Kundenprojekten erweitert werden, daher ist auch weitere personelle Expansion angesagt. Bereits jetzt wird mit internationalen Partnern zusammengearbeitet, dieses Partnernetzwerk soll noch erweitert werden.

Neben dem eigenen Unternehmen zeigt Left-shift One Engagement, das Wissen zu KI zu steigern und die Ängste dazu abzubauen. Dafür unterstützt das Hightech-Unternehmen auch AI Austria (www.aiaustria.com) sowie den Steiermark-Ableger AI Styria (www.gscheitsteirisch.ai).

»Beim Thema KI geht es jetzt nicht darum, Menschen zu ersetzen oder die Maschine zu bekämpfen. Es geht um eine sinnvolle Nutzung der Technologie. Auf lange Sicht muss es das Ziel sein, dass KI automatisiert eine effiziente, generische Lösung findet – und das unter ethisch richtigen Rahmenbedingungen«, betont CTO Christian Weber ausdrücklich. Das Thema KI und Ethik dürfe jedenfalls keinesfalls vernachlässigt werden.


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