Das weltweite Mobilfunk-Ökosystem trägt derzeit etwa 2,2 Prozent zum globalen BIP bei und wächst weiter. Die GSMA fordert, dass sich die Wettbewerbsbehörden einer Marktkonsolidierung öffnen, um den neuen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. [...]
Die Zahl der weltweit geschalteten Mobilfunk-Verbindungen wird schon bald deutlich größer sein als die Erdbevölkerung. Insgesamt gab es Ende 2012 6,8 Milliarden Mobilfunk-Verbindungen weltweit, Ende 2017 soll diese Zahl auf 9,7 Milliarden steigen. Das entspricht einem Wachstum von 7,6 Prozent pro Jahr. Die Mobilfunkindustrie trägt bis 2017 kumuliert über zehn Billionen Dollar (rund 7,7 Billionen Euro) zum globalen BIP bei und beschäftigt über zehn Millionen Mitarbeiter weltweit. Mit Investitionen bis 2017 von 1,1 Billionen Dollar und einem Beitrag von 2,6 Billionen Dollar zu öffentlichen Haushalten hat die Industrie einen substantiellen Wertbeitrag zur globalen Wirtschaft. Die sozioökonomischen Effekte, die durch Mobilfunk hervorgerufen werden, sind dabei noch gar nicht einberechnet. Um diese Effekte zu realisieren, bedarf es eines entsprechenden regulativen Umfeldes. Gerade Europa gelingt es jedoch derzeit nicht, Rahmenbedingungen für wirtschaftlich nachhaltige Investitionen und Wachstum in der Telekommunikationsindustrie zu schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Branchenverbandes GSMA und dem Marktforschungsunternehmen A.T. Kearney.
NEUES REGULATORISCHES UMFELD NOTWENDIG
„Mobilfunk hat sich längst von einem reinen Kommunikationsmittel zu einem lebensverbessernden, in manchen Fällen sogar lebensrettenden Werkzeug für jeden einzelnen entwickelt. Es ist sehr spannend zu sehen, welche Möglichkeiten noch vor uns liegen, die sich aus der Anbindung der Weltbevölkerung an das mobile Internet ergeben“, sagte Anne Bouverot, Director General der GSMA auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Doch während der weltweite Markt mit der Verbreitung von Smartphones, LTE-Netzen und innovativen Applikationen weiter wächst, ist es für die Mobilfunkanbieter nicht selbstverständlich, ihren Anteil an dem damit verbundenen Umsatzwachstum zu behaupten. „Um das Potenzial der Mobilfunkindustrie zukünftig vollständig zu realisieren und das Investitionsvolumen der Marktteilnehmer zu maximieren, ist es unbedingt erforderlich, ein regulatorisches Umfeld zu schaffen, das auf wenigen Eingriffen und offenem Wettbewerb basiert. Zudem gilt es neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die es allen Marktteilnehmern ermöglichen, aktiv an dem mobilen Wirtschaftssektor zu partizipieren und davon zu profitieren“, so Bouverot. Vor allem sei die europäische Mobilfunkindustrie von den Herausforderungen für weiteres Wachstum betroffen. Die Europäische Union würde sich demnach aktuell „sehr schwer tun“, Rahmenbedingungen für wirtschaftlich nachhaltige Investitionen und Wachstum in der Telekommunikationsindustrie zu schaffen. In den Jahren zwischen 2008 und 2012 sei der Mobilfunkumsatz in Europa, getrieben durch die Regulierung der Terminierungsentgelte, um 32 Milliarden Dollar (24,6 Mrd. Euro) auf 216 Milliarden Dollar (166,3 Mrd. Euro) geschrumpft.
INTERNETZONE IN DER KRITIK
Die Mobilfunk-Anbieter fordern eine weniger strenge Regulierung ihres Geschäfts, weil Milliarden-Investitionen in die Netzwerk-Infrastruktur anstehen. Die europäische Mobilfunk-Industrie beschwert sich schon seit Jahren, dass sie zu stark im Visier der Regulierungsbehörden wie der EU-Kommission stehe. Kritisiert werden auch ungleiche Bedingungen für Mobilfunker und Internet-Konzerne wie Google, Apple oder Amazon oder App-Anbieter wie Whatsapp. Die Telekom-Branche fordert bisher vergeblich, dass sich die Internet-Branche an den Kosten des Datenverkehrs beteiligen solle. Die Online-Unternehmen verweisen darauf, dass die Industrie nach wie vor Profite mit der Vermarktung ihrer Dienste bei Verbrauchern und Unternehmen erwirtschafte.
Mit einer „sinnvollen Regulierungspolitik könnte die Industrie jedoch das Innovationspotenzial ausschöpfen und flächendeckendes, hochbreitbandiges mobiles Internet zu sinnvollen Kosten und fairen Preisen bereitstellen“, so A.T. Kearney in der Studie, dann würde „weiterem Wachstum –sowohl im Mobilfunk als auch in den angrenzenden Wirtschaftszweigen – nichts im Wege“ stehen. (cb)
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