Lehrlingsausbildung bringt hohen Mehrwert

Wenn der Sommer vorbei ist und die Schule wieder beginnt, startet für viele junge Menschen mit einer Lehre der Einstieg ins Arbeitsleben. IT-Unternehmen beginnen nun immer mehr, Lehrlinge auszubilden, um sich eigene Fachkräfte zu sichern. [...]

Das Land Kärnten beispielsweise hat gemeinsam mit dem Berufsförderungsinstitut (bfi), IT-L@Bs und dem AMS Kärnten eine überbetriebliche Lehrlingsausbildungsstätte für IT-Berufe geschaffen. Mit ihrem trialen Ausbildungssystem (Berufsschule, Betriebspraxis und IT-L@Bs) sind sie eine Alternative zum üblichen dualen System. An drei Standorten werden Lehrlinge im Alter von 15 bis 19 Jahren zu Nachwuchskräften in vier Berufen für die IT-Wirtschaft ausgebildet: IT-Informatiker, EDV-Kaufleute, Medientechniker und IT-Techniker.

Das System der überbetrieblichen Ausbildung steht dabei neben den zwei bekannten Säulen noch auf einer dritten Säule. In der Berufsschule erfolgt der Erwerb theoretischer Kenntnisse, beim Praktikum kann man erste praktische Erfahrungen in Unternehmen kennen lernen und in den IT-L@Bs wird eine zusätzliche theoretische und praxisorientierte Ausbildung durch Trainings, Projekte und Lernbeispiele aus der Wirtschaft angeboten. In der betreuten Betriebspraxis können die Lehrlinge ihr Wissen während der Ausbildung dann in den Partnerunternehmen umsetzen.

IKT-LEHRLINGE BEI A1
A1 bildet junge Menschen zu Netzwerktechnik-Experten und zu Kundendienstprofis aus. Diese dreieinhalbjährige Ausbildung macht die Auszubildenden zu qualifizierten IKT-Fachkräften. Die genaue Lehrberufsbezeichnung lautet dabei „Elektroniker mit Hauptmodul Informations- und Telekommunikationstechnik“. Die Lehrlinge lernen dabei nachrichtentechnische Kabel und Leitungen zu verlegen, technische Einrichtungen bei Kunden selbstständig zu installieren, Fehler und Störungen zu messen, zu prüfen, zu analysieren und zu beheben. Genauso stehen aber auch Soft Skills für die Beratung, Einschulung und Betreuung von A1-Kunden auf dem Ausbildungsplan. Bereits während der Grundausbildung im Technologiezentrum im Wiener Arsenal erhalten die Jugendlichen einen Einblick in das österreichweite und über Österreich hinausgehende Kommunikationsinfrastrukturnetz von A1. Außerdem besteht die Möglichkeit, zusätzlich zur Lehre eine begleitende Berufsreifeprüfung abzulegen.

ACP bildet in den Lehrberufen Bürokaufmann und IT Informationstechnologe zur Fachkraft aus, fördert die Absolvierung der Berufsmatura und ergänzt die fachlichen Qualifikationen um soziale und methodische Kompetenzen. Während der Lehrzeit lernen die Auszubildenden durch Jobrotation alle relevanten Abteilungen kennen, sind Teil des ACP-Teams und übernehmen Verantwortung in einem eigenständigen Aufgabenbereich. Nach dem Abschluss der Ausbildung können die Lehrlinge dann selbst entscheiden, welcher Bereich ihren Interessen und Qualifikationen am besten entspricht.

NACHGEFRAGT
Die COMPUTERWELT hat darüber hinaus mit Vertretern von Atos und ITSV gesprochen, die ebenfalls kürzlich Lehrlings­offensiven gestartet haben: „Wir haben 2009 und 2011 je einen Lehrling zur Bürokauffrau ausgebildet. Seit 2010 bilden wir jährlich IT-Techniker und erstmals 2013 auch IT-Informatiker aus. Derzeit haben wir fünf IT-Techniker und am 2. September haben zwei IT-Informatiker und drei IT-Techniker begonnen“, erzählt ITSV-Geschäftsführer Erwin Fleischhacker. Atos hat erst in diesem Jahr eine Lehrlingsoffensive gestartet. Christian Polster, Senior Vice President, Managed Services von Atos CEE: „Damit möchten wir junge Menschen in unserem und für unser Unternehmen ausbilden und gleichzeitig für die zukünftigen Anforderungen des Marktes vorbereiten.“

Leider sinkt die Zahl der Betriebe in Österreich, die Lehrlinge ausbilden, kontinuierlich. Waren es laut Informationen der WKO im Jahr 2003 noch 36.608 Betriebe, die Lehrlinge ausbildeten, waren es mit Jahresende 2012 nur noch 33.732. „Speziell in Zukunftsbereichen wie der IT, ist es wichtig, diesem Trend entgegenzuwirken und Fachkräfte von morgen im eigenen Haus auszubilden. Daher planen wir bereits im Oktober dieses Jahres die nächste Welle zur Lehrlingsaufnahme“, sagt Polster. Atos sucht dabei sowohl im IT-Bereich, als auch im kaufmännischen Bereich Lehrlinge. „In dieser ersten Bewerbungslaufzeit sind insgesamt 170 Bewerbungen bei uns eingegangen.“

Bei ITSV ist die Suche für heuer abgeschlossen. „Ab September 2014 bilden wir weitere IT-Informatiker und IT-Techniker aus. Eventuell auch wieder Bürokaufleute“, erklärt Fleischhacker. Bei der ersten Lehrlingssuche 2010 gingen bei ITSV etwa 70 Bewerbungen ein, letztes Jahr zählte das Unternehmen für die IT-Techniker 90 Bewerbungen. „Heuer haben wir rund 60 Bewerbungen für die IT-Informatiker und etwa 100 Bewerbungen für die IT-Techniker bekommen. Der Trend zeigt nach oben, es werden jedes Jahr mehr Bewerbungen.“ Für die ITSV ist die Lehrlingsausbildung dabei ein wichtiges Thema aus verschiedenen Gründen: Das Unternehmen benötigt gut ausgebildete Fachkräfte, hat jedoch Schwierigkeiten, am Arbeitsmarkt geeignete zu finden, vor allem auch mit den oft sehr spezifischen Anforderungen, die ITSV stellt. Auch Atos will mit der Lehrlings­offensive dem Fachkräftemangel aktiv vorbeugen. „Andererseits setzen wir durch die Lehrlingsausbildung Impulse im heimischen Markt und übernehmen Verantwortung für junge Mitarbeiter und deren Ausbildung“, erklärt Polster.

AUFSTIEGSCHANCEN
Die Aufstiegschancen sind dabei bei beiden Unternehmen sehr gut. ITSV-Geschäftsführer Erwin Fleischhacker: „Unsere Lehrlinge bekommen eine breit gefächerte Ausbildung in den verschiedenen Bereichen. Auch Schulungen sind sehr wichtig: Zum einen die technischen Schulungen und zum anderen die Schulungen der Soft-Skills. Da wir unsere Lehrlinge auch nach der Lehrzeit weiter beschäftigen wollen und wir ein ständig wachsendes Unternehmen sind, sind die Aufstiegschancen sehr gut.“

Auch bei Atos durchlaufen die Nachwuchskräfte unterschiedliche Stationen. „Außerdem werden sie auch in konkrete Projekte einbezogen und wirken aktiv im Tagesgeschäft mit“, erklärt Christian Polster. „Neben dem Erlangen von Grundkenntnissen und speziellen Fertigkeiten wie die Administration von Client- und Serversystemen im ersten Abschnitt, können sich die angehenden Fachkräfte im Verlauf ihrer Lehrzeit einen Überblick über verschiedene Technologien verschaffen, um sich entsprechend ihren Interessen und Talenten zu spezialisieren. Da vom Standort in Wien aus der gesamte CEE-Raum geleitet wird, erhalten unsere Auszubildenden die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln.“ Durch die Aus- und Weiterbildungen würden den Lehrlingen auch alle Türen bis in die Managementebene offen stehen: „Wir haben beispielsweise einige Mitarbeiter in unserem Unternehmen, die ihre berufliche Laufbahn als Lehrlinge begonnen und die Ausbildung absolviert haben, und heute ihrerseits Verantwortung in Managementpositionen tragen“, so Polster. (mi)


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