Nachhaltige Rechenzentren

Der Titel des aktuellen Kundenmagazins Bell-Up-to-Date von BellEquip lautet "Energiemanagement" – in Zeiten, in denen das Thema Nachhaltigkeit auch im IT-Bereich eine zentrale Rolle spielt, ein Top-Thema. ITWelt.at sprach mit dem Energieexperten Ing. Markus Schuh von BellEquip über den Energiefresser Rechenzentrum. [...]

Ing. Markus Schuh, Vertrieb & technische Beratung bei BellEquip. (c) BellEquip
Ing. Markus Schuh, Vertrieb & technische Beratung bei BellEquip. (c) BellEquip

Was bedeutet Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht?

Für mich sind elektronische Geräte dann nachhaltig, wenn diese mit langlebiger Elektronik konstruiert sind, sodass diese über möglichst viele Jahre ohne Gebrechen funktionieren und verwendet werden können. In diesem Zusammenhang spielt aber auch die Technologie eine Rolle, da speziell im IT-Bereich und auch in der industriellen Netzwerktechnik Anforderungen ständig angepasst und erweitert werden (z.B. Mindeststandards für die IT-Sicherheit) und nicht alle Geräte z.B. mit Firmwareupdates auf diese neuen Anforderungen einfach upgegradet werden können.

Green IT war vor einigen Jahren ein großes Thema. Wie unterschiedlich sind aktuelle Strategien unter dem Oberbegriff Nachhaltigkeit?

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten vermerken wir aktuell eine verstärkte Nachfrage zu diesem Thema. Je nach Anwendungsbereich kann man verschiedene Maßnahmen umsetzen. Dort, wo elektronische Geräte nur an bestimmten Tageszeiten benötigt werden, kommen heutzutage IP schaltbare Steckdosenleisten zum Einsatz, welche über eine Kalenderfunktion direkt oder indirekt über Steuerbefehle über das Netzwerk, Cloud, SMS oder MQTT gesteuert werden. Um Anfahrten und auch die Anfahrtszeit zu sparen, werden ebenso remote schaltbare Steckdosenleisten und auch KVM-Geräte verwendet, um Arbeiten aus der Ferne durchführen zu können (speziell auch bei Mitarbeitern im Home Office). Bei Rechenzentren kann man mittels flächendeckender Temperaturmessung die Aufteilung der Endgeräte und die Klimatisierung so optimieren, sodass man mit weniger kalter Luft ausreichend kühlen kann. Zuletzt ist auch noch die umweltschonende Herstellung der elektronischen Geräte durch den Hersteller zu erwähnen. Viele Hersteller haben bereits Maßnahmen umgesetzt, um bei der Herstellung den CO2-wFußabdruck möglichst gering zu halten.

Wie sieht es derzeit generell mit dem Energiemanagement in den heimischen Data Center aus? 

Ich denke bei heimischen Rechenzentren waren alle Betreiber in den letzten Jahren bemüht, den Energieverbrauch möglichst zu optimieren, insofern ein Data Center nach dem Bau auch kosteneffizient betrieben werden muss. Einer der größten Energieverbraucher sind die Kälteanlagen, welche erforderlich sind, um die Server zu kühlen. Um die Kälte möglichst effizient zu nutzen, werden sehr häufig Kalt- bzw. Warmganglösungen verwendet, die Effizienz der Kälteanlagen wird aber ebenso von den Herstellern immer weiter gesteigert. Aktuell wird viel über die Wärmerückgewinnung und somit um die Nutzung der Abwärme für z.B. Fernwärmesysteme diskutiert.

Welche allgemeinen Trends in Sachen Energiemanagement im Rechenzentrum verfolgen Sie derzeit?

Die Entwicklung geht eindeutig in Richtung Steigerung der Verfügbarkeit und somit Vermeidung von Ausfällen. Ein zweiter Punkt ist die Erhöhung der Leistung pro m², natürlich abhängig von der vorhandenen Kühlung. Speziell intelligente Steckdosenleisten der neuesten Generation haben Messchips verbaut, welche auch die Netzqualität und somit Netzstörungen erfassen. Entsprechend kann man früher auf Abnormalitäten reagieren. Auch die Nachfrage an DCIM (Data Center Infrastructure Management) Software hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. Wir vertreiben die DCIM-Software von Sunbird, welche umfangreiche Tools für das Energiemanagement vorweist. Als Beispiel überwacht diese Software redundante Zuleitungen, ob bei Ausfall einer Zuleitung das zweite Netz die Versorgung noch aufrechterhalten kann.

Was bieten Sie in Sachen Datentransparenz etwa beim Stromverbrauch?

Um den Stromverbrauch zu messen haben wir intelligente Steckdosenleisten mit Messfunktion in verschiedenen Bauformen (19“ Format, längliche Bauform, Desktop, Hutschienengeräte, zur Installation in einer Zuleitung). Ebenso bieten wir Messsysteme für den Verteilerschrank (auch für nachträgliche Installation ohne Abschaltung) an. Zur Auswertung nutzen wir diverse Softwarelösungen.

Wie lässt sich der Stromverbrauch im Rechenzentrum intelligent und effizient reduzieren, ohne aber Risiken einzugehen?

Bei Rechenzentren ist eine der effizientesten Maßnahmen die Klimatisierung (Fluss der kalten Luft) zu optimieren und Endgeräte mit verschiedener Abwärme in den Racks so zu platzieren, sodass die Temperaturen über alle Racks möglichst gleich sind. Man kann dann die Temperatur höherstellen und somit Energie und Kosten einsparen. Dazu ist eine flächendeckende Temperaturmessung erforderlich und im Idealfall verwendet man auch eine DCIM-Management-Software als Hilfsmittel (z.B. mit thermografischer 3D Raumansicht). Bei manchen Rechenzentren befinden sich aus der Vergangenheit heraus auch Server, welche nicht mehr genutzt werden, aber weiterhin noch verbaut sind und Energie verbrauchen. Ein Weg ist, dass man mit entsprechender Granularität der Messung und unter Hilfenahme einer geeigneten DCIM-Software, diese Server aufspürt.

Wie gut sind Unternehmen vor Stromausfällen geschützt und was raten Sie in diesem Bereich?

Bei Unternehmen schaut der Schutz vor Stromausfällen sehr unterschiedlich aus. Es gibt Unternehmen, welche sehr umfangreich geschützt sind, aber es gibt auch Unternehmen, welche nur sehr wenig umgesetzt haben. Oft hört man, dass erst nach einem entstandenen Schaden (z.B. Blitzschlag mit nachfolgendem Verlust von Daten und Stillstands Zeiten) erst die Entscheidung getroffen wird, einen Schutz anzuschaffen. Im Regelfall wird zumindest eine USV-Anlage als Schutz vorgesehen. Bei der Auswahl von USV-Systemen sollte man berücksichtigen, dass es neben Über- und Unterspannungen sowie Spannungsspitzen weitere Netzstörungen gibt, welche trotz vorhandener USV-Anlage zu empfindlichen Geräten durchdringen und Ausfälle verursachen können. Für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung in professionellen Umgebungen empfehlen wir die Wahl zwischen Line Interactive oder Online USV-Anlagen, wobei letztere vor allem für kritische Anwendungen die wesentlich sicherere USV-Technologie ist.

Mehr Infos finden Sie unter www.bellequip.at


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