Konsequent auf Wachstumskurs

Plaut Consulting Austria und msg systems treten seit Mitte des Jahres in Österreich gemeinsam als msg Plaut Austria auf. Die COMPUTERWELT sprach mit Geschäftsführer Georg Krause über Positionierung und Strategie des Unternehmens. [...]

Georg Krause, Geschäftsführer msg-Plaut Austria: »Unternehmen müssen sich von alten Denkmustern lösen.« (c) msg Plaut Austria

Welche Synergien haben sich durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen ergeben?
Plaut ist seit langem in der Wirtschaftsregion Österreich und Osteuropa im Beratungsgeschäft tätig und die msg Gruppe legt den Fokus auf Softwarelösungen und Beratung mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Mit der Übernahme haben sich nun sowohl beim Thema Beratung regional als auch bei den Lösungen und Services Synergien ergeben. Der zweite Grund war, dass wir in der msg Gruppe eine neue Strategie entwickelt haben und die Regionen und Verantwortungen festgelegt haben. Plaut ist heute für den Wirtschaftsraum Österreich, CEE und CIS für das gesamte msg-Portfolio zuständig und verantwortlich. Das erweitert unser Leistungsspektrum massiv über das klassische Plaut-Geschäft hinaus. Wir haben nun für viele Branchen ein sehr breites Lösungsangebot, das von Querschnittsthemen wie SAP- und Microsoft-Beratung bis hin zu speziellen Branchenlösungen wie etwa für den Versicherungsbereich reicht. Somit können die insgesamt 100 Mitarbeiter in Österreich besser auf die Anforderungen und Wünsche ihrer Kunden in neuen Märkten, Branchen und Geschäftsfeldern eingehen und sie für die Zukunft rüsten.

Wie sieht die wirtschaftliche Enwicklung des Unternehmens aus und welche Ziele verfolgen Sie?
Wir verzeichnen ein sehr starkes Wachstum und haben uns in Österreich in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt. Zu den Zielen: Wir wollen einerseits in der Region ein umfassender und sehr professioneller Dienstleister sein. Da gibt es noch sehr viel Potenzial, weil wir erst jetzt in einigen Ländern mit dem gesamten msg-Portfolio begonnen haben. Weiters wollen wir bestehende Länder ausbauen und auch neue erschließen. Wir haben konkret geplant, im kommen Jahr Niederlassungen in Ungarn und der Ukraine zu eröffnen. Und wir werden uns im Oktober auch mit dem ehemaligen SAP-Österreich-Geschäftsführer Klaus Sickinger im Management verstärken.

Wachstum erwarte ich mir auch durch eine weitere Internationalisierung. Wir sind gerade dabei in der Gruppe eine »Strategie 2025« auszuarbeiten. Da ist der internationale Ausbau ein großes Thema, weil die msg Gruppe derzeit noch sehr auf Deutschland fokussiert ist: über 70 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland gemacht. Ein Teil der Strategie ist auch, dass wir die Zusammenarbeit der Branchen in Deutschland und den anderen Ländern nochmals deutlich verstärken.

Welche Themen der Digitalisierung betreffen Ihr Unternehmen und Ihre Kunden besonders?
Unsere Haupttätigkeit liegt darin, unsere Kunden bei der Digitalisierung zu unterstützen. Aber auch für uns ändert sich dadurch Einiges. Wir als Beratungs- und Produkthaus setzen stark auf das Thema Plattformen. Unsere Vision ist ja, dass wir Wegbereiter in einer Welt digitaler Ökosysteme und Plattformen sind. Das heißt wir gehen davon aus, dass die Plattformen massiv das wirtschaftliche Umfeld und die Geschäftsmodelle unserer Kunden verändern werden. Eine Rolle von uns ist den Kunden dabei zu helfen, das positiv zu meistern. Wir müssen uns also überlegen, welche Plattformen wir in Österreich und Europa nachhaltig besetzen können.

Können Sie das Thema Plattformen genauer erklären?
Durch Plattformen verändern sich die Spielregeln in der Wirtschaft, weil hier auch globale Player wie Google oder Amazon mitmischen. Wir müssen schauen, wo wir uns und unsere Kunden positionieren können. Wir werden in Österreich nicht das neue Amazon oder das neue Airbnb erfinden. Trotzdem gibt es Nischen, wo man sich gut und erfolgreich positionieren kann. Das heißt, diese Entwicklung ist für unsere Kunden disruptiv. Zum Beispiel wird es eine KfZ-Versicherung in der heutigen Form in 20 Jahren nicht mehr geben. Hier muss man überlegen, wie in Zukunft eine Mobilitätsplattform aussehen könnte und welchen Beitrag eine Versicherung dabei leisten kann. Wird sie ein Plattformbetreiber sein, wird sie Mobilitätsdienste vermitteln? Hier muss man auch Dinge ausprobieren.

Damit verändert sich auch unsere Rolle, weil wir heute mit Kunden solche Plattformen bereits entwickeln und entwickelt haben. Während wir heute klassische Produkte und Beratungsleistungen bieten, kommen wir dann in eine mitverantwortliche Funktion etwa als Mitbetreiber einer solchen Plattform. Wir sind jetzt gerade dabei, im deutschen Sprachraum eine Plattform für kommunale Betriebe aufzubauen. Darüber kann dann eine Kommune ihre Leistungen bündeln und Bürgern zur Verfügung stellen. Das kann verschiedenste Dienste beinhalten.

Die große Herausforderung ist, dass wir derzeit eine sehr hybride Welt haben. Das heißt, wir haben die alten Systeme, von denen viele Unternehmen aber noch immer leben und gleichzeitig muss man sich mit neuen Dingen beschäftigen und Dinge ausprobieren, um vorne dabei zu sein oder einen Wettbewerbsvorteil zu haben. Man muss sich von alten Denkmustern lösen.

Betrifft das auch msg-Plaut?
Uns betrifft das genauso. Wir haben das klassische Beratungsgeschäft und zudem betreiben wir Innovation Labs wie in Passau, wo wir mit unseren Kunden völlig neue Ideen entwickeln. Dass wir selber mit Ideen kommen und entwickeln wird bei den Kunden sehr positiv aufgenommen. Aber wir als Branche stehen erst am Anfang. Wenn Technologien wie KI, Robotics, Sensorik, Analytics usw. zusammengebracht werden, und wenn man sich überlegt, was hier in Zukunft alles möglich sein wird, dann versteht man, dass man am Anfang steht. Das bringt aber auch massive gesellschaftliche Probleme mit sich, die wir auch heute schon beobachten können.

Ein aktuelles Problem ist der Fachkräftemangel. Wo finden Sie neue Mitarbeiter?
Wir suchen laufend Leute. In der Plaut alleine haben wir letztes Jahr 25 neue Mitarbeiter aufgenommen und im ersten Halbjahr 2019 weitere 20. Neben klassischen Plattformen wie Headhunter, Inserate und Karrieremessen versuchen wir auch neue Wege zu gehen. Es gibt ein Programm vom Arbeitsmarktservice, wo Arbeitsuchende, die über gewisse Fachkompetenzen verfügen aber mangelnde IT-Kompetenzen haben etwa in Kooperation mit der SAP in einem dreimonatigen Prozess ausgebildet werden und Grundlagen lernen. Das kommt uns sehr entgegen, sodass wir in dieser ersten Welle, wo das durchgeführt wird mit dabei sind und bereits zwei Berater eingestellt haben. Zusätzlich starten wir im nächsten Jahr ein neues Entlohnungspaket, das stärker auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmt werden kann. Flexibilität ist hier ganz wichtig. Der Markt ist derzeit sehr dynamisch und braucht mehr Fachkräfte. Hier ist die Politik gefordert.


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