Dominic Neumann, Obmann der Fachgruppe UBIT Steiermark, hat mit der COMPUTERWELT über die Herauforderungen der Digitalisierung im Land sowie die Initiativen und Projekte der UBIT gesprochen. [...]
Die Steiermark gilt als eine digitale Vorzeigeregion in Österreich. Wie weit sind die Unternehmen im Land bei ihren Digitalisierungsbemühungen?
Das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Digitalisierung ist definitiv gestiegen. Aufholbedarf sehe ich allerdings in der Umsetzung. Dabei gibt es aber kein allgemeines Kochrezept. Für jede Branche braucht es unterschiedliche Lösungsansätze – und genau das ist auch die Schwierigkeit. Mein Tipp an dieser Stelle ist, immer mit Profis zusammenzuarbeiten. Wenn Ihr Auto kaputt ist, wenden Sie sich ja auch an Experten. Ich würde mir wünschen, dass das auch im Bereich rund um die Digitalisierung zur Norm wird.
Was kann die Fachgruppe UBIT tun, um Unternehmen dabei zu helfen?
Eines unserer größten Anliegen ist es, die Kontaktherstellung zwischen Unternehmen und den UBIT-Expertinnen und Experten so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn sich etwa ein KMU Rat bei einer Unternehmensberatung holen möchte, muss dieses so schnell wie möglich den passenden Partner in seiner Nähe finden.
Welche Initiativen und Projekte setzen Sie in der Region um?
Eine wertvolle Maßnahme ist unser Digi-Index, um die eben genannte Anbahnung zwischen Unternehmen und den UBIT-Mitgliedern zu erleichtern. Unternehmen können ihren Digitalisierungsgrad online abfragen und bekommen im Anschluss UBIT-Profis vorgeschlagen, die auf ihre zuvor ermittelten Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das Prinzip ist also so ähnlich wie das einer Dating-Plattform: Unternehmen haben einen Bedarf, zum Beispiel: Wie sorge ich für Datensicherheit? Die UBIT-Mitglieder haben ein Angebot, beispielsweise zertifizierte IT-Security-Expertinnen und -Experten. Wir stellen online mit dem Digi-Index eine Plattform zur Verfügung, in der alle steirischen Anbieter aufgelistet sind. So ersparen sich die Unternehmen zeitintensive Recherchen, um einen passenden Berater oder eine passende Beraterin zu finden.
Künstliche Intelligenz und Machine Learning bieten Unternehmen ganz neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle. Sind diese Themen schon im Land angekommen?
Grundsätzlich nutzt künstliche Intelligenz ja jeder – schon allein dann, wenn man ein Smartphone besitzt. Die Mythen rund um das Thema führen allerdings noch zu Unsicherheit, dabei sollten Unternehmer das Potenzial dahinter erkennen und für sich nutzen.
Wie eng verzahnt sind die Bildungseinrichtungen aber auch die UBIT mit den Unternehmern? Gibt es hier eine enge Kollaboration?
Wir arbeiten als Fachgruppe beispielsweise in enger Kooperation mit der Landesberufsschule Eibiswald. Auch die FH CAMPUS 02, die FH der Wirtschaft in Graz, zählt zu unseren Partnern, mit denen wir gemeinsam Bewusstsein für die relevanten Themen der Zukunft schaffen. Wichtig ist mir dabei, dass sich jeder auf seine Kernkompetenzen konzentriert: Bildungseinrichtungen vermitteln Wissen und sorgen dafür, dass Menschen in genau diesen Zukunftsthemen gut ausgebildet sind. Wir als Dienstleister begleiten unter der Maßgabe wirtschaftlicher Interessen Unternehmen dabei, Projekte umzusetzen.
Wie hat sich die UBIT mit diesen Trendthemen aber auch anderen Themen wie IoT auseinandergesetzt?
Wir möchten unseren Mitgliedern und den steirischen Unternehmen einen Wissensvorsprung mitgeben und sehen es als unsere Aufgabe, aktuelle Trends ansprechend aufzubereiten, um einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Was das Thema künstliche Intelligenz betrifft kann ich unser E-Learning-Bildungsportal www.get-know-how.at empfehlen. Dort beleuchten Expertinnen und Experten aktuell u. a. unterschiedliche Ansätze künstlicher Intelligenz und wie sie für Unternehmen nutzbar sein können.
Wie beurteilen Sie den aktuellen Grad des Fachkräftemangels? Ist hier eine Entspannung im Vergleich zu den Vorjahren zu beobachten?
Der größte Mangel liegt in der Fantasie in unseren Köpfen. Wie Richard David Precht immer wieder provokant formuliert: Die wichtigste Fähigkeit wird sein, täglich eine ganz konkrete Idee zu haben, was man aus diesem Tag machen möchte. Meine große Herausforderung sehe ich im Moment darin, aus der jugendlichen Begeisterung für digitale Anwendungen ganz konkrete berufliche Perspektiven abzuleiten: Wie nutzen wir die digitale Neugierde für wirtschaftliche Vorgänge?
Wenn Sie einen konkreten Wunsch an die künftige Bundesregierung in Wien frei hätten: Wie würde der lauten?
Das KMU DIGITAL Förderprogramm ist eine großartige Maßnahme, die kleinen Betrieben dabei hilft, ihre Potentiale zu heben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Stopp der Förderung und das lange Warten auf die Verlängerung haben da leider viel Schwung rausgenommen. Deshalb bin ich sehr froh, dass Wirtschaftskammer und Ministerium auch während der Zeit der Übergangsregierung konkret ins Handeln gekommen sind und die Fortführung der Förderung beschlossen haben. KMU können sich damit Beratungs- und Umsetzungsleistungen rund um Digitalisierungsprojekte fördern lassen. Weiters wäre ein Minister für digitale Angelegenheiten sinnvoll, der die Ressourcen hat, seine gesamte Energie in diesen Bereich zu investieren.
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