Mit der richtigen Strategie zu KI

Künstliche Intelligenz findet langsam Einzug in österreichischen Unternehmen: Bereits 76 Prozent haben KI-Projekte durchgeführt. Doch wie zufrieden sind die Unternehmen tatsächlich mit diesen Projekten? reichelt elektronik ist dieser Frage in einer Umfrage nachgegangen. Die COMPUTERWELT hat bei Christian Reinwald, Head of Product Management & Marketing, nachgefragt. [...]

Christian Reinwald ist Head of Product Management & Marketing bei reichelt elektronik. (c) reichelt elektronik
Christian Reinwald ist Head of Product Management & Marketing bei reichelt elektronik. (c) reichelt elektronik

Aus einer Umfrage von reichelt elektronik geht hervor, dass Unternehmen immer stärker auf KI setzen. Was erwarten sich die Unternehmen davon?

Grundsätzlich stellen wir fest, dass die meisten Unternehmen dieselben Erwartungen an KI haben. Es geht vorrangig darum, Prozesse zu optimieren. Durch die Automatisierung gewisser Produktionsschritte wird es zunehmend unumgänglich, an der Vielzahl von Messpunkten auf Maschinen zu setzen. Sie können Abweichungen vom Plan wesentlich früher und zielgerichteter erkennen als Menschen. So wird zeitgleich der selbstauferlegte Qualitätsstandard gesichert und die Produktivität gesteigert. Das Personal kann dezidierter eingesetzt werden, wodurch die Produktion noch flüssiger läuft.

Wie weit ist die Realität von der Erwartung entfernt?

Unsere Umfrage ergab, dass österreichische Unternehmen von einer durchschnittlichen Zeitspanne von etwa sechseinhalb Jahren ausgehen, bis KI zum Standard in der Produktion wird. Die Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren KI zumindest partiell in ihren Produktionsprozess implementiert haben, sprechen zu 91 Prozent von einem Erfolg. Wir sind also eindeutig auf dem richtigen Weg. Es ist absehbar, dass KI zur Basistechnologie wird. Anders als bei der Entwicklung des Internets sprechen wir dabei von einer exponentiellen Entwicklung. Hier fließen so viele Entwicklungsstränge zusammen, die eine schnelle Evolution von KI begünstigen – nicht nur Robotertechnologie, sondern auch hochleistungsfähige Transistoren, Mikrochips und Sensoren, aber auch Cloud Computing.

Welche sind die größten Hürden bei der Einführung eines KI-Projekts?

Man kann gewisse Trends erkennen, die viele Unternehmen beim nächsten Mal anders machen würden: Das geht von einer ausgefeilten Strategie über bessere Mitarbeitereinbindung bis hin zu einem höheren Budget. Durchschnittlich haben österreichische Unternehmen über 2,5 Mio. Euro in KI investiert. Durch fortschreitende Automatisierung ist abzusehen, dass dieses Volumen nochmal ansteigen wird. Nimmt man zudem seine Mitarbeiter von Anfang an mit auf die Reise, greift man der Angst der Menschen vor, sie würden von der neuen Technologie ersetzt.

In welchen Bereichen macht es Sinn, KI einzusetzen?

Bereits heute gibt es Branchen, in denen der Einsatz von KI essenziell ist. Zu nennen wären etwa die IT- und die Telekommunikationsbranche – aber auch das Bankwesen. Abgesehen davon ist es besonders in Unternehmen mit hohem Materialfluss sinnvoll, über den Einsatz von KI in der Produktion nachzudenken. Wir sprechen hier vorrangig von der Automobil- und Maschinenbaubranche sowie der Elektroindustrie. Grob gesagt: Je näher ein Unternehmen an diesen Industriezweigen angesiedelt ist, desto weiter ist es bei der Implementierung. Besonders am Fließband kann ein vernetzter Roboter dabei helfen, Maschinendaten in Echtzeit auszulesen. Durch Maschinelles Lernen kann ein Roboter durch Qualitätskontrolle und Qualitätsvorhersage Ausschuss verringern. Zugleich können Daten verwendet werden, um den Zustand der Maschinen zu überwachen und durch vorausschauende Wartung einen eventuellen Produktionsausfall vorzubeugen. Die Technologie versetzt Roboter mittlerweile in die Lage, weitgehend autonom zu handeln. Es gibt Pilotprojekte mit Robotern, die mit 3D-Kameras ausgerüstet sind. Dabei werden die Bilddaten über eine 5G-Funkverbindung an einen Computer geschickt und dort mit KI ausgewertet. Ein sogenanntes fahrerloses Transportsystem kann dabei nicht nur Hindernisse identifizieren, sondern auch erkennen, ob es sich dabei zum Beispiel um einen Werker oder eine Palette handelt. Ist es ein Mensch, bewegt der Roboter sich mit dem nötigen Mindestabstand um diesen herum.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen?

Wie bereits erwähnt, muss eine umfassende Strategie mitsamt messbaren und skalierbaren Zielen vorliegen, um sinnvoll in KI investieren zu können. Unsere Umfrage zeigt aber, dass 60 Prozent der Unternehmen bereits über eine solche Strategie verfügen – 37 Prozent arbeiten noch daran. Doch eine Strategie allein reicht nicht aus: Im Unternehmen müssen auch zusätzliche Anforderungen wie die entsprechende Netzwerktechnologie, entsprechende Tools zur Datenverarbeitung, Modellerstellung und -implementierung erfüllt sein. Eine gute Datengrundlage ist essenziell für jedes KI-Projekt. Vor allem aber braucht es Personal, das über nötige Fachkenntnisse verfügt oder sich diese erarbeiten kann. Selbst wenn alle Voraussetzungen in der Infrastruktur erfüllt sind, braucht man Mitarbeiter, die KI-Projekten offen gegenüberstehen und Herausforderungen entschlossen angehen.

Wie könnte eine KI-Strategie aussehen?

Zunächst sollte jedes Unternehmen einen validen Ist-Zustand zusammentragen. Wo kann man sich verbessern? Was läuft gut? Dafür kann es sinnvoll sein, eine Mitarbeiterbefragung durchzuführen. Aus diesem Ist-Zustand können dann Ziele abgeleitet werden. Wichtig ist, dass diese messbar und skalierbar sein müssen. Nur so wissen Sie im Nachhinein, ob die Implementierung ein Erfolg war. Sind die Ziele benannt, geht es darum, ein entsprechendes Investitionsvolumen zur Hand zu haben. Hier ist immer wichtig: Was ist sinnvoll? Sparen Sie nicht unnötig ein, investieren Sie aber mit Maß. In vielen Fällen lohnt es sich, zunächst mit Pilotprojekten zu starten und diese dann auf weitere Stufen der Produktion auszuweiten. Im Laufe des Projektes gilt es, die Umsetzung so eng getaktet wie möglich zu evaluieren. Am Ende eines Pilotprojekts kann dann der neue Ist-Zustand geprüft werden. Hat die Implementierung dazu beigetragen, die Ziele zu erreichen? Eignet sich KI für die eigene Produktion? Das wird dann ein Kreislauf, der dazu beitragen kann, KI flächendeckend zu implementieren.

Was empfehlen Sie Unternehmen, die darüber nachdenken, KI einzusetzen?

Lassen Sie sich nicht entmutigen und beginnen Sie mit dem ersten Projekt. Heute wissen Unternehmen bereits besser, welche Fehler es zu vermeiden gilt, sie haben also beste Voraussetzungen, ihr KI-Projekt zum Erfolg zu führen. Und auch die Zeit drängt. Der Wettbewerb schläft nicht und Unternehmen müssen zusehen, dass sie nicht zurückfallen. KI ist ein effektives Mittel, das zu verhindern.


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