Besucher des idyllischen St.-Johanns-Park im schweizerischen Basel steht seit einiger Zeit eine besondere Attraktion zur Verfügung. [...]
Mittels eines von Jan Torpus entworfenen Augmented-Reality-Kits namens „LifeClipper“ erlebt der Nutzer die Landschaft und Aussicht in bislang ungekannter Form. Anhand verschiedener Sensoren bietet sich ihm ein psychedelisch anmutendes Szenario, das einem LSD-Trip entsprungen sein könnte. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext erläutert Martin Wiedmer, Leiter des Instituts für Designforschung der Hochschule für Gestaltung und Kunst, die Komponenten und das Potenzial des Projekts.
Wer sich neue Perspektiven auf die Parklandschaft erschließen will, wird mit allerlei Komponenten ausgerüstet. Diese umfassen einen Helm mit integriertem Display sowie Kameras und Mikrofonen, ein Backpack mit Computer, als auch Sensoren zur Erfassung von Position, Blickrichtung und Atmung. Gesteuert wird das System mithilfe eines iPhones.
Eindrücke aus der von LifeClipper veränderten Welt wecken Erinnerungen an das von Charles Lutwidge Dodgson unter dem Künstlernamen Lewis Carrol verfasste Werk „Alice in Wonderland“. Und tatsächlich gilt die Erzählung vom Kampf des kleinen Mädchens gegen die Herz-Königin als wichtige Inspiration für solche Entwicklungen. „Der Moment, in dem Alice in das Loch fällt und in dieser surrealen Welt landet, ist eine Schlüsselszene. Die Geschichte gilt als Patin der Virtual Reality“, erklärt Widmer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext.
Je nach Aufenthaltsort, Blickrichtung und Bewegung verändert sich für den Träger des Systems die Welt um ihn herum. Neben allerlei farblichen Erscheinungen tauchen etwa Lichter und skurrile Kreaturen auf und scheinen auf ihn zu reagieren. Ihr Verhalten ist wiederum an die Atemfrequenz gekoppelt. Die Grenzen des Parkareals bieten sich in einem alternativen Ausblick dar, dem moderne Strukturen wie Hochhäuser fehlen.
Die teuerste Komponente der dahinterstehenden Technik ist der hochpräzise GPS-Sensor, der als solcher sonst für die Steuerung von Panzern oder Fahrzeugen im Tagbau eingesetzt wird, so Wiedmer. Der Computer selbst ist ein Highend-Laptop des Typs „DELL Precision M6500“, der über keine besondere Vorkonfiguration verfügt und mit Windows 7 betrieben wird. Die für die Umsetzung von LifeClipper notwendigen Softwarekomponenten sind großteils Open Source. Die verwendete Technik fordert ihren Tribut bei der Akkulaufzeit. Diese reicht in der Regel für einen Ausflug durch den Park, was etwa einer Laufzeit von einer Stunde entspricht.
Aufbauend auf der Erfahrung aus diesem Kunstprojekt will man an der Hochschule nun neue Wege beschreiten. „Wir möchten zukünftig mehr in Richtung Planung gehen“, erklärt Wiedmer. „In einem Folgeprojekt soll eine vergleichende Studie mit Tabletop-Systemen erstellt werden, die die Unterschiede im Bereich von Bau und Stadtplanung in verschiedenen Größen-Maßstäben aufzeigt“, so der Forscher.
Ein System wie LifeClipper könnte dazu adaptiert werden, Fortschritte bei der Errichtung eines Gebäudes in Originalgröße mit dem jeweiligen Modell abzugleichen oder das angestrebte Ergebnis eines Flugzeug-Innenausbaus vorab zu betrachten. (pte)
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