Langsam entdecken Unternehmen KI

Ohne Digitalisierung geht im internationalen Wettbewerb nichts mehr. Dass der Einsatz von KI-Anwendungen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen kann, scheint Unternehmen laut einer Bitkom-Befragung langsam klar zu werden. [...]

(c) Gerd Altmann / Pixabay
(c) Gerd Altmann / Pixabay

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als entscheidende Zukunftstechnologie. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen auf diese Technologie setzen. Laut einer repräsentativen Umfrage (über 600 Unternehmen wurden befragt) des deutschen Digitalverbands Bitkom plant fast jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) in Deutschland in KI und entsprechende Anwendungen zu investieren, zwei Drittel (69 Prozent) sehen in KI gar die wichtigste Zukunftstechnologie. Andererseits bewertet rund jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) KI als überschätzten Hype. Doch KI steigt in der Gunst der Unternehmen: Für 62 Prozent bietet KI Chancen für das eigene Geschäft, 2020 waren es  55 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die vor allem Risiken sehen, von 28 auf 23 Prozent zurückgegangen. Jedes neunte Unternehmen glaubt, dass KI keinen Einfluss auf das eigene Geschäft hat. 

Bei der konkreten Umsetzung hapert es aber: Gegenwärtig werden KI-Anwendungen in acht Prozent der Unternehmen genutzt (2020: 6 Prozent). Stärker steigt der Anteil der Unternehmen, die den Einsatz planen oder diskutieren (von 22 auf 30 Prozent). Zudem ist der Anteil der Unternehmen, in denen KI kein Thema ist, von 71 Prozent im Jahr 2020 auf jetzt 59 Prozent gesunken. 

„Wer erkannt hat wie wichtig KI schon heute ist und insbesondere künftig sein wird, sollte jetzt investieren.“

Achim Berg, Präsident Bitkom

Der Einsatz von KI umfasse alle Branchen und reiche vom autonomen Fahren bis zur medizinischen Diagnose, von der Unterstützung bei Kundenanfragen bis zur Qualitätskontrolle in der Produktion, betont Bitkom-Präsident Achim Berg und gibt Unternehmen folgenden Rat: „Wer erkannt hat, wie wichtig künstliche Intelligenz schon heute ist und insbesondere künftig sein wird, sollte jetzt investieren.“

Apropos Investition: Unternehmen, die sich aktuell nicht mit KI beschäftigen, nennen dafür als wichtigste Gründe fehlendes Personal (49 Prozent), fehlende Zeit (47 Prozent) und fehlende finanzielle Mittel (46 Prozent). Deswegen wollen 44 Prozent der Unternehmen abwarten und zunächst beobachten, wie sinnvoll der KI-Einsatz in anderen Betrieben ist. Ferner verfügen 40 Prozent nicht über die notwendigen Daten für den Einsatz von KI, 38 Prozent fühlen sich verunsichert durch rechtliche Unklarheiten. Nur selten scheitert der Einsatz an fehlenden Usecases im eigenen Unternehmen (17 Prozent) und geeigneten KI-Tools (13 Prozent) oder weil sich die Unternehmen gerade mit anderen Zukunftstechnologien beschäftigen (4 Prozent).

Vielfältige Vorteile durch KI

Die erhofften Vorteile, die der Einsatz von KI den befragten Unternehmen bringen soll, sind mannigfaltig: So erwarten 44 Prozent schnellere und präzisere Problemanalysen durch KI, 35 Prozent beschleunigte Prozesse und 30 Prozent einen geringeren Ressourcenverbrauch, wovon auch die Umwelt profitieren würde. Auch hinsichtlich der Belegschaft bietet KI viele Vorteile. 39 Prozent rechnen mit der Vermeidung menschlicher Fehler im Arbeitsalltag, 31 Prozent erhoffen sich durch KI-Systeme Expertenwissen, das sonst nicht vorhanden wäre und 28 Prozent gehen davon aus, dass sich Mitarbeiter dank KI-Unterstützung auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können. Und schließlich soll KI auch das Geschäftsmodell verändern. 21 Prozent erwarten die Verbesserung von bestehenden Produkten und Dienstleistungen, 17 Prozent rechnen sogar mit völlig neuen Angeboten dank KI. Bemerkenswert: Auf diesem Weg Kosten sparen will hingegen nur jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent).

Wo wird KI bereits eingesetzt? 

Wo wird KI bereits eingesetzt? Laut Bitkom nutzen Unternehmen KI für personalisierte Werbung (71 Prozent). zur Verbesserung interner Abläufe in der Produktion und Instandhaltung (64 Prozent), im Kundendienst (63 Prozent). Rund jedes zweite Unternehmen setzt KI bei der Analyse des Kundenverhaltens im Vertrieb (53 Prozent) oder bereichsübergreifend bei Texten wie Berichten oder Übersetzungen (50 Prozent) ein. In der Buchhaltung nutzen 44 Prozent KI, etwa für automatisierte Buchungen, 43 Prozent setzen auf KI zur Managementunterstützung. KI-basierte Tools haben 39 Prozent in ihrer IT-Abteilung eingeführt, 35 Prozent in der Logistik (z.B. Routenplanungen). Seltener wird KI bei Forschung und Entwicklung (25 Prozent) oder in der Personalabteilung (21 Prozent) etwa zur Vorauswahl von Bewerbern eingesetzt. 18 Prozent nutzen KI um Risiken im Unternehmen aufzudecken, etwa im Controlling. So gut wie niemand (1 Prozent) hat KI-Anwendungen in der Rechts- und Steuerabteilung im Einsatz. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) hat noch kein Geld für KI ausgegeben und hat das auch in Zukunft nicht vor. Kleine Unternehmen sind dabei deutlich zurückhaltender als große. So wollen 2021 nur sechs Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten, 15 Prozent jener mit 100 bis 499 Beschäftigten und 23 Prozent der Großunternehmen mit 500 bis 1.999 Beschäftigen sowie 21 Prozent ab 2.000 Beschäftigten in KI investieren.

Unterstützung und Erfahrungsaustausch gewünscht

Jedenfalls wünschen sich 77 Prozentmehr finanzielle Förderung von KI-Projekten. Neben Geld wünschen sich 60 Prozent einen Austausch mit Unternehmen, die bei KI bereits weiter sind, 54 Prozent fordern Hilfe bei der rechtlichen und ethischen Beurteilung des KI-Einsatzes und 48 Prozent brauchen Informationen über marktfähige KI-Lösungen.


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