LucaNet engagiert sich verstärkt in Österreich

30 Prozent Wachstum bewog Business-Intelligence-Spezialisten LucaNet, eine eigene heimische Niederlassung zu gründen. Neo-Geschäftsführer Harald Fasching über die Besonderheiten der eigenen Software-Lösung im Gegensatz zum Dauerbrenner Excel. [...]

Der österreichische Markt ist für LucaNet, den Anbieter von Software und Beratung für Konsolidierung, Planung und Analyse, ein guter. Das durchschnittliche Wachstum betrug hier 30 Prozent pro Jahr, während das Berliner Unternehmen international auf 27 Prozent kam. Daher entschloss sich LucaNet, in Wien eine eigene Gesellschaft zu gründen und mit Harald Fasching einen Experten für Unternehmensentwicklung als Geschäftsführer einzusetzen.

Fasching war nach seinem Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien nicht nur in der Unternehmens- und Steuerberatung, sondern auch in leitender Finanzfunktion in der IT-Branche tätig. Nach einigen Jahren als selbstständiger Unternehmensberater zog es ihn wieder zurück in den IT-Dienstleistungssektor, wo er sowohl als Geschäftsführer als auch im Business Development tätig war. Nun verantwortet  er das Geschäft von LucaNet in Österreich. Weitere Standorte sind die Schweiz, Niederlande, Belgien, Ukraine und China. Das Unternehmen hat weltweit über 1.500 Kunden und rund 150 Mitarbeiter.

Die COMPUTERWELT sprach mit LucaNet Österreich-Geschäftsführer Harald Fasching in Wien.

Was waren die Beweggründe für die Software-Eigenentwicklung?  
Harald Fasching:
Die Gründer von LucaNet haben sich 1999 selbstständig gemacht mit dem Ziel, ihre Kunden als Berater im Rahmen von Jahresabschlüssen zu unterstützen. Als sich herausgestellt hat, dass es dafür keine geeignete Software gab, hat Lucanet begonnen, diese selbst zu entwickeln. 2002 hat LucaNet den ersten Software-Kunden gewonnen. Mittlerweile ist der Software-Bereich der Kern des Unternehmens. Die ursprünglichen Gene sind jedoch immer noch da. Das heißt: Die Berater sind alle Experten im Bereich Jahresabschlusserstellung und Konsolidierung.

Wie ist die Software aufgebaut?  
Sie baut auf Vorsystemen auf, das können zum Beispiel Finanzbuchhaltungs-, Kostenrechnungs- oder Personalverwaltungssysteme sein. Wir greifen auf diese Systeme zu und importieren die Daten in eine relationale Datenbank als unterster Layer. Auf diese Datenbank greifen wir aus einer mehrdimensionalen Datenbank zu, die die komplette wirtschaftliche Rechenlogik umfasst. Egal wie der Konzern aussieht, egal ob man mit Ist- oder Plandaten arbeitet, es ist alles drinnen und es kann keine Rechenfehler geben.
Eine weitere Besonderheit unserer Lösung ist, dass man weder für die Implementierung noch für die Administration eine IT-Abteilung braucht. Alles, was man von dort braucht, ist ein Server. Auch die Anbindung an die Vorsysteme ist sehr einfach, dafür stehen mehr als 100 Schnittstellen zur Verfügung.

Wie garantieren Sie die Datenqualität?  
Der erste Schritt bei einem Implementierungsprojekt ist: Wir bauen den Konzernabschluss des letzten Jahres nach. Das heißt, wie schreiben nicht die Zahlen ab, sondern nehmen die Basisdaten des letzten Jahres und erstellen unter Anwendung unserer Software einen neuen Konzernabschluss. Das geht sehr, sehr rasch, weil unsere Software effizient arbeitet. Damit hat man die Bestätigung, dass unsere Software richtig arbeitet und auch dass der CFO richtig gearbeitet hat. Dadurch steigt natürlich das Vertrauen in unsere Lösung.  

Sie wachsen pro Jahr um 30 Prozent. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die starke Nachfrage?
Ein Grund ist, dass viele Unternehmen nach wie vor gerade im Konsolidierungsbereich oder Planungsumfeld mit Excel arbeiten. Das Programm hat absolut seine Berechtigung, solange man in einer gewissen Größenordnung bleibt. Wenn Unternehmen wachsen und komplexer werden, wird das System immer fehleranfälliger und aufwendiger in der Administration. Das Wissen konzentriert sich meist auf ein bis zwei Personen, die den Überblick haben. Ein weiterer Punkt, den unsere Lösung unterstützt, ist, dass man im Rahmen von Planungs- und Budgetierungsprozessen sehr flexibel denken muss. Wenn etwa ein Unternehmen übernommen wird, kann man nicht einfach in Excel eine Spalte einfügen. Dazu kommt, dass von Finanzinstitutionen zunehmend Szenarienanalysen eingefordert werden. Die lassen sich in klassischen Systemen nicht so einfach abbilden.

Lucanet definiert sich als Business-Intelligence-Spezialist. Liegt auch Big Data in Ihrem Fokus?
Big Data spielt überall dort eine Rolle, wo es sehr stark ins Detail geht und – der Name verrät es – wo sehr viele Daten vorhanden sind. Perfekt ist Big Data für Unternehmen, die eine integrierte Bottom-Up-Planung haben und zum Beispiel auf Produktebene beginnen, die Jahresplanung zu machen. Je weiter man in Richtung Finanzen kommt, desto stärker arbeitet man mit aggregierten Daten, wo auch unser Fokus liegt. Die Detailebene könnten wir auch abbilden, sie liegt jedoch nicht in unserem Fokus. Das war der Grund, dass wir eine Technologiepartnerschaft mit Arcplan eingegangen sind, die hochflexibel auf die Anforderungen des Kunden eingeht, auch wenn dieser mit 100.000 Einzelprodukten planen möchte. Das Ergebnis dieser Detailplanung kommt in aggregierter Form über die genau definierten Schnittstellen in unsere Systeme.

Welche Pläne haben Sie für den österreichischen Markt?  
Die bisherige Wachstumsgröße zu halten, ist ein Ziel, an dem ich intensiv arbeite. Die Chancen stehen gut, dass mir das gelingt. Der Markt ist natürlich nicht ganz unbearbeitet.

Wie sieht der ideale Kunde aus?  
Der ideale Kunde ist der Mittelstand bzw. kleine Konzerne, die in Österreich unter der Bezeichnung „gehobener Mittelstand“ laufen. In Planungsprozessen können wir allerdings auch in kleineren Unternehmen für Wertschöpfung sorgen.  

Wie groß ist Ihr Team?  
Das Team besteht derzeit aus Me, My­self and I, das heißt, das Unternehmen wurde erst letzte Woche ins Firmenbuch eingetragen. Meine Aufgabe ist es, zu schauen, wie sich der Markt entwickelt. Abhängig davon werde ich das Team aufbauen.

Das Gespräch führte Wolfgang Franz.


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