„Kunden profitieren von Data Science“

Jochen Borenich, Vorstand von Kapsch BusinessCom, hat mit der COMPUTERWELT über den digitalen Reifegrad heimischer Anwenderbetriebe sowie die Angebote seines Unternehmens im Bereich IoT und Data Science gesprochen. [...]

Digitalisierung ist die Mammutaufgabe für heimische Unternehmen. Wie weit sind Ihrer Erfahrung nach Österreichs Betriebe bei der Umsetzung der digitalen Transformation?
Die Landschaft in Österreich ist gespalten: 20 Prozent sind Vorreiter und 30 Prozent massive Nachzügler. Zum Glück gibt es in Österreich vereinzelt auch Unternehmen, die mit entsprechenden Projekten und Proofs of concept Schritt für Schritt in die Digitalisierung gehen. Es besteht aber definitiv Aufholbedarf. Speziell US-amerikanische und britische Unternehmen sind im Umgang mit jungen, innovativen Technologien wesentlich mutiger. Dies treibt natürlich die Digitalisierung rascher voran und stärkt zusätzlich den Wettbewerb am Markt. Fehlerkultur und Mut sind in Österreich weit weniger ausgeprägt. Das hemmt den Fortschritt. Als Systemintegrator, der sich tagtäglich mit alten und neuen Technologien beschäftigt, nimmt Kapsch seinen Kunden einen Teil des Risikos ab und entwickelt gemeinsam mit ihnen – auch branchenübergreifend – Digitalisierungsprojekte.
Wie kann Kapsch den Kunden bei der Umsetzung helfen?
Als ICT- und Digitalisierungspartner setzt Kapsch auf Herstellerunabhängigkeit und Partnerschaften mit weltweit führenden Technologieanbietern wie HPE, Cisco oder Microsoft. Ein breites Netzwerk aus Partnern der Forschung und branchenspezifischen Lösungsanbietern – vom Startup bis zum Großkonzern – trägt ebenfalls zur erfolgreichen Umsetzung von Digitalisierungsprojekten bei. Dieses vielfältige digitale Ecosystem zeichnet Kapsch aus und ist die Grundlage dafür, Kunden bei der Steigerung der Business Performance sowie der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle optimal zu unterstützen.
Was gibt es hier für spezielle Lösungen?
Wir empfehlen vor einem Digitalisierungsprozess eine Testumgebung zu schaffen und dabei von Beginn an die praxisgerechte Endnutzung zu involvieren. Deshalb bietet Kapsch BusinessCom speziell entwickelte Discovery-Workshops an, um den Kunden bei seiner Digitalisierungsvision gesamtheitlich zu unterstützen. Hierbei wird der Mehrwert eines Unternehmens und dessen Einflussfaktoren analysiert, aber auch die Risiken und Fehlerquellen besprochen. Reale Erfahrungswerte aus mittlerweile 50.000 ICT-Projekten und 40 dezidierten Digital Transformation Use Cases liefern hierbei wertvollen Input.
Welche Lösungen werden von Kunden gegenwärtig stark nachgefragt?
Durch die datengetriebene Zukunft wollen die Kunden häufig wissen, wie sie ihre bisher gesammelten Daten konkret einsetzen können. Darum sind aktuell die Kapsch Analytics Discovery Workshops besonders gefragt. Innerhalb von zwei Halbtagen analysieren Data-Science-Experten von Kapsch und AIMC mit IT- und Business-Verantwortlichen die Daten von Unternehmen. Das Ergebnis eines Workshops ist ein konkreter Use Case und ein Plan zur weiteren Umsetzung.
Kapsch hat sich vor einigen Monaten am Data-Science-Spezialisten AIMC beteiligt. Was versprechen Sie sich mit dieser Beteiligung und welche neuen Angebote gibt es für Ihre Kunden?
Mit der Beteiligung an AIMC im April 2017 stärkt Kapsch BusinessCom seine Position am Zukunftsmarkt Data Science weiter. Es ist die perfekte Ergänzung im digitalen Ecosystem von Kapsch. Die Kunden profitieren besonders im Kontext von Industrie 4.0 oder im Gesundheitswesen. Bei allen Digitalisierungsprojekten und IoT-Lösungen geht es letztendlich darum, Daten zu generieren und auszuwerten um daraus Handlungen und Aktivitäten abzuleiten. Auch personenbezogene Daten aus unterschiedlichsten Quellen zusammenzuführen und sinnvoll zu interpretieren, ist die zukünftige Aufgabe solcher Data Scientists.
Welche Rolle spielt das Internet der Dinge bei Kapsch?
Das Internet der Dinge, die zunehmende Vernetzung von Geräten und Sensoren ist ein Megatrend, der alle Bereiche des Lebens zunehmend durchdringt. Auch in den Haushalten ist die Digitalisierung bereits angekommen. Prognosen sprechen von etwa 50 Milliarden vernetzten Geräten bis zum Jahr 2020. Derzeit gibt es zu IoT oft mehr Fragen als Antworten wie beispielsweise: Vor welchen Herausforderungen stellt das IoT die Gesellschaft und die Wirtschaft? Wenn auch Vieles noch offen ist, so gibt es doch seitens der Industrie vielversprechende Fortschritte. Die Generierung von konkretem Business Value durch die Digitalisierung von Produktions- oder Geschäftsprozessen und die Analyse von Daten spielen aktuell in jedem Unternehmen eine wesentliche Rolle.
Welche Lösungen oder Partnerschaften gibt es bei IoT bereits?
Mehrere Kooperationen verfolgt Kapsch im Zusammenhang mit Smart Textiles. Daraus entstanden Use Cases für die Industrie (Smart Textiles für Hausdächer), Möbel (Smart Chair), Schutzbekleidung oder auch für den Einsatz im Pflegebereich. Desweiteren haben wir gemeinsam mit Microtronics und der ORF-Tochter ORS das erste LoRa-Netzwerk in Österreich aufgebaut. Die neue Funk-Technologie bietet eine effiziente und kostengünstige Möglichkeit für die Einbindung von IoT-Geräten und Sensoren in Kommunikationsnetzwerke.
Wird hier auch in Forschung investiert?
Kapsch stellt sich aktiv den Herausforderungen seiner dynamischen Märkte und erweitert das Produktportfolio laufend um innovative Lösungen, welche die Generierung von Mehrwert für die Kunden sicherstellen. Im Fokus der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stehen marktorientierte Lösungen und Systeme, die den Innovationsvorsprung der Kapsch Group absichern. Die strategischen Geschäftsfelder unterhalten eigene Entwicklungsabteilungen, die sich mit zentralen Zukunftsfragen beschäftigen. Die damit verbundenen Aufwendungen in der Kapsch Group beliefen sich im Geschäftsjahr 2016/17 auf 125 Millionen Euro.

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