Gerade in Zeiten der unaufhaltsamen Digitalisierung ist es besonders wichtig, Mut zum Unternehmertum an den Tag zu legen. Denn so sehr Veränderung auch schmerzt – sich nicht zu verändern, ist laut Dorothee Ritz, Geschäftsführerin von Microsoft, keine Option. [...]
Die Strategie von Microsoft lautet „Mobile first, Cloud first“. Was heißt das für Sie konkret?
Wir wollen die Produktivität des Einzelnen und der Unternehmen in dieser „Mobile first, Cloud first“-Welt erhöhen. Ein gutes Beispiel dafür ist Windows 10: Die Leute verwenden ganz viele verschiedene Endgeräte und Plattformen und Windows 10 demokratisiert das ein Stück. Es ist ein Operating System, das mit allen Endgeräten arbeiten kann, egal von welchem Hersteller und egal in welchem Anwendungsszenario, ob Sie nun unterwegs sind, zu Hause oder im Office. Und das alles als Service aus der Cloud, sodass ich jederzeit die neueste Version habe, was allein schon aus Sicherheitsgründen ganz, ganz wichtig ist. Mehr Flexibilität und Sicherheit sind wesentliche Punkte. Oder auch Collaboration und Social Media über verschiedenste Plattformen, Geräte und Anwendungen hinweg: Da Lösungen zu schaffen, die einfach und sicher zu nutzen und für die Unternehmen managebar sind, darum geht es. Die Cloud ermöglicht diese Flexibilität. Das ist für viele Firmen ein Riesenvorteil: Man muss nicht so viel vorinvestieren und kann schneller reagieren. In beide Richtungen. Das macht es für Unternehmen einfacher, in neue Ideen zu investieren und mutiger in dieser neuen Welt zu agieren.
Stichwort Cloud und Mut: Österreich verhält sich ja beim Thema Cloud eher ängstlich. Wie sehen Sie das?
Das stimmt wohl. Tatsache ist, dass Österreich im Vergleich mit anderen Ländern bei der Cloud-Nutzung eher spät dran ist. Wichtig ist, dass die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die Digitalisierung weiterentwickeln kann und Österreich nicht den internationalen Anschluss verliert. Gleichzeitig ist aber auch ein Aufruf an die Wirtschaft notwendig, denn es kann eigentlich nicht mehr die Frage sein, ob man in die Cloud geht. Wenn man expandieren und auch international erfolgreich sein will, führt kein Weg daran vorbei, mit der Cloud zu arbeiten, weil eben die Anlaufkosten relativ niedrig sind und man wesentlich agiler und schneller ist.
Wie versuchen Sie als Geschäftsführerin von Microsoft Österrreich Kunden die Cloud-Ängste zu nehmen?
Dass es Bedenken gibt, ist vernünftig, denn es gibt ja berechtigte Überlegungen, die man anstellen muss, wenn man in die Cloud geht. Das muss man durcharbeiten und wir als Anbieter wollen da Aufklärungsarbeit leisten. Hin und wieder muss man auch einfach mal machen und Mut zum Unternehmertum haben: Entscheidungen treffen, auch mal riskantere, mit den Entscheidungen leben, was ausprobieren. Und das war noch nie so einfach wie heute, weil es eben Cloud-Infrastrukturen gibt. Leider ist die Furcht zu scheitern oft noch unendlich groß. Auch ich wurde in der Schule nicht so erzogen und auch mir wurde eher nahegelegt, Anwältin oder Ärztin zu werden statt Unternehmerin. Das müssen wir ändern.
Wie ändern wir das?
Was uns derzeit am meisten am Wachstum hindert ist, dass wir nicht genug Leute finden. Wir haben 48 offene Stellen bei Microsoft Österreich. Was wir vor allem brauchen, sind Menschen, die Technik verstehen und gleichzeitig unternehmerisch denken. Viel zu viele junge Menschen denken noch immer zu sehr in klassischen Berufszweigen. Wir bekommen in der Schule und an der Universität nicht beigebracht, Unternehmer zu sein. Der Mut zum Unternehmertum, Mut zu scheitern, ist ganz entscheidend. Das Interessante dabei ist ja, dass viele Unternehmen scheitern und noch scheitern werden, gerade weil sie nicht den Mut haben, sich zu verändern. Veränderung ist schmerzvoll, aber sich nicht zu verändern ist keine Option. Weil dann kommen die mutigen Unternehmer, leider oft aus dem Ausland, und nehmen sich den Markt. Einfach mal machen. Man weiß ja nicht, ob es klappt, bevor man es probiert hat. Aber es ist erstaunlich, was alles klappt.
Das Gespräch führte Oliver Weiss.
Dorothee Ritz
Dorothee Ritz (47) startete ihre Karriere bei Microsoft im Jahr 2004 und war acht Jahre als General Manager Consumer und Online in der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland tätig. Als Senior Director Business Strategy trug sie parallel auch internationale Führungsverantwortung bei Microsoft International. Die studierte Rechtsanwältin ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
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