Vom 22. bis 23. November 2022 luden die SHEtech Online Days 2022 50 Experten und Expertinnen aus der MINT-Branche zu Deep Dives und Round Tables ein. Unter dem Motto »How women shape the future« fand exklusiver Austausch zwischen Managern, Forschern und Frauen-Netzwerken statt. [...]
Zu Beginn der SHEtech Online Days 2022 wies Chefredakteurin Michaela Ernst auf das Ungleichgewicht zwischen männlicher und weiblicher Innovation hin: So werden in Österreich aktuell nur etwa 8 Prozent der Patente von Frauen angemeldet (in Deutschland 10 Prozent) und nur 17 Prozent aller Startup-Gründungen erfolgen von Frauen. Die Gründe dafür seien ebenso simpel wie erschreckend: »Wenn Frauen etwas gut können, wird das als selbstverständlich angenommen. Daher haben sie oft keinen Bezug zu ihren Skills, es fehlt ihnen an wertschätzender Selbstwahrnehmung«. Und: »Frauen kommen heute immer noch schwerer zu Finanzierungen als Männer, obwohl sie im Umgang mit Geld deutlich weniger risikoaffin sind und im Schnitt auch nur halb so viel Geld benötigen, um ihre Ziele umzusetzen«.
In insgesamt 14 Keynotes, Deep Dives und Round Tables sprachen die Speaker anschließend über die wesentlichen Beiträge, die sie zu Innovation leisten, weshalb Frauen in der Technik so essentiell sind und wie auch Quereinsteiger eine Karriere im MINT-Bereich starten können. Frauen im Team würden nicht nur das Arbeitsklima verbessern, sondern auch wesentlich zur Verbesserung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen beitragen.
Brigitte Bach, Vorständin der Salzburg AG, betont, dass es für alle wichtig sei, dass die Technologien und Anwendungen der Zukunft von Frauen mitgestaltet werden, um wirklich für jeden sinn- und nutzenstiftend zu sein. Christina Hubin, Head of Strategy & Communication bei Upstream Mobility, dazu im Deep Dive »Mobilität«: »Gerade in Innovationsprojekten und bei Prototypen entwickeln und testen vorwiegend Männer, das wirkt sich auf die Ergebnisse aus. Wir brauchen mehr Frauen in der Mobilität und Technik, damit gleichberechtigte Services und Technologien entwickelt werden können«.
Frühe Kontaktpunkte zu technischen Berufen
Wie dem Fachkräftemangel und niedrigen Frauenanteil in der Technik entgegengewirkt werden kann, stand in den verschiedenen Diskussionsrunden im Mittelpunkt. Der gemeinsame Ansatz lag in der frühen Heranführung von Mädchen an technische Berufe. »Informationsvorträge in der Oberstufe sind zu spät angesiedelt – die Mehrheit weiß in diesem Alter bereits, in welche Richtung sie gehen möchten«, so Lia Gruber, Universitätsassistentin an der TU Graz. Theresa Rothenbücher, Co-Founderin von Revo Foods, fügte hinzu, dass Kinder besonders neugierig seien, und das sei die wichtigste Voraussetzung für einen Job in der Forschung oder Technik.
Dass die verbreitete Meinung, eine Führungsposition sei ein Vollzeitjob, eine veraltete ist, beweisen Stefanie Kopka und Ana Maria Rodriguez von Bosch Österreich. Die beiden teilen sich – jeweils in Teilzeit – die Führung ihres 25-köpfigen IT-Teams. Stichwort Shared Leadership. Dieses Modell sei von Vorteil, da die beiden über ergänzende Stärken verfügen und verschieden vernetzt sind.
Trotz der verschiedenen Branchen und Positionen waren sich fast alle Speaker einig: Mut ist das Wichtigste für die Karriere. Frauen seien oft zu scheu und trauen sich weniger zu, wie ihre männlichen Kollegen. So gehen sie auf dem Weg nach oben oft verloren. Wichtig sei es zu bedenken: »Man muss nicht alles von Anfang an können, vieles kann man lernen. Mindset ist wichtiger als Kompetenz«, riet Postbus-Vorständin Silvia Kaupa-Götzl.
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