Wie sieht Marketing im Zeitalter von Smartphones und vernetzter Welt aus und welche Chancen ergeben sich für Unternehmen? Die COMPUTERWELT hat fünf Branchen-Experten zur Gesprächsrunde über die Zukunft des Marketings eingeladen. [...]
Die Digitalisierung erfasst alle Unternehmensbereiche. Einer dieser Bereiche, der sich sehr stark gewandelt hat, ist das Marketing: Digitale Kanäle gehören da heute zweifellos dazu. „Die letzten fünf Jahren waren sehr spannend, weil ich hier bei IQ Mobile den ganzen Smartphone und Tablet-Boom miterlebt habe“, unterstreicht Eva Mader, bei IQ Mobile Direktor für Marketing und Vertrieb. Zu den größten Kunden gehören IKEA, adidas und Mondelez/Milka. Mader, die an der FH St. Pölten Telekommunikation und Medienwirtschaft studiert hat, bezeichnet sich selbst als Hybrid zwischen Technik und Marketing bzw. Wirtschaft. „Genau das wird leider in der Ausbildung viel zu wenig unterstützt“, bedauert sie.
Das mag mit ein Grund sein, warum Österreich beim Digitalen Marketing etwas hinterherhinkt, wie auch Benjamin Ruschin, Geschäftsführer der Online- und E-Commerce-Beratungsagentur Vienna Digital kritisiert: „Wir spüren, dass wir in Österreich im Vergleich zu Deutschland und den USA einige Jahre zurückliegen. Das war einer der Gründe, warum ich 2010 die Marketing Natives gegründet habe“, sagt der Umtriebige, der vor kurzem auch zum „Onliner des Jahres“ gewählt wurde und Ende 2015 mit „Marketeers“ eine neue Community für Digital Marketing gegründet hat. Er ortet bei einigen Unternehmen jedoch Aufbruchsstimmung: „Wir spüren, dass Unternehmen sehr stark auf die Ergebnisse schauen, es geht echt ums Verkaufen und nicht mehr nur ums Branding.“
GANZHEITLICHE STRATEGIE
Steffen Lange, seit zwei Jahren bei SAP und dort Director für Customer Engagement und Commerce, ist der Blick aufs Ganze wichtig: „Digitale Marketingagenturen zielen auf Quick Wins ab, aber man darf das Big Picture nicht vernachlässigen. Entscheidend sei der „Golden Customer Record“. SAP hat ja vor zwei Jahren Hybris gekauft: „Wir können damit ein ganzheitliches Kundenmanagement garantieren“,sagt Lange.
Christian Jenewein, bei Teradata in der DACH-Region für Beratung rund um Marketing-Applikationen verantwortlich, sieht Schnelligkeit als große Herausforderung: „Die Zeit der großen CRM-Systeme als Mutter aller Dinge wird weiter Relevanz haben, aber wir brauchen dazu flexible schnelle Technologien, die das Echtzeit-Erlebnis umsetzen können. Und genau da ist Teradata sehr aktiv. Wir machen da gerade sehr spannende Projekte über alle Kanäle, ob das jetzt E-Mail, Social oder Mobile ist, auch in Verknüpfung mit Shops. Das ist ein breites Feld.“ Teradata wird derzeit auch von Gartner als Leader im aktuellen Magic Quadrant für Multichannel Campaign Management (MCCM) eingestuft, neben SAS, IBM, Adobe, Oracle und Salesforce. SAP wird von Gartner in diesem Bereich als Challenger gesehen. Bei Teradata stehen allerdings Umwälzungen an. Aufgrund fallender Umsätze plant das Unternehmen, den größten Teil des Marketing-Applications-Business auszugliedern oder zu verkaufen.
„EINE STÄNDIGE REISE“
Für Monika Thomasberger, seit Jänner Digital Marketing Managerin bei T-Systems für den gesamten EMEA Raum, geht es darum, „im B2B-Business einmal herauszufinden, was wir tatsächlich pro Land machen können“. „Wir haben jetzt im Februar in Österreich unsere mobile Website launchen können“, berichtet die engagierte Marketing-Fachfrau, die auch in der Wirtschaftskammer in der Fachgruppe Werbung das Thema digitales Marketing vorantreibt. „Es ist eine ständige Reise. Man kann nicht sagen, ich mach jetzt ein bisschen Facebook oder LinkedIn, sondern es kommen ständig neue Kanäle dazu“, beschreibt sie die tägliche Herausforderung. Echte Kundenorientierung, Personalisierung und Automatisierung nennt sie als wichtige Faktoren, um heute im Marketing Erfolg zu haben. „Man muss Kunden einfach optimal auf der gesamten Customer Journey begleiten.“
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