SER setzt seit 30 Jahren Maßstäbe in der Entwicklung von Enterprise Content Management Software. Ausgehend von Deutschland hat sich die SER Group auf mittlerweile 20 internationale Standorte verteilt. [...]
Hartmut R. Gailer, Geschäftsführender SER-Gesellschafter: „In der IT gibt es definitiv keine Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau.“
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Wien?
Hartmut R. Gailer: Hier darf ich die CIO der Stadt Wien, Ulrike Huemer, zitieren, dass Wien mittlerweile zu einem Hot-Spot für die IT und Digitalwirtschaft geworden ist. Mit einer viermal so hohen Wertschöpfung wie der große Branchenbruder Tourismus und 55.000 Personen in Beschäftigung ist das nicht verwunderlich. Das fängt bei einem Pioneers-Festival mit 3.000 internationalen Investoren und Gründern an und zieht sich bis zu einer neuen Art der Zusammenarbeit zwischen Stadt und IT- Wirtschaft. Die Initiative DigitalCity.Wien wird bereits in Zürich kopiert und die Digitale Agenda als IKT-Strategie der Stadt Wien, basierend auf einem Crowd-Partizipationsprojekt, räumt in Deutschland Awards ab.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Wir können versuchen, die Betriebsgründung, die Vergaberegel für innovative Projekte und die steuerliche Belastung für Technologieinvestitionen weiter zu optimieren. Das wären vielleicht die fehlenden 20 Prozent zur Weltspitze der IT-Metropolen. Aber am schnellsten können wir gewinnen, wenn wir die 80 Prozent, die schon da sind, auch vermarkten und hinausposaunen. „Ein Baustein der Vermarktung ist der Virtuelle Campus als digitale Visitenkarte der Stadt Wien, wo wir alle relevanten Themen zu Smart City, IT und Startups zusammenfassen und verfügbar machen“, meint Martin Giesswein, der Initiator dieses „Leuchtturmprojektes“ von DigitalCity.Wien. VCampus wird auch durch die Unterstützung von IT-Firmen ermöglicht. Auch wir von SER leisten hier als Partner gerne einen Beitrag: SER stellt den operativen Projektleiter für die jetzige Startphase des VCampus.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen, und was haben Sie für Erwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr?
Die Entwicklung im DACH- Markt ist durchaus zufriedenstellend, im restlichen Europa kann man es durchwachsen nennen. Außerhalb Europas folgt SER seinen global agierenden Kunden, was bei einem Exportweltmeister Deutschland eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet. So haben wir z. B. die SER-Aktivitäten in der Türkei, China oder Russland vorangetrieben und dafür eine eigene Holding, die SER Solutions International, gegründet. Für das kommende Jahr sehen wir ein solides Wachstum, die Auswirkungen der Embargopolitik bezüglich Russland und die Entwicklungen in der Türkei gilt es abzuwarten. Wir hoffen auch, dass Europa, was IKT betrifft, mehr Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit entwickelt. Etwas weniger US-Dominanz auch bei IKT sollte für Europa ein Ziel sein.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Wien, und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Der Fachkräftemangel ist nicht von der Hand zu weisen. Wichtig ist mehr Begeisterung in allen Schulstufen für die IT zu entfachen. Das ist eine mittelfristige Aufgabe. Ein zweiter Punkt ist, dass London und das Silicon Valley z.B. mittlerweile so hohe Lohnniveaus für Programmierer haben (bis zum Dreifachen), dass dies ein relativer Wettbewerbsvorteil für uns geworden ist. Wichtig ist zu betonen, dass in der IT nicht nur Mitarbeiter für Programmierung gesucht werden, sondern auch für Verkauf, Projektmanagement, Marketing, Analysten und Business Designer. Und in der IT gibt es definitiv keine Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau – es herrscht Chancengleichheit.
Für welche Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Die Menge an geschäftsrelevanten und nicht strukturierten, digitalen Informationen steigt exponentiell. Und die Zeitfenster für das Anpassen von Geschäftsmodellen und Prozessen – time to market – werden immer kürzer. Das bisher übliche Bauen von komplexen und mächtigen eigenen IT-Lösungen, mit Projektlaufzeiten von 2 bis 3 Jahren, meist noch als Insellösungen für wenige spezielle Fachlichkeiten – diese Zeiten sind vorbei. Time-to-market und Usabilty (UWAT – use without any training) und Content Integration sowie Geschäftsprozesse über Bereichsgrenzen hinweg werden neue Hauptfaktoren. Da kommen SaaS, Infrastrukturen wie ein Content Service Bus, adaptives und hoch flexibles Case Management, leicht anpassbare Geschäftsprozesse ins Spiel. Da hat SER mit seiner Produktsuite Doxis4 die richtigen Antworten und Lösungen. Nach solchen Lösungen erwarten wir, wie schon bisher feststellbar, eine sehr intensive Nachfrage.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Mit dem Projekt „Bahn Content Management System“ der Deutschen Bahn wird die ECM Suite Doxis4 von SER die Basistechnologie für den Gesamtkonzern Deutsche Bahn was die digitale Transformation im Bereich unstrukturierte Informationen betrifft. Aktuell sind ca. 11.900 User angeschlossen. Das archivierte Dokumentenvolumen hat seit ihrer Inbetriebnahme mittlerweile 160 Mio. Dokumente und 750 Mio. Informationsobjekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 17 TB erreicht. Alleine in das neue Finanz- und Vertragsarchiv wurden 70 Mio. Bestandsdokumente überführt. Jeden Tag kommen ein paar Millionen neue Dokumente dazu. Analog dürfen wir als SER in Österreich dies z.B. auch für den Andritz Konzern, die STRABAG und die ASFINAG leisten.
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