Für die jüngere Generation ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein wichtiger Faktor bei der Auswahl des Arbeitgebers. Beschleunigt durch den Fachkräftemangel wird dies zunehmend auch ein Teil des Employer Brandings von Unternehmen. [...]
„Der Fachkräftemangel tritt zwar erst seit Corona verstärkt ins öffentliche Bewusstsein, ist aber vor allem im Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt begründet. Jedes Unternehmen tut gut daran, Work-Life-Balance ganz oben auf die Agenda des Employer Brandings zu setzen – auf der Agenda der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen steht sie nämlich häufig bereits an oberster Stelle“, erklärt People & Organisation-Expertin Cornelia Schwaminger, die als Leiterin des Bereichs Recruiting & Employer Branding bei BDO zahlreiche Unternehmen bei der Suche nach neuen Talenten unterstützt.
Verallgemeinernd gesagt hat jede Generation aufgrund ihrer Sozialisierung und der (Arbeits-)Umstände ihre Eigenheiten und Vorlieben. Hierbei hat sich in den USA eine Einteilung der Generationen herausgebildet, die in den westlichen Ländern übernommen wurde: 1946 bis 1964 Babyboomer, 1965 bis 1980 Generation X, 1981 bis 1996 Millennials, 1997 bis 2012 Generation Z und ab 2010 noch bis etwa 2025 die noch in Ausbildung befindliche Generation Alpha.
„Leistung und Arbeit haben für die Generation Z einen anderen Stellenwert als für die Babyboomer.“
Cornelia Schwaminger
Wie aus dieser Auflistung ersichtlich, ist ein Großteil der Babyboomer bereits im Ruhestand. Das heißt die auf den Arbeitsmarkt drängende Generation Z wird in absehbarer Zukunft gemeinsam mit den Millennials den größten Teil der Arbeitskräfte ausmachen.
Junge mit anderen Bedürfnissen
Diese jungen Menschen kennen ihren Wert als begrenzte Ressource »Mitarbeiter/in«, wodurch eine ausgewogene Work-Life-Balance immer aktiver eingefordert wird. Ihre Anforderungen unterscheiden sich grundlegend von den bisherigen Generationen. „Leistung und Arbeit haben für die Generation Z einen anderen Stellenwert als für die Babyboomer. Neben der Vereinbarkeit sind sinnstiftende Arbeit, Diversität und Wertschätzung wichtiger als Status und ein hohes Gehalt“, weiß Schwaminger aus ihrem Beratungsalltag. Ein entscheidender Faktor ist bei all dem Authentizität: Was versprochen wird, muss auch gehalten werden. „Sonst sind die High-Potentials ganz schnell wieder weg“, so Schwaminger.
Suchen, finden, binden
Die guten Ansätze in Sachen Work-Life-Balance sind in den allermeisten Unternehmen mit computerbasierter Tätigkeit durch das in der Pandemie eingeführte Home Office und die damit einhergehende Flexibilisierung bereits vorhanden. Unternehmen sollten ihr internes und externes Employer Branding nun eng synchronisieren und vor allem aktiv statt reaktiv agieren, rät Schwaminger. So könnten Betriebe für leistungsstarke Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen attraktiv bleiben und diese langfristig halten. Denn die Loyalität zum Arbeitgeber geht zurück, die Jungen werden im Schnitt immer wechselfreudiger und empfinden es nicht mehr als sprunghaft, alle zwei Jahre einen neuen Arbeitgeber zu haben, sondern als durchaus normal.
Rücksicht auf Familien
„Work-Life-Balance im Allgemeinen und die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere im Speziellen sind nicht nur für die Generation Z oder für weibliche Mitarbeiterinnen zwischen 25 und 45 Jahren relevant. Wir müssen endlich die real bestehenden unterschiedlichen Familienkonstellationen abseits von ‚Vater, Mutter, Kind‘ mitbedenken“, appelliert Schwaminger. Eltern müssen eine echte Wahlfreiheit haben, wie sie Arbeit und Familie in ihrer jeweiligen Lebensphase gewichten möchten. Arbeitgeber können hier einen wertvollen Beitrag leisten und sich so als „employer of choice“ für alle Generationen von Arbeitnehmern platzieren.
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