Markenrechtsverletzung: Wann besteht die Pflicht zur Löschung einer Domain?

Die Domain ist das Aushängeschild über den Inhalt einer Website. Über die Domain tritt ein Unternehmen im Internet auf, ist identifizierbar und auffindbar. [...]

Mag. Andreas Schütz ist Anwalt bei Taylor-Wessing. (c) Taylor-Wessing
Mag. Andreas Schütz ist Anwalt bei Taylor-Wessing. (c) Taylor-Wessing

Wird mittels Suchmaschine im Internet gesucht, ist die Domain zentraler Bestandteil des Suchergebnisses und kann damit ausschlaggebend für den Besuch einer Website sein. Dementsprechend relevant ist die Domain für den Internetauftritt eines Unternehmens. Genauso wie die eigene Marke kennzeichnet auch die Domain einen gewissen Wiedererkennungswert, durch den man sich von anderen Unternehmen abhebt. Daher lohnt sich eine Beschäftigung mit folgenden Fragen: Inwiefern muss bei der Wahl des Wortlauts einer Domain darauf geachtet werden, in keine fremden Markenrechte einzugreifen? Kann sich aus eigenen Markenrechten der Anspruch auf Löschung fremder Domains ergeben? Hierzu stellt eine neue Entscheidung des Obersten Gerichtshofes (OGH) Antworten bereit.

»Genauso wie die eigene Marke kennzeichnet auch die Domain einen gewissen Wiedererkennungswert, durch den man sich von anderen Unternehmen abhebt.«

Andreas Schütz

Die Wodka-Marke ABSOLUT klagte den Schneepark ABSOLUT PARK markenrechtlich unter anderem auf Löschung der Domain www.absolutpark.com sowie der Facebook-Seiten des Schneeparks. Der OGH sah die Wodka-Marke als bekannte Marke und bejahte eine Verletzung ihrer Markenrechte. Dadurch darf der Schneepark das Zeichen ABSOLUT PARK nicht mehr in der beklagten graphischen Ausgestaltung benutzen. Die Verwendung von ABSOLUT PARK in einer anderen als der bisherigen graphischen Ausgestaltung (etwa eine stark unterschiedliche Schriftart und Farbe des Logos) wurde aber nicht verboten.

Laut OGH muss für den Anspruch auf Löschung einer fremden Domain genau betrachtet werden, ob ein fremdes Zeichen bloß in einer konkret graphisch ausgestalteten Form die eigene Marke verletzt. So war es im genannten OGH-Urteil: Da nur die Ausgestaltung von ABSOLUT PARK in einer konkreten graphischen Form die Wodka-Marke ABSOLUT verletzt, ist die Verwendung von ABSOLUT PARK in einer anderen graphischen Ausgestaltung erlaubt. Somit kann die Domain für die erlaubte Ausgestaltung beibehalten werden.

Für die Praxis hat dies zur Folge, dass es auf den Inhalt der Website, die unter einer bestimmten Domain ins Internet gestellt wird, sowie die dortige Ausgestaltung einer Marke ankommt. Greift die graphische Gestaltung eines Zeichens, wie es auf der Website dargestellt ist, nicht in fremde Markenrechte ein, ist auch die Verwendung der Domain zulässig, denn die Domain an sich ist graphisch nicht ausgestaltbar. Für erlaubte Zwecke muss eine Domain zugänglich bleiben.


Mehr Artikel

News

Datenschutzverstöße in Österreich nehmen zu

2024 kam es in Europa zu 130.000 Datenschutzverstößen – davon rund 1.300 in Österreich. Für Österreich bedeutet das einen Anstieg der Datenschutzverstöß von 21 Prozent im Vergleich mit dem Jahr 2023. Nur 4 Länder verzeichneten Rückgänge bei den Verstößen. Seit dem DSGVO-Start wurden in der EU 5,9 Milliarden Euro Bußgelder verhängt. […]

News

Best Practices zum Umgang mit Lookalike-Domains

Bei Cyberangriffen, die Lookalike-Domains nutzen, registrieren Angreifer für sich Domains, die legitimen Domains echter Unternehmen sehr ähnlich sehen. Nachdem sie sich die entsprechende Domain gesichert haben, beginnen sie dann, die dazugehörigen E-Mail-Server für eine E-Mail-Angriffskampagne herzurichten. […]

Raiffeisen Bank International etabliert internationales FinTech-Scout-Netzwerk. (c) Unsplash
News

RBI setzt auf globale FinTech-Scouts

Die Raiffeisen Bank International (RBI) verstärkt ihre Bemühungen im Bereich Finanzinnovationen durch die Etablierung eines global verteilten Teams von FinTech-Scouts. Diese Experten sollen Marktentwicklungen und neue Geschäftsmodelle aufzeigen sowie direkten Zugang zu relevanten Technologieanbietern weltweit ermöglichen. […]

News

Hightech-Crime-Report: Advanced Persistent Threats setzen Europa unter Druck

Mit einem Anstieg von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr nahmen betrügerische Machenschaften 2024 weltweit zu. Europäische Finanzdienstleister waren mit 34 Prozent aller Betrugsfälle am stärksten betroffen, gefolgt von der Transportbranche und dem Regierungs- und Militärsektor. Auch bei Phishing-Angriffen setzte sich der Aufwärtstrend fort: Mehr als 80.000 Phishing-Websites wurden 2024 enttarnt – ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*