Mangelndes Bewusstsein

Trotz Datenschutz-Skandalen erfreuen sich Social Media Plattformen wie Facebook nach wie vor großer Nutzerzahlen. Die Einführung der DSGVO zeigt aber, dass Datenschutz möglich ist – nur das Bewusstsein der Bürger muss noch steigen. [...]

Trotz allgemeinen Misstrauens gegenüber den Playern der Branche sind viele Nutzer immer noch aktiv.
Trotz allgemeinen Misstrauens gegenüber den Playern der Branche sind viele Nutzer immer noch aktiv. (c) LoboStudioHamburg / Pixabay

Sei es der Verkauf von Daten durch Cambridge Analytica, der Zugang Dritter zu Privatchats dank Facebook oder das Mitlesen von Nachrichten bei Gmail – 2018 war eine bunte Vorführung der Tech-Unternehmen und ihrer Datenskandale, sodass man eigentlich nur mit dem Kopf schütteln kann. Dabei sollte Otto-Normalverbraucher doch meinen, dass mit der DSGVO und dem europäischen Datenschutz alles geregelt ist und die eigenen Daten sich in Sicherheit wiegen? Noch ist das nicht so, aber der Datenschutz wird 2019 größer geschrieben denn je.

Trotz des allgemeinen Misstrauens gegenüber den großen Playern der Branche sind viele Nutzer immer noch auf den Plattformen aktiv: Laut des Facebook Börsenberichts  aus dem ersten Quartal 2018 sind drei Millionen Österreicher täglich auf Facebook unterwegs. Grundsätzlich sind die Nutzerzahlen für Europa rückläufig, was vermutlich auch in Österreich der Fall sein wird. Deutlich wird das vor allem, wenn man sich die meistgenutzten Social Media-Kanäle anschaut und nach Page View ordnet: Eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Statista zeigt, dass 2015 Facebook noch 84 Prozent der Page Views auf sozialen Medien für sich beanspruchte – und heute nur noch bei knapp 61 Prozent liegt. Grund hierfür sind die vielen anderen, populären Social Media Angebote, die vor allem die jüngere Zielgruppe ansprechen, wie etwa Snapchat oder Instagram.

Instagram und Co. sind die Gewinner

Instagram gehörte im vergangenen Jahr zu den klaren Gewinnern bei der jungen Zielgruppe. Die Fotoplattform konnte 2018 im Vergleich zum letzten Jahr um 100 Prozent wachsen und hat mehr als zwei Millionen Nutzer. Das liegt vor allem an der einfachen Bedienung; und mit den kurzen und täglichen Video- oder Bildschnipseln (den Stories) ist das Netzwerk näher an der Zielgruppe dran. Was viele nicht wissen: Instagram gehört zu Facebook – alle Datenwege führen also auch hier ins Silicon Valley.

Auch wenn der Trend auf ein Abwandern von Facebook hindeutet, so ist doch der größte Teil der Nutzer dem sozialen Netzwerk trotz zahlreicher Datenskandale treu geblieben – zumal es die einfachste und bequemste Möglichkeit ist, mit Freunden auf der ganzen Welt Kontakt zu halten. Ein weiterer Gewinner ist YouTube: Abozahlen zeigen, dass es vor allem Influencer sind, die viele Follower haben – mehr als Politiker oder ähnliches.

Datenschutz wird den Europäern wichtiger

Es wird die zunehmend wichtigere Aufgabe der nationalen und europäischen Politiker und Behörden sein, ihre Bürgern vor systematischen Verletzungen ihrer Privatsphäre durch Unternehmen zu schützen. Mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die siet Mai 2018 in Kraft ist, hat die EU überdies gezeigt, dass sie bei vereintem Handeln durchaus in der Lage ist, weltweite Standards hinsichtlich Verbraucherschutz und dem Schutz unserer Grundrechte  zu setzen. Dank der neuen Regelung müssen die großen US-Internetfirmen nun die ausdrückliche Zustimmung ihrer Nutzer in der EU einholen, wenn sie personenbezogene Daten speichern oder weitergeben wollen. Die DSGVO hat klare Rahmenbedingungen für Gesellschaft und Wirtschaft geschaffen, was gespeichert und genutzt werden darf und was nicht.

88 Prozent der Österreicher sind regelmäßig im Netz aktiv und jeder Zweite davon postet, schreibt, liked und teilt auf sozialen Netzwerken. Es wird also höchste Zeit, dass die Verbraucher hierzulande und in Europa merken, wie wertvoll ihre persönlichen Daten sind und dass daraus ein Millionengeschäft entstanden ist. Die letzten Skandale und Maßnahmen haben gezeigt, dass der Widerstand wächst. Das Jahr 2019 bleibt also spannend.

*Rafael Laguna ist CEO von Open-Xchange


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