MWC: 5G, KI, IOT und eine Banane

Der Mobile World Congress in Barcelona stand ganz im Zeichen neuer Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz und dem Internet der Dinge. An Smartphones stachen vor allem Geräte von Samsung, Sony und Nokia mit einem weiteren Remake hervor. [...]

Mehr als nur ein Marketing-Gag: Die wiederaufgelegten Klassiker von Nokia verkaufen sich gut. (c) Nokia
Mehr als nur ein Marketing-Gag: Die wiederaufgelegten Klassiker von Nokia verkaufen sich gut. (c) Nokia

Einst als Mobilfunkmesse gestartet, hat sich der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona mittlerweile zu einer der größten Technologieveranstaltungen entwickelt und führt die unterschiedlichsten Branchen zusammen. Einen großen Teil der Aufmerksamkeit beanspruchen wie gewohnt die Smartphone-Hersteller, die ihre neuen Flaggschiffe präsentiert haben. Daneben haben aber auch Netzwerkausrüster und Mobilfunkanbieter, Zubehörhersteller, Software- und App-Entwickler, Autohersteller sowie Sicherheitsspezialisten vor Ort, um ihre Lösungen zu präsentieren. Zu den Schwerpunktthemen zählten in diesem Jahr unter anderem die Themen 5G, IoT (Internet der Dinge), Künstliche Intelligenz (KI), Connected Cars, Virtual Reality und Drohnen – das Spektrum ist also weiter gefasst denn je.

Herausforderung Digitale Disruption

Die neuen Technologien wie sie auf dem MWC zu sehen waren und neue Wettbewerber setzen etablierte Anbieter aller Branchen immer stärker unter Druck. Laut dem »Disruptability Index« von Accenture, der auf dem Mobile World Congress erstmals vorgestellt wurde, sind heute fast zwei Drittel der großen Unternehmen (63 Prozent) bereits von Disruption betroffen. Viele Unternehmen scheint die digitale Disruption aber immer noch unvorbereitet zu treffen. »Dabei findet Disruption kontinuierlich statt und man kann ihr nicht entkommen«, so Mike Sutcliff, Group CEO Accenture Digital, »die gute Nachricht lautet aber, dass sie vorhersehbar ist.« Und sie trete nicht willkürlich auf, sondern folge bestimmten Mustern. Deshalb könnten etablierte Unternehmen auf Herausforderer reagieren und sich zukunftsfähig aufzustellen. Hierzu soll der Index die Anfälligkeit von Unternehmen und ganzen Branchen für die digitale Umwälzung messen und die dahinter stehenden Muster beschreiben.
Disruption verlangt Digitalisierung und diese verlangt nach Bandbreite bzw. leistungsfähigen Netzwerken. Und in diesem Bereich war die nächste Mobilfunkgeneration 5G im Mittelpunkt des MWC.

5G keine Zukunfstmusik mehr

2018 hat sich 5G erstmals konkret gezeigt, nachdem in den letzten Jahren eher noch theoretisch davon gesprochen wurde. Die kommende Mobilfunk-Generation ist laut den großen Netzwerkanbietern nicht mehr nur ein Konzept, nicht mehr nur Zukunftsmusik, sondern stehe technologisch und kommerziell tatsächlich vor der Tür. Eine Führungsrolle in Europa will dabei die Deutsche Telekom (DT) übernehmen und treibt die Entwicklung mit Testfeldern und der Aufrüstung der Netzinfrastruktur voran. »Wir sind voll im Zeitplan für 5G, damit es 2020 losgehen kann«, sagte Claudia Nemat, Vorstand für Technologie und Innovation. Wichtig sei es bis dahin, möglichst viel Erfahrung gemeinsam mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen zu sammeln. Nemat verwies dabei auf den Erfolg der DT, wichtige Meilensteine auf dem Weg zu 5G zu setzen. Vor zwei Jahren habe man den Weltrekord von einer Millisekunde Latenzzeit erreicht, auf dem MWC 2017 dann eine garantierte Latency von unter 10 Millisekunden und im Oktober die erste europäische 5G-Verbindung in einem bestehenden Mobilfunknetz in Betrieb genommen. Dass österreichische Tochterunternehmen T-Mobile hat zudem im Feber Innsbruck zur »ersten 5G-Stadt Österreichs« gemacht.

Zusammen mit Huawei und Intel wurde das weltweit erste 5G Interoperability and Development Testing (IODT) mit einer kommerziellen Basisstation in einer Betreiberumgebung vorgestellt. Alle beteiligten Produkte basieren auf dem »New Radio R15«-Standard, veröffentlicht im Dezember 2017 vom 3GPP, den derzeit viele Netzausrüster und -betreiber ausgiebig testen. Der Interoperabilitätstest, der in Bonn erfolgreich absolviert wurde, sei ein weiterer wichtiger Meilenstein, nachdem die drei Partner 5G-Interoperabilität zunächst in Huaweis Laboren in Shanghai verifiziert hatten.

5G ist auch die Technologie, auf deren Basis das Thema IoT zu einem Wirtschaftsfaktor werden soll. Das Internet der Dinge ist ohne die nächste Mobilfunkgeneration nicht denkbar. Die Vernetzung von Millionen von Geräten, Maschinen und Fahrzeugen stellt die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen: Das »Internet of Things« verlangt hohe Bandbreite und niedrige Latenz.

Samsung-Show und eine Banane

5G war auch bei den großen Smartphoneherstellern das Thema Nummer 1. Nokia-Chef Rajeev Suri gab in Sachen 5G Einblicke in die aktuelle globale Marktsituation und auch Netzwerkriesen wie Huawei oder Ericsson präsentierten ihre 5G-Strategien oder kamen mit Ergänzungen ihres 5G-Portfolios. Huawei will im Jahr 2018 rund 647 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung für 5G investieren und eine vollständige Palette kommerzieller 5G-Geräte auf den Markt bringen, einschließlich drahtloser Zugangsnetze, Inhaber-Netzwerke, Kernnetzwerke und Geräte. »Mit 5G werden Carrier-Netzwerke viel mehr Einsatzbereiche haben und unterschiedlichste Ziele bedienen, darunter Menschen, Dinge und Branchen«, so Ryan Ding, Executive Director of the Board und President der Huawei Carrier BG. »Ein einziges physisches Netzwerk verspricht Millionen von Anwendungsfällen.«

Smartphones wurden natürlich auch noch vorgestellt, allen voran die neuen Flaggschiffe von Samsung, das Galaxy S9 und das Galaxy S9 Plus. Der Fokus liegt bei den Geräten auf künstlicher Intelligenz und einer besseren Kamera. Während das S9 weiterhin nur eine Linse verwendet, bekommt das größere S9 Plus eine Doppel-Kamera wie das Note 8. Äußerlich unterscheidet sich das S9 aber kaum von seinem Vorgänger. Der Fingerabdrucksensor ist nun aber unter der Kamera statt daneben positioniert, eine sehr willkommene Änderung.Für Nokia wurde 2017 mit der öffentlichkeitswirksamen Neuauflage des Klassikers 3310 der Startschuss für das Comeback der finnischen Traditionsmarke gelegt. Auch dieses Jahr zeigte der Hersteller mit dem 8110 – auch bekannt als Banane – einen Klassiker. Dank den Remakes kommt die von HMD Global wiederbelebte Kultmarke Nokia wieder langsam in Fahrt. Im letzten Quartal 2017 konnten 13,5 Millionen Handys und Smartphones abgesetzt werden.


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