Mobilität wird Dienstleistung

Elektroautos, Brennstoffzellen oder selbstfahrende Autos: Die Mobilität der Menschen verändert sich rasend schnell. Die Energieagentur hat untersucht, wie die Digitalisierung unsere Art, sich fortzubewegen, beeinflussen könnte. [...]

Das vernetzte Auto gibt es schon. Autonome Fahrzeuge könnten schon in zehn Jahren Realität sein. (c) Fotolia
Das vernetzte Auto gibt es schon. Autonome Fahrzeuge könnten schon in zehn Jahren Realität sein. (c) Fotolia

Im Zeitraum 2016/2017 verzeichneten hybridbetriebene Fahrzeug-Neuzulassungen mit einem Zuwachs von 86 Prozent in Österreich den größten Zuwachs. Die Nachfrage nach reinen Elektroautos stieg sogar um 42 Prozent. Der Bestand an Elektroautos hat von 9.073 Autos in Österreich im Jahr 2016 auf 15.618 Stück im Vorjahr zugelegt. E-Mobilität ist sozusagen in aller Munde. Doch eine neue Studie der Energieagentur zeigt, dass sich hier unterschiedliche Technologien durchsetzen werden: acht von zehn befragten Experten sind der Meinung, dass im Personen- und Güterverkehr künftig verschiedene Energieträger zum Einsatz kommen.

„Verkehr ist nicht nur für mehr als ein Drittel des heimischen Endenergieverbrauchs verantwortlich, er ist auch größtenteils von Erdöl abhängig. Um eine saubere und nachhaltige Energiezukunft in Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen zu realisieren, braucht es auch einen Wandel in der Mobilität“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Mobilität könne in Zukunft zunehmend zu einer Dienstleistung werden, womit auch der Besitz eines eigenen PKWs an Bedeutung verlieren könnte, so Traupmann. „Bei der Technologie wird die Zukunft einen Mix an Antriebssystemen bringen, es wird keine ‚E-Monokultur‘ erwartet. Mehr Einigkeit herrscht unter den Experten bei selbstfahrenden Fahrzeugen, die für drei Viertel der Befragten bereits in zehn Jahren Realität sein werden – allerdings nicht flächendeckend“, erklärt Traupmann. Hinzu komme, dass die Digitalisierung die Weiterentwicklung des Verkehrssystems unterstützen und Informations- und Kommunikationstechnologien eine bedeutende Rolle spielen werden.

„Im Personenverkehr werden sich batterie-betriebene PKWs durchsetzen. Bei Transporten im gewerblichen Verkehr ab 3,5 Tonnen erwarten die Befragten eher Fahrzeuge, die mit Brennstoffzellen oder Wasserstoff angetrieben werden“, sagt die Studienautorin Monika Wanjek, Senior Expert Mobilität, Verkehr & Raumplanung der Österreichischen Energieagentur. Um die Verbreitung von E-Fahrzeugen mit Batterie zu steigern, ist vor allem eine passende und in ausreichender Anzahl bzw. Qualität zur Verfügung stehende Lade-Infrastruktur entscheidend. Förderungen der Anschaffungskosten haben aus Sicht der Befragten hingegen nur geringe Bedeutung.

Mobility as a Service

Drei Viertel der Befragten schätzen die Bedeutung von öffentlichen Standorten, an denen viele verschiedene Angebote von Verkehrsmitteln (Fahrrad, Carsharing, öffentlicher Verkehr etc.) zur Verfügung gestellt werden, als hoch ein. „Ganze 93 Prozent glauben, dass diese neuen Verkehrsknotenpunkte unser Verkehrsverhalten ändern werden. Dabei erwarten die Befragten vor allem einen Rückgang des motorisierten Individualverkehrs“, so Wanjek. Knapp drei Viertel setzen auf „Mobility as a Service“. Dem Ansatz, Mobilität als Dienstleistung anzubieten, wird eine hohe Bedeutung beigemessen (74 Prozent). Fast drei Viertel (71 Prozent) der Befragten sehen das Konzept auch als Alternative zum Besitz eines eigenen PKW. Die Zahlungsbereitschaft ist allerdings gering, die Befragten schätzen sie auf 85 Euro pro Monat. „Es wird sich erst zeigen, ob sich diese innovativen Konzepte wirtschaftlich abbilden lassen. Das wird letztlich wesentlich von den Rahmenbedingungen und der Anzahl der Nutzer abhängen“, so Traupmann.

Knapp drei Viertel (73 Prozent) sehen bereits in zehn Jahren Anwendungsfelder für vollautomatisierte Fahrzeuge. Dabei geht es um explizit dafür ausgewiesene oder um sogenannte hochrangige Infrastrukturen. „Vollautomatisierte Fahrzeuge werden etwa an Industriestandorten, Flughäfen oder auf Autobahnen unterwegs sein. U- und Eisenbahnen werden autonom fahren. Flächendeckendes selbstständiges Fahren im privaten Bereich wird in diesem Zeitraum jedoch nicht erwartet“, sagt Wanjek.

Selbstfahrende Fahrzeuge in zehn Jahren
Weiters sind die Auswirkungen von E-Commerce auf das gesamte Verkehrssystem heute noch nicht absehbar. Neun von zehn Befragten gehen aber davon aus, dass E-Commerce zunehmend private Besorgungswege ersetzen wird und rechnen mit einer Reduktion um 40 Prozent. Freizeitwege haben in den letzten Jahren bereits an Bedeutung zugenommen, doch nicht immer zugunsten des öffentlichen Verkehrs. Zusammen mit vermehrtem Zustellverkehr – ausgelöst durch E-Commerce – könnte das sogar zu einer Zunahme im Gesamtverkehrsaufkommen führen“, so Traupmann.

IT-Unternehmen als neue Player in der Mobilität
„Bei allen Weiterentwicklungen des altbekannten Verkehrssystems spielen Informations- und Kommunikationstechnologien eine bedeutende Rolle. Sie erleichtern den Menschen den Zugang zu verschiedensten Fahrzeugen und Mobilitätsservices.“ 86 Prozent der Befragten sehen etablierte Mobilitäts- und Verkehrsdienstleiter (wie zum Beispiel die ÖBB oder den Verkehrsverbund) als wesentlich für die Gestaltung von multimodalen Mobilitätsstationen. Auf Platz zwei folgen bereits IT-Unternehmen (57 Prozent), die Lösungen für eine stärkere Vernetzung von Menschen, Fahrzeugen und Mobilitätsservices erarbeiten. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der E-Mobilität hält mehr als die Hälfte der Befragten auch Energieunternehmen für relevant. IT-Unternehmen, die am Verkehrsmarkt aktiver mitmischen möchten, könnten sich aus Sicht der Experten als „Mobility-as-a-Service“-Dienstleister etablieren. Mehr als ein Drittel der Befragten sind der Meinung, dass sich IT-Unternehmen künftig hier erfolgreich am Markt behaupten werden, sechs von zehn Personen setzen dabei auf Startups.


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