Mit »digitalem Zwilling« erfolgreich

Seit im August der neue Microsoft Flight Simulator vorgestellt wurde, steht auch das Grazer Startup Blackshark.ai auf einmal im Mittelpunkt der Simulations-Szene. Die KI-Technologie von Blackshark.ai ist Basis für die lebensechte, erstaunlich authentische 3D-Simulation der Welt aus der Vogelperspektive. Die COMPUTERWELT hat mit Blackshark-CEO Michael Putz gesprochen. [...]

Michael Putz, CEO Blackshark.ai, in San Francisco: Anfang 2021 soll in den USA eine Niederlassung eröffnet werden. (c) Blackshark.ai

Graz hat sich zum Hotspot für künstliche Intelligenz (KI), Computer Grafik und Computer Vision entwickelt. Dafür hat (neben anderen) Franz Leberl sehr früh gesorgt – er gilt als Pionier der Photogrammetrie (Bildmessung mittels berührungsloser Messmethoden wie Fotos, Sensoren), war ab 1992 Univ.-Prof. für Computer Graphics and Vision an der TU Graz und gründete die Firmen Vexcel in den USA und in Österreich (wurden später von Microsoft akquiriert). Außerdem gründete Leberl die Firma Vexcel Imaging Austria in Graz, heute Weltmarktführer für Luftbildkameras.

Michael Putz studierte Telematik und schloss 2003 sein Studium mit einer Diplomarbeit bei Franz Leberl und Hermann Maurer ab. Putz war schon damals von den Themen Erdbeobachtung und den aufkommenden Mappinganwendungen fasziniert und begann sich mit der neugegründeten Computer-Gaming-Firma Bongfish auf dieses Thema zu spezialisieren. »2006 gegründet sind wir mit Bongfish jetzt auf rund 80 Leute gewachsen, 2014 haben wir begonnen, mittels KI automatisiert Landschaften zu gestalten«, erzählt Putz. Eher zufällig kam Putz dann mit den Entwicklern des Flugsimulators in Kontakt – und ins Geschäft: Der Großteil der Städtegrafiken des neuen Microsoft Flugsimulators stammt von den Grazern, die im April dazu eine neue Company ausgegründet haben: Neben der Gaming Firma Bongfish ist Michael Putz jetzt auch CEO von Blackshark.ai. Mit dem neuen Startup wollen sich die Grazer nun auf Business-Kunden fokussieren. Mit einem 50-köpfigen Team ist das Unternehmen voll auf Expansionskurs.

Die neue, auf maschinellem Lernen basierende Technologie und semantisch orientierte KI hilft den Grazern, ihre Vision eines digitalen Zwillings unseres Planeten bzw. von Landschaften und Städten, faszinierend zu realisieren. Wichtige Voraussetzung dafür sind gestochen klare Luftbilder, aufgenommen entweder von Satelliten, Flugzeugen oder Drohnen. Die Kombination von jahrelangem Knowhow bei der Erstellung virtueller Landschaften kombiniert mit KI hat zu einer einzigartigen Expertise geführt, deren Früchte das Team von Blackshark.ai jetzt zur globalen Marktführerschaft ausbauen will. Die Grazer Technologie ist laut Putz auch um einiges besser als etwa Google Maps: »Es geht immer um den digitalen Zwilling, der auf Basis von Daten wie Luftaufnahmen oder Sensordaten mit unserem semantischen Ansatz in 3D entwickelt wird.« Zusätzlicher Vorteil: die semantische KI lässt sich mit einem einzigartigen »Live Labelling«-Verfahren sehr effizient trainieren und wird dadurch immer besser. Mit dieser von Blackshark.ai patentierten Technologie ist man etwa in der Lage, bei Gebäuden die Position von Fenstern oder Hausmauern klar zu identifizieren oder Dachformen genau zu erkennen – »das ist etwa für Versicherungen ein hochinteressantes Gebiet« sagt Putz.

Mit der Blackshark.ai-Technologie gelingt es, die Quadratmeter-Zahl eines Gebäudes aus Luftbildaufnahmen einzuschätzen. Damit bekommen die Versicherungen Informationen, ob das Gebäude entsprechend seiner Größe versichert ist. Noch viel interessanter ist die Zusammenarbeit mit US-Konzernen wie Microsoft, NVIDIA (digitaler Fahrsimulator Drivesim) oder der NASA: »Alles, was autonomes Fahren und Fliegen betrifft, können wir mit unserer Technologie unterstützen bzw. die Simulation dazu verbessern«, erklärt Putz. Im Moment wird eiligst an der Gründung einer Blackshark.ai US-Niederlassung an der Westküste gearbeitet. »Bis Jahresende 2021 wird sich die Zahl der Blackshark.ai-Mitarbeiter auf 100 verdoppeln«, schätzt Putz, »wir arbeiten auch mit Siemens für die Simulations-Lösung PreScan zusammen und haben viele Interessenten für Pilotprojekte.«


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