Laut Michael Botek, Geschäftsführer von ITdesign, würde der Markt sehr von einer verstärkten Zusammenarbeit der IT-Anbieter profitieren. Gemeinsame Anstrengungen würden die Digitalisierung vorantreiben. [...]
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Wien?
Michael Botek: Die Stärke ist aus Anbietersicht die Vielzahl lokaler Anbieter, die ihre Leistungen speziell auf diesen Markt zugeschnitten haben. Einige internationale Anbieter bedienen sich lokaler Subunternehmer. Interessant ist, dass einige deutsche Anbieter ihre Anstrengungen erhöhen, in den lokalen Markt vorzudringen. Das könnte bedeuten, dass hier ein Wachstumsmarkt gesehen wird. Aus Kundensicht gibt es in Wien eine nennenswerte Anzahl an Firmen, die zentral von hier aus weltweite Konzepte erstellen und umsetzen.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Mir fehlt vor allem das Teamwork unter den Anbietern. Das Internet of Things oder die Digitalisierung, um nur einige Schlagworte zu nennen, brauchen intelligente Antworten, die nur durch einen Zusammenschluss aller klugen Köpfe zum Vorteil des Standortes genutzt werden könnten. Diese gemeinsamen Anstrengungen sehe ich leider nicht. Weiters verhindert die österreichische Mentalität eine raschere Umsetzung von internationalen Trends, die wahrscheinlich eine schnellere Entwicklung des IKT-Standortes verhindern. Bei der Vergabe von Aufträgen, entscheidet immer mehr der Preis und nicht die Qualität. Damit wird die Qualität gedrückt und in den Hintergrund gedrängt. Leider gibt es darüber hinaus bei den Kunden immer weniger mutige Entscheidungsträger, die Konzepte, die die Unternehmen nachhaltig positiv beeinflussen würden, vorantreiben und umsetzen. Der berühmte ROI muss meist unter einem Jahr liegen, was viele gute Ideen bereits im Keim erstickt.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen, und was haben Sie für weitere Erwartungen?
Das abgelaufene Geschäftsjahr war schwierig, aber letztendlich zufriedenstellend, da es wieder positiv abgeschlossen werden konnte und einige sehr spannende Projekte gebracht hat. Unsere Erwartungen für heuer sind infolge der breit gefächerten Anfragen und Aufträge durchaus positiv, wenn auch sehr spannend, weil Prognosen für ein ganzes Jahr durch die Veränderungen am Markt sehr schwierig geworden sind. Wir haben auch voriges Jahr wieder einige Forschungsprojekte initiiert und hoffen, damit der lokalen Wirtschaft positive Impulse zu geben.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Wien, und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Wir gehen seit einiger Zeit den Weg der Entwicklung von jungen und engagierten Mitarbeitern, die genau für unsere Bedürfnisse ausgebildet werden. IT-Fachkräfte sind in der Regel nicht zu finden oder sehr teuer und meist auch nicht mehr so hungrig wie junge Leute.
Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer verstärkte Kundennachfrage?
ITdesign ist es gelungen, sich im Identity Management zu einer lokalen Größe zu entwickeln. Demzufolge gibt es aus diesem Bereich auch die meisten Kundenanfragen. Gefolgt von Anfragen zur Prüfung von Einsatzgebieten von Cloud-Lösungen. In diesem Bereich schätzt man unseren neutralen Ansatz. Für uns sind Cloud-Lösungen genauso gut wie hybride oder On-premise-Lösungen. Wir stellen im Gegensatz zu einigen Marktbegleitern die Anforderungen des Kunden in den Mittelpunkt – und nicht die Wünsche der Anbieter.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Das schönste Projekt der letzten zwölf Monate war die Durchführung des bedeutendsten IDM-Projektes (Identity Management) Österreichs. Wir haben uns dabei gegen alle nationalen und internationalen Anbieter durch Qualität und ein konkurrenzfähiges Angebot durchgesetzt und sind in der Umsetzung konform dem Projektplan kurz vor dem Go-live. Wir haben damit wieder einmal unter Beweis gestellt, dass wir in der Lage sind, sehr große Projekte zur Zufriedenheit des Kunden abwickeln zu können.
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