Jürgen Klösch, Geschäftsführer World-Direct, sieht im Energiesektor einen großen Wachstumsmarkt. Zudem soll aus seiner Sicht das Thema Mobility weiter in der Vordergrund rücken – der Privatsektor macht es vor. [...]
Was sind die Stärken des IKT-Standortes Tirol?
Jürgen Klösch: Als von Tirol aus österreichweit agierendes Unternehmen bieten wir unseren hochqualifizierten Mitarbeitern eine hohe Work-Life-Balance. Von unserem Hauptstandort in Sistrans oberhalb von Innsbruck haben unsere Mitarbeiter zum Beispiel nach der Arbeit schnell Zugang zu Einstiegspunkten für ihren Ausgleichssport.
Neben der Möglichkeit, naturnah zu arbeiten, schätzen wir an Tirol die enge Kooperation mit öffentlichen Institutionen wie die Innsbrucker Universität, die Tiroler Fachhochschulen mit ihren breit gefächerten Forschungs- und Innovationsfeldern oder die starke Partnerschaft mit der Standortagentur Tirol. Daraus ergaben sich viele Kooperationsmöglichkeiten mit Tiroler Firmen wie auch Forschungseinrichtungen. So arbeiten wir bei der Entwicklung unserer Branchenlösungen ausschließlich mit Experten aus der jeweiligen Branche zusammen – meistens handelt es sich dabei um Tiroler Unternehmen. Die kurzen Wege kommen uns bei Abstimmungen sehr entgegen und helfen uns, unsere Flexibilität zu bewahren.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Trotz unserer starken Partnerschaft mit öffentlichen, lokalen Institutionen, wünschen wir uns mehr Möglichkeiten für die internationale Zusammenarbeit. Bei der Entwicklung unserer Branchenlösungen sehen wir oft, dass viele eingesessene Firmen zwar gute Ideen und Konzepte für die Weiterentwicklung ihrer Branche haben, aber es dann an den IT-technischen Umsetzungsmöglichkeiten fehlt.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was haben Sie für Erwartungen für 2015?
World-Direct hat sich in den letzten Jahren vermehrt auf die Entwicklung von Produkten und cloudbasierten Services in spezifischen Branchen fokussiert. Neben den Kernkompetenzen Microsoft Dynamics CRM, Voice-over-IP-Dienstleistungen, Typo3 Content Management, IKT-Serviceportale, .NET-Entwicklung und Datacenter Services wurde im Jahr 2014 viel Wert auf die Umsetzung von Lösungen in den Branchen Energie, Gesundheit und Immobilien gelegt. Diese Produktentwicklungen werden eng in Zusammenarbeit mit unserem Mutterkonzern A1 Telekom Austria AG und Branchenpartnern durchgeführt. Vor allem im Bereich Energie sehen wir, dass in Zukunft ein erhöhter Bedarf an IKT-Lösungen nötig wird, um Erzeuger und Verbraucher im Stromnetz auf den unterschiedlichen Ebenen intelligent zu vernetzen. Das fängt bei Home Automation an, geht über unterschiedliche technische Anlagen in Unternehmen und hört bei Kraftwerken und Energieversorgern auf. In diesem Bereich konnten wir im letzten Jahr große Fortschritte erzielen und sehen auch einen großen Wachstumsmarkt. Im Jahr 2015 werden wir weiter in diesem Segment arbeiten, unser Angebot in diesem Bereich abrunden und unsere Kundenbasis im Energiesektor weiter ausbauen.
Ein weiteres Highlight war die Umsetzung des neuen Kreditkartenportals my.paylife.at für Paylife, für die wir seit Jahren den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Österreich abwickeln.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Tirol und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Es ist für uns mitunter schwierig, passende Kandidaten für eine Stelle zu finden, wobei wir das Problem nicht ganz so stark bei den rein technischen Stellen sehen. Schwieriger ist es in den Bereichen IT-Consulting und Projektmanagement. Bei diesen Stellen setzen wir grundlegend technisches Knowhow und organisatorische sowie soziale Kompetenzen voraus. Was uns bei der Rekrutierung weiterhilft, ist die enge Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und den Tiroler Fachhochschulen und natürlich das kontinuierliche und überregionale Schalten von Stellenanzeigen.
Für welche Technologien bzw. Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
In nächster Zeit wird sicher noch verstärkter das Thema Mobility in den Vordergrund rücken. Was im privaten Leben bereits Alltag ist, findet auch im Business-Bereich erhöhten Einsatz. Dabei können wir unsere Kunden optimal unterstützen: Sei es bei in die Jahre gekommenen Websites, die mittels „responsive Design“, HTML5 und CSS3 fit für mobile Endgeräte gemacht werden. Oder im Bereich CRM, bei dem Kundendaten von Vertrieb-, Marketing- oder Servicemitarbeiter komfortabel auch am Tablet oder Smartphone weiterverarbeitet werden können. Unsere gehostete cloudbasierte VoIP-Telefonanlage für A1 – A1 Hosted Communication Service – bietet vollständige Konvergenz zwischen Festnetz und Mobiltelefonie. In diesem Bereich verzeichnen wir im Moment die höchsten Wachstumsraten. Wie bereits erwähnt investieren wir im Moment viel in die Entwicklung von Produkten und Services im Energiebereich. Wir sehen in diesem Bereich einen Wachstumsmarkt und sind überzeugt, 2015 vielen Kunden mit unseren Lösungen zu höherer Energieeffizienz oder Kostensenkung zu verhelfen.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt im letzten Jahr?
Seit mehreren Jahren arbeiten wir gemeinsam in einem Team bestehend aus Ärzten und technischen Spezialisten an der Realisierung eines onkologischen Expertensystems. Mit diesem System werden Ärzte und Ärztinnen bei der onkologischen Behandlung unterstützt und so eine personalisierte Behandlung mit einem hohen Sicherheitsfaktor für die Patienten anbieten. Im Vergleich zu einer Behandlung, die nicht durch IT gestützt wird, kann viel mehr auf den subjektiven Gesundheitszustand und die Vorgeschichte von Patienten eingegangen werden. Im Moment arbeiten Partner-Kliniken aus Tirol, Südtirol und der Schweiz mit dem System. Die gesamte Entwicklung wird dabei in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Krebsforschungszentrum Oncotyrol durchgeführt und konnte im letzten Jahr zu einem großen Stück weitergetrieben werden.
Jürgen Klösch ist Geschäftsführer der Tiroler Firma World-Direct.
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