Mobility, KI & CO – Trends im ERP-Umfeld

Die Trovarit-Studie »ERP in der Praxis« hat es ans Tageslicht gebracht: Die ERP-Durchdringung in den Unternehmen hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. Hier die wichtigsten aktuellen Entwicklungen. [...]

Karsten Sontow ist Vorstandsvorsitzender der Trovarit AG. (c) Trovarit

Das Thema Datensicherheit ist sicherlich nicht nur für ERP-Lösungen von ständig wachsender Bedeutung. Spektakuläre Fälle von Daten-Diebstahl sorgen regelmäßig für hohe Sensibilität bei allen Software-Anwendern. Allerdings spielen ERP-Systeme auch eine sehr zentrale Rolle in der betrieblichen Software-Landschaft, da sie die wichtigsten Stamm- und Bewegungsdaten führen und zudem als Datendrehscheibe zur Mehrzahl der in einem Unternehmen eingesetzten Software-Anwendungen fungieren. Vor dem Hintergrund zunehmender (überbetrieblicher) Vernetzung und Mobilität des ERP-Einsatzes steigen die Anforderungen an Mechanismen für den Datenschutz auch im Kontext der ERP-Systeme deutlich an.

Compliance

Das Thema Compliance betrifft im ERP-Kontext fast alle ERP-Anwender, da Änderungen z. B. in der Sozial- und Steuergesetzgebung (z. B. E-Bilanz, GoBD) Änderungen in zentralen ERP-Modulen nach sich ziehen. Hinzu kommt eine steigende Zahl branchenspezifischer Regularien, die in der ERP-Software abgebildet werden müssen (z. B. Produkt-Serialisierung in der Pharmaindustrie). Seit 2018 ganz besonders im Fokus ist der gesetzeskonforme Umgang mit personenbezogenen Daten im Umfeld des Personalwesens und des Marketings/ Vertriebs, wie er durch die seit Ende Mai 2018 ohne Einschränkung gültige Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vorgegeben ist.

Mobiler Einsatz

Mit nahezu 73 Prozent der Installationen scheint der »mobile Einsatz von ERP-Software« heute bereits üblich zu sein – jedenfalls wenn man darunter die Nutzung über das Internet per Laptop versteht. Auch der Einsatz über das Smartphone oder per Tablet-Computer hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile wird fast die Hälfte der ERP-Installationen – zumindest in Teilen – auch über diese deutlich schlankeren Endgeräte bedient. Lediglich der Einsatz von so genannten »Smart Glasses« ist noch relativ jungfräulich: Sie können zur Unterstützung in der Logistik oder Kommissionierung eingesetzt werden.

An dieser Stelle stehen die ERP-Hersteller den Ergebnissen der aktuellen Anwenderstudie »ERP in der Praxis« der Trovarit AG zufolge offenbar weiterhin vor großen Herausforderungen, setzt diese Art der mobilen Nutzung angesichts des deutlich reduzierten Platzangebotes, der veränderten Bedienlogik und der unterschiedlichen Formfaktoren der Endgeräte doch eine völlig neue Oberflächengestaltung voraus. Die meisten ERP-Anbieter haben in der jüngeren Vergangenheit fieberhaft an entsprechenden Lösungen gearbeitet bzw. sind derzeit noch dabei. Dabei haben sich zwischenzeitlich sehr unterschiedliche Konzepte offenbart: Einige Anbieter entwickeln die Bedieneroberfläche konsequent mit neuen Technologien, wie z. B. HTML5, komplett neu. Andere Anbieter betreiben derartige Umstellungen nur für ausgewählte Teile der ERP-Software oder entwickeln für die unterschiedlichen Zugriffsarten verschiedene Applikationen. Dadurch ist der mobile Einsatz der ERP-Lösung jedoch nur eingeschränkt möglich, gleichzeitig steigt die Komplexität der Software.

Die Praxis zeigt, dass der technologische Fortschritt in diesem Themenbereich oft verzögert beim Endanwender ankommt. Begründet liegt dies vor allem in der niedrigen Quote größerer Unternehmen, die die angekündigten Releasewechsel durch den Software-Anbieter zeitnah vornehmen. Aufgrund dessen ist das Thema beim Endanwender noch akut, während man anbieterseitig technologisch bereits mehr zu bieten hat.

Cloud Computing

Die Relevanz des Cloud Computing erfährt aus zwei Richtungen Antrieb: Zum einen drücken gerade große ERP-Hersteller ihr ERP-Angebot mit Vehemenz in Richtung Cloud. Motivation sind hier u.a. eine Verstetigung und Steigerung von Erlösen, eine deutlich höhere Kundenbindung und eine deutlich höhere Skalierbarkeit des Geschäftes. Aber auch auf der Anwenderseite steigt die Akzeptanz und der Bedarf für »ERP aus der Cloud«. So bieten Cloud-Lösungen gerade kleineren Unternehmen, die oft über wenig eigene Ressourcen für den IT-Betrieb verfügen, einen relativ schlanken Einstieg in die Nutzung leistungsfähiger ERP-Lösungen. Und Unternehmen mit komplexeren Strukturen (Größe, Standorte/Niederlassungen und/oder Internationalität) schätzen die geringere Komplexität der zu betreibenden ERP-Infrastruktur in Verbindung mit einem deutlich höheren Maß an Standardisierung und technischer, wirtschaftlicher sowie oft auch regionaler Skalierbarkeit des Cloud-Betriebs.

Künstliche Intelligenz

ERP-Systeme werden in ihrer Rolle als zentraler Prozess- und Daten-Hub im Unternehmen deutlich stärker mit Technologien aus dem Umfeld der künstlichen Intelligenz, wie beispielsweise dem Machine Learning oder Predictive Maintenance, angereichert. KI-getriebene Analytik in den Business Anwendungen hilft, die Entscheidungsqualität und Geschwindigkeit in Unternehmen zu erhöhen. Die KI-Systeme innerhalb der Business Applikationen sind ständig aktiv, erkennen laufend Anomalien und auffällige Entwicklungen und schaffen somit aktiv Transparenz. So werden mit Hilfe von KI-Technologien beispielsweise die Geschäftsregeln in der Business-Software flexibilisiert. KI-Technologien bieten rollen- und kontextbezogene Hilfestellung durch Guides oder Service Bots. Auch die Echtzeitübersetzung von Stamm- und Bewegungsdaten wird mit Hilfe von leistungsfähiger Übersetzungstechnologie möglich.

*Der Autor Karsten Sontow ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Trovarit AG.


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