Krisen beschleunigen Nachhaltigkeit

Vor etwas mehr als einem Jahr hat Marco Porak die Geschäftsführung der IBM Österreich von Patricia Neumann, die nun den Bereich Data, AI und Automation in der EMEA-Region leitet, übernommen. Im Gespräch mit ITWELT.at blickt er auf das krisengeschüttelte Jahr zurück und sieht Nachhaltigkeit als eines der wichtigsten und zukunftsträchtigsten Themen für Unternehmen. [...]

Marco Porak, Country General Manager & Director of Technology bei IBM Österreich. (c) IBM
Marco Porak, Country General Manager & Director of Technology bei IBM Österreich. (c) IBM

Blick zurück auf das vergangene Jahr: Wie sehr haben die multiplen Krisen von Corona, Krieg und Teuerung IBM betroffen?

Was den IT-Markt betrifft, haben wir durch die Russland-Ukraine-Kriegssituation keinen signifikanten Impact auf diesen Markt in Österreich gesehen. Ich glaube, das, was uns als Europäer eint, ist das grundsätzliche Verständnis dafür, dass es Sanktionen gibt und dass man Sanktionen auch durchziehen muss. International beschäftigt sich die IBM auch mit den Krisen. Doch Ereignisse, wie Energiekrise, Teuerung etc. sind Themen, mit denen wir proaktiv umgehen – wir warten jetzt nicht, bis der Gesetzgeber vorschreibt, wie wir Energie sparen – man braucht nicht für jede vernünftige Aktivität ein Gesetz. Unser Office ist bereits sehr energieeffizient, dennoch wollen wir das weiter verbessern. Wir haben IBMer und IBMerinnen nach ihren Ideen dazu gefragt. Es kamen unheimlich viele tolle Rückmeldungen, die wir auch berücksichtigen und woran wir erkennen, dass die Leute gefragt werden und mitmachen wollen.

IBM setzt auch auf Nachhaltigkeit. Ist das in Zeiten der Teuerung und Energieknappheit nicht ein schwieriges Thema, das Ihre Kunden überfordert?

Wenn eine Krise die andere jagt und diese sich auch noch überlappen, dann wird es natürlich für einige Unternehmen sehr viel. Da, wo wir unterstützen können, wollen wir diese Unternehmen gerne unterstützen. Noch ein Wort zur Nachhaltigkeit: Ist diese gegenwärtig wirklich noch eine Zusatzaufgabe, die mehr oder minder behindert? Vielleicht an manchen Stellen. Ehrlich gesagt, wir haben viele Unternehmen, die Nachhaltigkeit als eine Chance erleben, um endlich etwas zu tun, was ohnehin schon lange notwendig war – und letztlich ein positives Businessmodell und möglicherweise eine gesteigerte Effizienz und damit neue Marktchancen bringt. Die Firma Gießwein ist so ein Beispiel. Das Unternehmen hat sich – jetzt nicht getrieben durch die Krise – ein neues Brand-Image gegeben, das auf Nachhaltigkeit in ihren Produkten fußt, die dementsprechend neu vermarktet werden. So etwas, glaube ich, können und werden viele andere Unternehmen auch tun. Schade ist, dass es immer einen Anlass braucht, aber Krisen sind auch immer ein Beschleuniger. Das hat die Corona-Pandemie eindeutig gezeigt. Das Gute daran ist, die Dinge sind gekommen, um zu bleiben. Die Unternehmen haben sich auf den Weg gemacht. Ich glaube, dass dies alles auch Chancen eröffnet für die Unternehmen, die rechtzeitig reagiert und die richtigen Schritte gesetzt haben – und von diesen gibt es eine Menge.

Wie sehen Sie nach diesem Krisenjahr die Zukunft? Worauf wollen Sie den Fokus setzen?

Ein wichtiges Thema ist Sustainability beziehungsweise Nachhaltigkeit. Was die IBM betrifft: Wir haben schon vor einiger Zeit begonnen, explizite Sustainability-Apps zu produzieren und auch als eigenes Produkt-Offering zu positionieren. Da geht es um ESG-Reporting oder Klimarisikomanagement und dergleichen. Darüberhinaus gibt es im großen restlichen Produktset der IBM ebenfalls eine Menge Angebote, die sozusagen implizit auf die Sustainability einwirken. Damit meine ich beispielsweise unseren neuen Mainframe z16. Das ewig totgesagte Mainframe-System wird immer besser und ist absolut nicht tot. Im Gegenteil. Am 13. September haben wir die neueste Version der Linux-Variante „Linux One“ angekündigt. Da gibt es gute Beispiele, wie man von buchstäblich hundert kleinen Rechnern, also x86-Server auf ein, zwei oder drei große Rechner migrieren kann, wie unsere Kundenreferenz mit dem großen Bankhaus Citibank zeigt. Dieses hat von 20 Racks auf vier Linux One migriert und dabei den Verbrauch von rund 150 Kilowatt auf knapp 40 Kilowatt gesenkt. Das ist nunmehr ein schwaches Drittel vom vormaligen Verbrauch. Wenn man davon ausgeht, dass diese Systeme bei der Bank 24 Stunden am Tag das ganze Jahr laufen, kommt ganz schön was zusammen – nicht nur an Kosten-, sondern auch an Energieersparnis.


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