Nachhaltige Datenspeicherung

Daten sind wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Aber überflüssige und ungenutzte Daten belasten die Umwelt durch unnötigen Energieverbrauch. Peter Hermann, Geschäftsführer Österreich bei NetApp, erklärt im Gespräch mit der COMPUTERWELT, wie man mit dem richtigen Datenmanagement und dem geeigneten Speicherort Ressourcen sparen kann. [...]

Peter Hermann ist Geschäftsführer Österreich bei NetApp. (c) NetApp
Peter Hermann ist Geschäftsführer Österreich bei NetApp. (c) NetApp

Welchen Einfluss haben Datenspeicherung beziehungsweise Rechenzentren tatsächlich auf unsere Umwelt?

Mehr als mancher vielleicht denkt. Schätzungen zufolge sind Rechenzentren aktuell für etwa zwei Prozent des weltweiten Strombedarfs verantwortlich. Bis 2030 könnte dieser Wert auf acht Prozent ansteigen. Um 2030 könnte die Menge an Daten, die global erzeugt wird, ein Yottabyte pro Jahr überschreiten. Das entspräche einer Billion Terrabyte oder einer eins mit 24 Nullen dahinter. Unvorstellbar. Solange noch große Teile des dafür nötigen Stroms aus fossilen Quellen generiert werden, sind Daten schlecht für die Umwelt. Wobei man eher sagen sollte: Überflüssige Daten sind schlecht für die Umwelt.

Laut Studien werden 68 Prozent der Daten niemals genutzt. Wie kann ein verbesserter Umgang mit Daten dabei helfen, nachhaltiger zu agieren?

Diese 68 Prozent sind genau der Punkt. Das entspricht einer Unmenge an Speicherkapazität, die mehr oder weniger blockiert wird. Diese Daten verbrauchen aber kontinuierlich Strom. Das Datenhoarding kommt aus einer Zeit, als Unternehmen einfach alles, was anfiel, gespeichert haben. Speicherplatz war günstig und der technische Fortschritt sorgte dafür, dass Speicher eigentlich unbegrenzt erweitert werden konnten. Das Nachhaltigkeitsbewusstsein, dass seit ein paar Jahren auch in der Mitte der Gesellschaft und der Wirtschaft angekommen ist, hat die Strategie des „immer mehr“ jedoch abgelöst.
Informationen, die gespeichert werden, sollten einen Nutzen für das Unternehmen haben, wenn auch mitunter indirekt. Manche Daten müssen aus rechtlichen Gründen gespeichert werden. Auch wenn sie nicht zum Unternehmenserfolg beitragen, dürfen sie nicht gelöscht werden. Die meisten Betriebe haben allerdings zuverlässige Systeme um diese Daten zu aggregieren.

Darüber hinaus ist es wichtig sich einen Überblick zu verschaffen, wo welche Daten erzeugt und gespeichert werden. Dann können Unternehmen die Daten mit dem Geschäftsmodell referenzieren und analysieren, welche Informationen einen Mehrwert haben und welche nicht. Nützliche Daten müssen also zur Wertschöpfung beitragen.

Duplikate, temporäre Dateien und andere unwichtige Daten sollten dagegen frühzeitig gelöscht werden. Dann sinken Datenvolumen und somit der Stromverbrauch. Hier hilft eine zentrale Management-Plattform, welche die Daten dort verfügbar macht, wo sie den meisten Nutzen bringen und im weiteren Lebenszyklus den geringsten CO2-Abdruck hinterlassen.

Mit welchen Technologien lassen sich Ressourcen sparen?

Effiziente Datennutzung beginnt mit dem Speicherort. Hier spielen Cloud-Dienste über externe Rechenzentren eine zentrale Rolle, obwohl diese viel Strom beziehungsweise Energie benötigen. Ein scheinbares Paradox, aber: Erneuerbare Energiequellen werden immer noch zu langsam ausgebaut. Das liegt unter anderem daran, dass Energieversorger erst in Wind- und Solarparks investieren wollen, wenn sie wissen, dass der Strom auch abgenommen wird. Ein Rechenzentrumbetreiber, der einen neuen Standort plant, kann dem Versorger Abnahmesicherheit geben und mitbestimmen, aus welchen Ressourcen der Strom stammt. Denn häufig sind die Kapazitäten in Rechenzentren schon reserviert, bevor der erste Server angeschlossen ist. Das Energievolumen, das das Rechenzentrum nicht beansprucht, kommt der Allgemeinheit zugute.

Außerdem ist es für die Eigentümer der Rechenzentren einfacher, die Hardware zu erneuern und effizientere Technik, beispielsweise für die Kühlung, zu installieren. Der Trend setzt sich durch: Cloud-Anbieter wie AWS oder Google wollen ihren Kunden ressourcenschonende, effiziente Angebote machen, da immer mehr Unternehmen auf ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) achten. Unternehmen könnten auch ihr eigenes On-Premise-Rechenzentrum alle paar Jahre erneuern. Wenn die Hardware abgeschrieben ist, kann sie gegen modernere, stromsparendere ausgetauscht werden. Dies scheint sinnvoll, bringt jedoch energietechnisch gesehen weniger Vorteile. Anders als bei einem Cloud-Anbieter, lasten die Kosten für die Hardware nicht auf vielen Schultern, sondern bleiben bei einem Unternehmen.

Sollten Unternehmen die Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit ihren Daten einfach so an die großen Cloud-Player abgeben?

Darauf gibt es keine einfache Ja-Nein-Antwort. Die großen Cloud-Anbieter können durch ihren immensen Energiebedarf Einfluss auf die Energieversorger nehmen und den Ausbau erneuerbarer Energien antreiben. Sie selbst haben ebenfalls Interesse daran, ressourcenschonend zu arbeiten und ESG-Kriterien zu erfüllen.

Aber wer nur Daten auslagert, ohne das bereits erwähnte Problem des Datenhoardings anzugehen, verlagert es nur. Dann liegen die 68 Prozent an ungenutzten Daten eben in der Cloud, wo sie die gleiche Menge an Energie verschwenden – selbst wenn diese aus erneuerbaren Quellen stammt und die Systeme stromsparend arbeiten. Und unnötige Kosten entstehen für den Kunden ebenfalls. Denn Speicherplatz in der Cloud ist ja nicht umsonst. Die Kapazität lässt sich flexibel erweitern, aber nur dafür zu zahlen, weil man zuvor die Daten nicht gefiltert hat, ist nicht sonderlich nachhaltig.

Wie können Unternehmen auf technischer Ebene möglichst effizient und nachhaltig agieren?

Datenmanagement ist das A und O. Wir haben viel über die Cloud gesprochen. Allerdings arbeiten die wenigsten Unternehmen mit „Cloud-only“. Hybride Lösungen sind eher die Regel. Wer hier nachhaltig handeln will, kann große Datenpakete auslagern und die zuvor erwähnten Umweltvorteile der Cloud nutzen. Auf den eigenen Servern können On-Premises beispielsweise die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen verbleiben.

Wichtig ist vor allem, dass keine Datensilos entstehen. Dem wirken Firmen am besten mit übergreifenden Plattformen entgegen, die alle Daten abbilden, unabhängig von ihrem Speicherort. Darüber lässt sich in viele Fällen auch die Nachhaltigkeit in anderen Bereichen verbessern. Da mit dieser übergreifenden Plattform eine Analyse über Speicherorte hinweg möglich ist, können Verantwortliche Wege finden, Ressourcen zu sparen, die zuvor übersehen wurden.


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