In Deutschland fehlen 137.000 IT-Fachkräfte, in Österreich sind es um die 25.000. Studien des deutschen Digitalverbands Bitkom und von McKinsey zeigen, dass nach wie vor das Potenzial von Frauen unterschätzt und vernachlässigt wird. [...]
Es ist völlig klar: Wir brauchen viel mehr Frauen in den IT-Berufen«, bringt Bitkom-Präsident Achim Berg die Ergebnisse einer Studie auf den Punkt, die hinsichtlich des Internationalen Weltfrauentages am 8. März durchgeführt und für die mehr als 500 ITK-Unternehmen repräsentativ befragt wurden. Demnach sind sechs von zehn IT- und Telekommunikationsunternehmen in Deutschland (59 Prozent) überzeugt, dass das Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht zu lösen sein wird. Drei Viertel (74 Prozent) befürchten, ohne Frauen verspiele die Branche ihre Zukunft.
Dabei ist ein stärkeres Engagement seitens der Politik gewünscht: 61 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Politik müsse mehr tun, um Frauen in der ITK zu fördern. Unter den Großunternehmen mit 200 Beschäftigten und mehr sind es sogar 78 Prozent.
Laut einer aktuellen McKinsey-Studie bremst der niedrige Frauenanteil in Tech-Berufen mittlerweile die EU-Wirtschaft aus. Würde, so die Studie, der Anteil bis 2027 auf 45 Prozent verdoppelt werden, könnte das BIP der EU um bis zu 600 Milliarden Euro ansteigen.
Aber natürlich müssen auch Unternehmen selbst etwas tun, um die Branche für weibliche Fachkräfte attraktiver zu machen. So sagen 69 Prozent der vom Bitkom Befragten, die ITK-Branche unterschätze das Potenzial von Frauen, und 59 Prozent glauben, dass die Branche Frauen abschreckt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass 38 Prozent der Befragten meinen, dass Männer für ITK-Berufe einfach besser geeignet seien. Diese Annahme ist vor allem in kleineren Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten (39 Prozent) und 50 bis 199 Beschäftigten (41 Prozent) verbreitet. In größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten stimmen 23 Prozent dieser Aussage zu. Bitkom-Präsident Berg kommentiert dies mit Unverständnis: »Wer in verantwortlicher Position meint, Frauen seien für die Digitalbranche weniger geeignet als Männer, verbaut seinem Unternehmen Entwicklungschancen.«
Doch gerade in großen ITK-Unternehmen gäbe es Programme, die speziell darauf abzielten, Frauen für eine Karriere in der Branche zu gewinnen und zu fördern. Aber, so Berg, »ganz offensichtlich stellen die Unternehmen fest, dass dies allein nicht ausreicht. Wir müssen bereits in Schule und Hochschule ansetzen, um junge Frauen und Mädchen für die vielfältige Arbeit mit und an digitalen Technologien zu begeistern.«
CoderGirl-Stipendium
Hier setzt die Programmierschule Codecool mit ihrem CodeGirl-Stipendium an, mit dem man den Frauenanteil in Tech-Berufen erhöhen wolle, so Sigrid Hantusch-Taferner, Country Manager Österreich bei Codecool, zudem wolle man mit der Jobgarantie bei Partnerunternehmen von Codecool dem Fachkräftemangel entgegenwirken, unterstreicht Hantusch-Taferner und die Entwicklung gibt ihr Recht: »Mittlerweile zählen wir 20 CoderGirls und haben 30 Prozent Frauenanteil in unseren Kursen.«
Voraussetzungen für ein Stipendium, um zu einem Kurs zum Full-Stack-Developer aufgenommen zu werden, sind Volljährigkeit, Maturaniveau, sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse und – natürlich – eine Frau zu sein. Pro Kurs werden zehn Prozent der Plätze als CoderGirl-Stipendium vergeben. Anlässlich des Weltfrauentags erhöhte Codecool jedoch die Anzahl der Stipendienplätze beim im April startenden Kurs auf 50 Prozent, um noch mehr Frauen eine Techausbildung ermöglichen zu können.
»Man kann es im Grunde als Schneeballeffekt bezeichnen. Je mehr Frauen in der IT- und Tech-Branche vertreten sind, desto eher werden weitere Frauen in der Zukunft ermutigt, diesen Schritt zu wagen und so schließlich nach und nach die Männerdomäne IT aufmischen«, erklärt Hantusch-Taferner. »Erfolgsbeispiele und Role Models können hier viel bewirken.«
Ein Beispiel ist CoderGirl Derya Gesierich. Sie arbeitete bereits als Sanitäterin, Kaufmännische Beraterin und Sicherheitsbeauftragte am Flughafen Wien, bevor sie sich als Quereinsteigerin für eine Full Stack Developer Ausbildung bei Codecool entschieden hat. Interessiert haben sie technische Themen schon immer, allerdings kannte sie bisher nur Männer, die in diesem Bereich tätig sind und das schreckte sie ab. Mittlerweile sagt Derya über ihren Ausbildungsweg bei Codecool: »Digitaler Wandel und Technologiefortschritt sind unaufhaltbar. Als Programmiererin hast du allerdings die Möglichkeit, die Zukunft aktiv mitzugestalten.«
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