Künstliche Intelligenz zum Anfassen

Ist von künstlicher Intelligenz die Rede, haben die Österreicher und Österreicherinnen sehr unterschiedliche Vorstellungen. Der Bogen spannt sich von apokalyptischen Untergangsvorstellungen, bei denen der Mensch von Maschinen (oft als Roboter gedacht) unterworfen wird, bis hin zum eher profanen Erschließen neuer Geschäftsmodelle. Eine bis Sommer 2022 laufende Ausstellung im Technischen Museum Wien setzt sich mit Fakten und Mythen dieses wichtigen Innovationsthemas auseinander. [...]

Neuronale Netze in der Ausstellung "Künstliche Intelligenz?" im Technischen Museum Wien. (c) Sebastian Weissinger / Technisches Museum Wien
Neuronale Netze in der Ausstellung "Künstliche Intelligenz?" im Technischen Museum Wien. (c) Sebastian Weissinger / Technisches Museum Wien

Eine aktuelle Ausstellung im Technische Museum Wien will Besucherinnen und Besuchern einen transparenten, reflektierten Blick auf Utopien und – ja auch – Hysterien eröffnen, die sich um humanoide Roboter und künstliche Intelligenz ranken. Obgleich die Roboter als Schauobjekte ehrlich gesagt mehr hermachen, präsentiert die Ausstellung die derzeitigen technologischen Entwicklungen in den Bereichen »maschinelles Lernen«, „Algorithmus“ oder „autonome Systeme“ und will zeigen, was hinter diesen Trendschlagworten eigentlich steckt und welche gesellschaftlichen Auswirkungen diesen Technologien möglicherweise haben werden. 

Die Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz?“ (man beachte das Fragezeichen) ist bereits der dritte Teil der Ausstellungsreihe zu Innovation und Technik, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) entstanden ist. Auf fünf Stockwerken werden die Besucherinnen und Besucher durch anschauliche Präsentationen angeregt nachzuspüren, wie wir mit Maschinen interagieren, wie künstliche Intelligenz funktio­niert und wie sie unseren Alltag – auch unbewusst – verändert. Schließlich wird auch das künstlerische Potenzial der Maschinen ebenso wie die Möglichkeiten, die sich für Mobilität und Stadtentwicklung bieten, untersucht.

Daten erleben: Hier können Besucher im Selbstversuch Antworten auf die Frage finden, was sich alles mit von Sensoren erhobenen Daten                      über uns aussagen lässt. (c) Sebastian Weissinger / Technisches Museum Wien

Fünf Stockwerke, fünf Themenkreise

Erstes Stockwerk – die Maschine als Gegenüber: Hier werden die Besucher zuerst von Cruzr, einem Hightech-Serviceroboter empfangen, der sie in die Ausstellung einführt. Danach wird in diesem Stockwerk die Mensch-Maschine-Kommunikation in all ihren unterschiedlichen Facetten behandelt. Die Kommunikation kann z.B. via Mausklick, Touchscreen oder Sprache  erfolgen. Dabei zeigt sich: Diese Schnittstellen werden im Zeitverlauf immer intuitiver, aber auch problematischer – der Spracheingabe folgen neuartige Anwendungen, die auch Mimik, Gestik und Verhalten ebenso wie unseren Datenfußabdruck interpretieren sollen. 

Zweites Stockwerk – ins Innere der künstlichen Intelligenz: Hier geht es um die Klärung der Fragen: Was ist das Wesen und der Ursprung von Intelligenz? Wie trainieren wir Maschinen? Und können wir im Ergebnis noch den Unterschied zwischen Mensch und Maschine erkennen? In interaktiven Stationen können die Besucher dies und vieles mehr hautnah erleben. 

Drittes Stockwerk – im Alltag: Das Versprechen der Technik ist seit jeher, eine profunde Arbeitserleichterung im Alltag. Von der künstlichen Intelligenz, die als Gipfel der Automatisierung gesehen werden kann, erwarten wir uns mehr als von smarten Haushaltsgeräten. Doch zwischen all den Verheißungen und Ängsten, die mit KI verbunden sind, vergessen wir nur zu oft, dass künstliche Intelligenz in unserer digitalen (und damit auch realen) Welt längst Einzug gehalten hat. Wo uns diese Algorithmen begegnen und wie sie auf uns wirken, wird hier kritisch reflektiert. 

Viertes Stockwerk – Kunst und Künstlichkeit: Kreativität ist zutiefst menschlich. Oder doch nicht? Wenn auch künstliche Intelligenz bereits Sinfonien komponieren, Gedichte schreiben und Bilder malen kann, stellt sich die die Frage: Was bedeutet Kreativität eigentlich und was soll Kunst in uns Menschen auslösen? Die Besucher können in dieser Station erleben und ausprobieren, wie uns künstliche Intelligenz im eigenen Schaffen inspirieren kann.

Fünftes Stockwerk – Mobilität im Wandel: Hier geht es vor allem um das selbstfahrende Auto und die damit aufgestoßenen Problemfelder und Konsequenzen. Woher kommt die Sehnsucht nach dem selbstfahrenden Auto, was ist der aktuelle Stand der Technik und wie könnte die Zukunft der Mobilität auch abseits des Individualverkehrs aussehen? Welche Auswirkungen diese und andere Zukunftsszenarien vor allem unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit haben können, evaluiert der Wissenschaftspublizist Florian Aigner abschließend in einer Videoinstallation.

Neue Website und App

Begleitend zur Sonderausstellung gibt es eine digitale Publikation, die unterschiedliche KI-Themen behandelt und vertieft und während der gesamten Ausstellungsdauer stetig weiterwächst. Zusätzlich wurde eine App erstellt. Hier werden nicht nur kuratierte Touren durch das Museum angeboten, sondern es sind auch alle Objekte des Online-Katalogs abrufbar und über ein Indoor-Positioning-System im Museum auffindbar. Die Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz?“ läuft bis Sommer 2022 und wird von einem ab­wechslungsreichen Vermittlungs- und Rahmenprogramm begleitet – sowohl online als auch im Museum. Näheres dazu unter www.technischesmuseum.at/ausstellung/kuenstliche_intelligenz.


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