Mit dem Einsatz von Digitalisierung und Technologie ermöglicht Wolfgang Ehrengruber, CIO der Brau Union Österreich AG, Vorteile am Markt. Diese essenzielle Rolle des Directors Digital and Technology wurde beim Confare CIO Award mit der Auszeichnung zum "Top CIO" gewürdigt. [...]
Die Brau Union Österreich setzt über fünf Millionen Hektoliter Bier in einem Jahr ab – mit fünfzehn führenden Biermarken, über 100 Biersorten und laufenden Innovationen. Dazu gehören weit verbreitete Marken wie Gösser und Schwechater, aber auch Marken mit starker regionaler Bedeutung wie Zipfer, Puntigamer und Wieselburger. 2.700 Mitarbeiter in ganz Österreich sorgen dafür, dass rund 49.000 Kunden und Millionen Bierliebhaber im ganzen Land versorgt werden. Seit 2003 ist die Brau Union Österreich Teil der internationalen Heineken-Familie.
Die offizielle Berufsbezeichnung des CIO Wolfgang Ehrengruber lautet „Director Digital and Technology“, wobei „Digital“ mehr Themen abdeckt als „Technology“, wie etwa den Aufbau einer starken digitalen Plattform am Markt, der Nutzung von datengetrieben KI-Services oder agile Arbeitsweisen. Bei „Technology“ geht es um moderne Cloud-Plattformen, sehr gute Prozessunterstützung im ERP-System, die Fähigkeit eigene Machine-Learning-Modelle zu entwickeln und viele Daten effektiv und sicher zu managen. „Seit 2020 sind wir Teil des erweiterten Vorstands, wo wir gemeinsam überlegen, wie wir am Markt gewinnen können. Unsere Aufgabe ist hier die Digitalisierungs-Perspektive einzubringen und durch klugen Technologieeinsatz Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Beispielsweise durch den AI-basierten Product recommender auf unserer Plattform eazle – hier haben wir unserem Mitbewerb bereits deutlich etwas voraus, wenn es darum geht, unserem Gastronomiekunden ihren Geschäftsalltag zu vereinfachen.“
Ehrengruber hat in Linz Wirtschaftsinformatik studiert und danach ein postgraduales MBA-Programm absolviert. Seine Karriere hat ihn unter anderem zu KPMG Management Consulting geführt, wo er im Rahmen großer Digitalisierungsprojekte meist in Europa und im mittleren Osten unterwegs war, um Unternehmen bei der Strategie und Umsetzung zu unterstützen.
Mit der Familiengründung wurde der Wunsch nach einer Rückkehr nach Österreich laut. So wechselte er in die Lebensmittelbranche zur S. Spitz-Gruppe, wo zu seinen Aufgaben der Aufbau einer Group IT und die Digitalisierungsstrategie in den Bereichen ERP und IoT gehörten. Seit 2018 ist der Oberösterreicher Teil der Brau Union Österreich.
Effiziente Digitalisierung
Auf die Frage, was ihn an der Branche reizt, sagt Wolfgang Ehrengruber: „Die Lebensmittelbranche ist eine tolle Branche, weil man eine sehr gute Beziehung zum Produkt hat. Und bei Bier ist die Beziehung besonders emotional. Es ist auch eine hochprofessionelle Branche, wenn man mehr als die Hälfte des österreichischen Bieres immer in bester Qualität, in ihren jeweils originalen Brauereien, nach Originalrezept und mit regionalen Rohstoffen gebraut binnen 24 Stunden liefern kann. Um so unsere Bierkultur zu pflegen, ist eine moderne und effiziente Digitalisierung erforderlich.“
Ehrengruber ergänzt: „Über die Professionalität hinaus sind wir auch vom Produkt begeistert. Ich habe selbst die Biersommelier-Ausbildung absolviert und wir fördern dies auch im Team. Man lernt, wie die Biere gebraut werden und bekommt ein sehr gutes Gefühl für die Breite der Bierstile.“
Die Unternehmenskultur ist ein Aspekt, den Ehrengruber öfters erwähnt. „Der Zusammenhalt, die Bereitschaft, die Extrameile zu gehen und trotzdem Spaß an der Arbeit zu haben – das alles ist bei uns sehr ausgeprägt. Die Unternehmenskultur ist eine der Stärken der Brau Union Österreich. Sie hat uns auch geholfen, die Corona-Zeit gut zu meistern.“
Beschleuniger & Enabler
Die Pandemie sei gerade für die Kunden und Kundinnen im Bereich Hotel, Gastronomie, Hotels und Events herausfordernd gewesen. Und jetzt komme eine zusätzliche Belastung für uns alle durch die enormen Steigerungen der Energie-, Personal- und Rohstoffpreise hinzu. „Digitalisierung und IT spielen sowieso eine immer wichtigere Rolle, aber gerade in Zeiten raschen Handelns und schnell erforderlicher Veränderung spielt Digitalisierung eine entscheidende Rolle: Wenn sie gut aufgestellt ist, als Beschleuniger und Enabler, wenn sie nicht gut aufgestellt ist, als Flaschenhals. Ich bin stolz, dass wir als Enabler und Beschleuniger wirken konnten und so auch mehrheitlich in allen Funktionen wahrgenommen werden und gutes Feedback erhalten. Es hat uns sicher dabei geholfen, frühzeitig unsere Technologie-Landschaft in Richtung Cloud modernisiert zu haben – wir konnten so den COVID-Impact gut überbrücken und sind in der Lage, Automatisierungs- und AI-Services anzubieten, die sowohl auf unsere Kostenstruktur, als auch auf den Markterfolg wirken.“
KI-Vorreiter
Künstliche Intelligenz und datengetriebene Services sind für die Brau Union Österreich ein zentrales Thema, um den Kunden auf der eigenen Plattform eazle ihr Geschäft zu vereinfachen. „Wir haben den Umsatz unserer digitalen Plattform seit 2019 verfünffacht und werden weiter wachsen. Unseren Kunden wollen wir eine einfache und angenehme Möglichkeit bieten, digital zu bestellen. Darüber hinaus bieten wir Schritt für Schritt Services an, die unseren Kunden ihren Alltag erleichtern und sie dabei unterstützen sollen, selber mehr Umsatz zu erzielen – zum Beispiel mit AI-basierten Produktempfehlungen“, so Ehrengruber. „Dabei profitieren wir von der internationalen Stärke von HEINEKEN, da wir alle Services wiederverwendbar bauen und so viel schneller unterwegs sein können als unsere Mitbewerber. Wir sind auch stolz darauf, dass der AI Product recommender in Österreich entwickelt wurde und nun, da erfolgreich, weltweit in der HEINEKEN-Familie ausgerollt wird.“
Die Brau Union Österreich experimentiert zudem unter dem Schlagwort „Smart Brewery“ mit Digitalisierung in der Produktion, Remote und predictive Maintenance, 3D-Druck für Ersatzteile und mit länderübergreifenden Plattformen um Experiment-Ergebnisse schnell replizieren zu können.
Fünf „Bold Moves“
Der Bereich „Digital & Technology“ ist in der Unternehmensstrategie eine von fünf Säulen. Diese Digitalisierungs-Säule soll mittels fünf „bold moves“ umgesetzt werden: Digitale Route zum Kunden, Data-driven Insights, Streamlining der Prozesse, Digital Backbone und People & Culture.
Digitale Route zum Kunden
Die digitale Route zum Kunden in Form der B2B-Kundenplattform eazle soll neben den besten Bieren und der Leistungsfähigkeit der Logistik als dritter Wettbewerbsvorteil etabliert werden. Die Anforderungen an die digitale Plattform sind hoch: „Wir sind Marktführer und machen 54 Prozent des Biervolumens in Österreich. Und wir haben zu über 60 Prozent unserer Kunden in Österreich eine sehr gute, persönliche Beziehung. Unser Ziel ist es, diese Stärke auch im digitalen Bereich zu erreichen. Und wir sind bisher sehr gut unterwegs.“
Data-driven Insights
Im Bereich „Data-driven Insights“ plant Wolfgang Ehrengruber die konsequente Weiterentwicklung von datenbasierten Services für die Kunden aber auch intern die Entscheidungsfindung durch Datenmodelle und Simulationen besser zu unterstützen. Beispielsweise wenn es um Absatzprognosen, optimale Transportplanung, Churn oder Promotions geht. Dazu gehört natürlich auch die konsequente Arbeit an der eigenen Datenqualität und agile Arbeitsweisen, um mit Kunden und Stakeholdern die Modelle kontinuierlich zu testen und zu verbessern.
Streamlining der Prozesse
Bei „Streamlining der Prozesse“ geht es in erster Linie um Vereinfachung und Automatisierung der Prozesse – Low- und No-Code-Lösungen sowie Robotics spielen hier eine zentrale Rolle.
Digital Backbone
Der bold move „Digital Backbone“ deckt neben einem modernen leistungsfähigen Technologiekern auch die Cybersecurity ab. „Es wurden schon große Unternehmen gehackt, von denen wir wissen, dass sie eigentlich sehr gut unterwegs sind. Damit wir weiterhin sicher bleiben, investieren wir sehr viel in unsere technologische Abwehr, in Simulationen aber auch in Trainings und vieles mehr.“
People & Culture
Im Zentrum des Bereichs „People & Culture“ steht das „Digital Mindset“: „Dazu gehört ein modernes und attraktives Arbeitsumfeld, wo es die Möglichkeit zu agilen Arbeitsweisen, zu Experimenten gibt. Wo auch im ›blue collar‹-Bereich mit Tablets und Apps gearbeitet wird. Wo auch internationale und interkulturelle Zusammenarbeit an der Tagesordnung steht und gefördert wird. Wir haben agile Arbeitsweisen zuerst bei uns im Team eingeführt, bieten jetzt aber auch Unterstützung für andere Abteilungen an. Das kommt gut an, insbesondere bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die einen ganz anderen Blick auf die zukünftige Arbeitswelt haben. Angesicht des kommenden Fachkräftemangels ist es für uns entscheidend, dass man für die Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleibt. Es geht also nicht nur um Produktivität, sondern auch darum, dass das Arbeitsumfeld modern, international und cool ist.“
Energieneutral
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema von HEINEKEN und der Brau Union Österreich. Unter der Initiative „Brew a Better World“ treibt das Unternehmen unter anderem Wasserreduktion, den Einsatz von erneuerbarer Energien, elektrische Trucks oder plastikreduzierte Verpackung voran. Drei Brauereien agieren bereits energieneutral: Die Brauerei Göss in Leoben, die Brauerei Schladming und die Vorarlberger Brauerei Fohrenburg. „Der größte Beitrag der IT ist der, dass wir mit unseren Daten die Nachhaltigkeitsagenda gestalten. Dazu gehören beispielsweise der AI-Einsatz bei der Transportplanung oder die Steuerung der Supply Chain nach CO2-Kennzahlen“, so Wolfgang Ehrengruber abschließend.
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