Wenn Manager ihr Unternehmen kaufen, ist das heutzutage nichts Außergewöhnliches. Wenn das Management und die Mitarbeiter das tun, schon. ACP erklärt im Interview die Hintergründe. [...]
Am 8. April dieses Jahres haben Mitarbeiter und Management hundert Prozent der ACP-Gruppe übernommen. Über die Hintergründe dieses im deutschsprachigen Raum doch eher seltenen MBO sprach die COMPUTERWELT mit dem ACP-Gründer und jetzigem Aufsichtsrat Stefan Csizy und dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Kalkbrener.
Computerwelt: Was war der Grund für diesen doch eher ungewöhnlichen Schritt?
Rainer Kalkbrener: Wir haben uns dafür entschieden weil wir überzeugt sind, dass das sehr gut zu ACP passt.
Stefan Csizy: Bis im Jahr 2006 das Schweizer Private Equity Haus Capvis die Mehrheit übernommen hat, war ACP eine Eigentümer geführte Firma mit einer breiten Eigentümerbasis. Schon immer hatten die ACP-Mitarbeiter große Entscheidungsfreiheiten, wodurch die Nähe zu den Kunden sichergestellt ist. Und die Nähe zu Kunden aber auch zu den Lieferanten ist einer der wesentlichen Gründe für unseren Erfolg.
Kalkbrener: Aufgrund unserer Zielsetzungen, nämlich einerseits der Erhaltung der Eigenständigkeit und andererseits der langfristigen Eigenkapitalstruktur, war der Mitarbeiter- und Management Buy Out die beste Lösung für uns. Ich bin immer noch begeistert von der Bereitschaft der Mitarbeiter, ins eigene Unternehmen zu investieren.
Wie viele Mitarbeiter haben Anteile gekauft und was war die Mindesteinlage?
Kalkbrener: Von den fast 1.000 ACP-Mitarbeitern in Österreich und Deutschland hat sich jeder Zehnte beteiligt. Die Mindesteinlage waren 30.000 Euro. Die insgesamt 96 ACP-Aktionäre setzen sich aus 89 Mitarbeitern und Managern sowie sieben ehemaligen ACP-Managern und Mitarbeitern zusammen.
Csizy: Ergänzend dazu muss man auch erwähnen, dass auch schon in der Zeit der Capvis-Beteiligung 39 Prozent der Anteile von den Firmengründern, vom Management und einigen Mitarbeitern gehalten wurden.
Warum war ein strategischer Investor aus der IT-Branche keine Alternative?
Csizy: Weil wir glauben, dass wir dadurch unsere Eigenständigkeit verlieren würden und höchstwahrscheinlich auch unsere Unternehmenskultur. Wir sind eine Firma mit sozialem Engagement. Bei ACP steht der Mensch im Vordergrund und nicht nur die Gewinnorientierung. Bei uns herrscht eine gute Stimmung und ich meine, dass alle unsere Mitarbeiter gerne für ACP tätig sind. Am Ende des Tages spürt das auch der Kunde.
Herr Csizy, Sie haben auf der 20-Jahr-Feier von ACP gesagt, dass Sie die Vergangenheit sind und Herr Kalkbrenner die Zukunft. Wer ist die Gegenwart?
Csizy und Kalkbrener (lachend und unisono): Das sind wir beide.
Kalkbrener: Wir sagen, dass wir heute in der Ära ACP 3.0 sind. ACP 1.0 war die Gründerphase von 1993 bis 2005, von 2006 bis März 2013 war die Zeit mit dem Investor Capvis.
Csizy: Der Sager von der Vergangenheit und der Zukunft bringt meine Überzeugung zum Ausdruck, dass jede Unternehmensphase andere Managertypen braucht. Und ich bin wirklich froh, dass wir mit Rainer Kalkbrenner und Wolfgang Burda die richtigen Typen für die künftigen Aufgaben und Herausforderungen haben.
Welche Herausforderungen sind das?
Csizy: Wir wollen in den nächsten Monaten und Jahren in Österreich auch organische Wachstumspotenziale nutzen und zwar durch Übernahmen oder Mehrheitsbeteiligungen an guten kleineren Firmen. Diese Strategie werden wir noch verstärken.
Ist die Kriegskassa von ACP so voll?
Kalkbrener: Wir sehen das nicht als Kriegskassa. Wir glauben nur, dass es eine Reihe von kleineren Firmen gibt, die sehr gute Produkte und Services haben, aber nicht die finanziellen Mittel, um ihren Kundenkreis zu vergrößern. Mit denen möchten wir reden und versuchen, sie in die ACP-Gruppe zu integrieren um unser Dienstleistungsangebot zu erweitern.
Csizy: Ja, denn ACP hat sich im Lauf der Jahre vom Handelsunternehmen zum IT-Dienstleister gewandelt. Vom Boxenschieber zum Systemhaus. Allerdings ist Blech und Plastik noch immer von Bedeutung. Denn ohne Hardware gibt es auch heute keine Umsätze mit Software und Dienstleistung.
Das Gespräch führte Manfred Weiss.
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