Mit Digitalisierung durch die Krise

Die Coronakrise hat Vieles verändert. Eine aktuelle Umfrage der DSAG zeigt, dass die Pandemie nicht ohne Auswirkungen auf die österreichischen SAP-Anwender geblieben ist. Dennoch wird Corona für viele Betriebe trotz widriger und unsicherer Umstände zum Digitalisierungstreiber. [...]

Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich: "Viele sehen S/4HANA zunehmend als Grundlage für die digitale Transformation." (c) DSAG
Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich: "Viele sehen S/4HANA zunehmend als Grundlage für die digitale Transformation." (c) DSAG

Kleinere und mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Die hat die Krise besonders hart getroffen«, beschreibt Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich, die aktuelle Situation.  So gaben 88 Prozent der österreichischen Teilnehmer der DSAG-Umfrage an, dass ihr Umsatz zurückgeht beziehungsweise stark zurückgeht. Über den gesamten DACH-Bereich gesehen, waren es mit 74 Prozent 14 Prozent weniger. Lediglich bei 12 Prozent (7 Prozent DACH) steigt der Umsatz. Während die Krise im DACH-Raum immerhin bei einem Fünftel der Befragten keine Auswirkungen zu haben scheint, gab dies in Österreich keines der Unternehmen an. 

Das Dilemma dabei ist: Die Digitalisierung hilft Unternehmen bei der Bewältgung der Krise, aber aufgrund der Krise stehen zuwenig finanzielle Mittel für Digitalisierungsprojekte zur Verfügung und bereits geplante IT-Projekte werden auf die lange Bank geschobenn. Laut DSAG-Umfrage gaben fast 60 Prozent der österreichischen Unternehmen an, dass S/4HANA-Projekte verschoben oder sogar prinzipiell zurückgestellt werden (DACH: 43 Prozent). Bei knapp der Hälfte (DACH: 50 Prozent) werden die S/4HANA-Projekte jedoch beschleunigt oder konsequent vorangetrieben.  

Die IT-Budgets für 2021 entwickeln sich in den Unternehmen jedenfalls zum Teil  rückläufig, wie die Umfrage zeigt. 18 Prozent (DACH: 16 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie mit einem Rückgang um mehr als 20 Prozent rechnen. Jedoch 76 Prozent (DACH: 76 Prozent) gehen davon aus, dass sich das IT-Investitionsbudget 2021 nicht verändert und bei weiteren 6 Prozent steigt das Budget gar um über 20 Prozent. Eine Steigerung erwarten im gesamten DACH-Raum hingegen nur etwa 2 Prozent.

„Man muss allerdings berücksichtigen, dass wir bei dieser Frage Rückmeldungen von 17 Unternehmen aus Österreich haben und diese zu Rückmeldungen von 262 Unternehmen im gesamten DACH-Raum in Relation setzen. Hier können durchaus Einzelmeinungen die Zahlen beeinflussen“, so Walter Schinnerer. Dennoch glaubt er, dass in der Krise einige Unternehmen die Notwendigkeit erkannt haben, ihre Prozesse und Geschäftsmodelle zu überarbeiten und die damit verbundenen Chancen. Schinnerer sieht die Ausgangsposition für österreichische Unternehmen in Sachen Digitalisierung aber positiv: „Ich glaube, dass wir uns in Österreich mit der Digitalisierung leichter tun, weil die Größe der Unternehmen kleiner ist als in Deutschland oder im internationalen Business.“ Dazu passt, dass fast drei Viertel der Befragten (DACH: 61 Prozent) angaben, dass sie im Vergleich zum Vorjahr bezogen auf die Digitalisierung Fortschritte gemacht haben. Lediglich 21 Prozent (DACH: 34 Prozent) gaben an, nur langsam voranzukommen, und nur 5 Prozent (DACH: 5 Prozent) kommen nicht voran oder haben derzeit andere Prioritäten.

„Anfang des Jahres sah das noch anders aus. Laut DSAG-Investitionsreport 2020 bewertete mehr als die Hälfte der Befragten ihr Unternehmen als ›nicht sehr weit‹, wenn es um die digitale Transformation geht“, erinnert sich Walter Schinnerer. Bei den meisten Firmen habe letztlich die durch die Coronakrise nötig gewordene Umstellung auf Home Office sehr schnell und reibungsfrei funktionierte, lobt Schinnerer die heimischen Betriebe. Es überrasche daher nicht, dass in Österreich nur 68 Prozent, im DACH-Raum hingegen 81 Prozent der Unternehmen angeben, dass die Anforderungen bezüglich der Digitalisierung gestiegen seien, waren fixe Kernzeiten und flexible Angebote wie Home Office hierzulande schon vor Corona im Zunehmen begriffen.

Effizienz steigern 

Besonders dringenden Handlungsbedarf in Bezug auf die Digitalisierung im SAP-Kontext sieht ein Drittel der österreichischen Befragten (DACH: 36 Prozent) darin, neue digitale Geschäftsmodelle und Services zu entwickeln. Zum Vergleich: 2019 sahen dies 42 Prozent (DACH: 40 Prozent) als wichtig an. Zu den größten Treibern für Digitalisierungsprojekte österreichischer Unternehmen zählte mit 58 Prozent (DACH: 62 Prozent) der Wunsch, bestehende Prozesse effizienter zu machen. In diesem Jahr sehen hier sogar 73 Prozent (DACH: 72 Prozent) Handlungsbedarf. Ebenso mehr als ein Fünftel (DACH: 24 Prozent) hält es für notwendig, die Beziehung von Kunden und Partnern zu flexibilisieren, also eine Plattform-Strategie zu haben und 33 Prozent der Befragten (DACH: 28 Prozent) sehen es als wichtig an, Informationen transparent zu machen.  

Erstmals wurde die Relevanz von Anbietern für die Digitalisierung der Kernprozesse auf der Anwendungsebene in unterschiedlichen Unternehmensbereichen abgefragt. Hier hat SAP in der Regel die höchste Relevanz – gefolgt von Microsoft und Google. Anders sieht dies lediglich in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit aus. Die höchste Relevanz weisen die österreichischen Umfrageteilnehmer dort Microsoft mit 26 Prozent (DACH: 11 Prozent) zu. An zweiter Stelle folgt Google mit 21 Prozent (DACH: 5 Prozent) und danach SAP mit 16 Prozent (DACH: 14 Prozent).


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