Der heimische IT-Dienstleister und Microsoft Partner NAVAX blickt auf eine über 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Die COMPUTERWELT hat mit Gründer, Eigentümer und CEO Oliver Krizek über die Corona-Krise und den Ausblick auf 2021 gesprochen: Corona hat nicht geschadet, sondern eher das Wachstum vorangetrieben. 2021 wird der Expansionskurs fortgesetzt. [...]
Die NAVAX Unternehmensgruppe ist heuer ja 25 Jahre alt. Die große Jubiläumsfeier fiel aber der Corona-Krise zum Opfer. Was planen Sie da für 2021?
Wir haben vor, unsere große Feier 2021nachzuholen, je nachdem wie sich Corona entwickelt, um uns bei all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden, Partnern, Lieferanten, der Presse und allen Wegbegleitern gebührend zu bedanken. Ich hoffe sehr, dass das nächstes Jahr wieder möglich sein wird.
Was haben Sie sich jetzt an Zielen für 2021 gesetzt?
Wir wollen 2021 im zweistelligen Prozentbereich im Umsatz wachsen. Parallel dazu wird die Ertragskraft gestärkt. Die Internationalisierung in der Branche Finanzindustrie als auch der Fokus auf Bau, Produktion und Professional Services in Österreich sind dabei unsere Wachstumsbringer. Außerdem bin ich froh sagen zu können, dass Corona für uns kein Grund für Kündigungen war, sondern, ganz im Gegenteil, wir haben sogar unsere Teams aufgestockt. Damit hat NAVAX jetzt über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wir wollen auch personell weiter ausbauen. Denn gerade jetzt merken wir, dass am Arbeitsmarkt hervorragende Fachkräfte verfügbar sind, die aus IT-Abteilungen von großen Unternehmen kommen. Das wollen wir für uns nutzen.
NAVAX hat vor genau einem Jahr Kaiser CRM übernommen, inwieweit ist da die Integration realisiert?
Die Integration ist erfolgreich abgeschlossen und das gesamte Team ist in unsere bestehende Niederlassung in Graz übersiedelt. Somit haben wir unseren Standort in der Steiermark stark ausgebaut und die NAVAX Customer Experience gegründet, die von Graz aus Kunden vor allem zu den Themen CRM und Customer Experience im gesamten DACH-Raum betreut.
Wie sehen Sie die aktuelle Situation bzw. den zweiten Lockdown? Was bedeutet das für NAVAX?
Wir setzen dort an, wo wir im ersten Lockdown schon waren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten wieder verstärkt im Homeoffice. Wir halten, so wie alle, den Kontakt über alle möglichen Kommunikationskanäle, natürlich auch über Videokonferenzen. Das Geschäft ist nahezu unverändert weitergegangen. Wir haben dieses Jahr auch ein Wachstum hingelegt, mit guten Umsatz- und Ertragsverbesserungen. Zusammengefasst lässt sich sagen: es hat uns wirtschaftlich mehr geholfen als geschadet. Homeoffice wird aber sicher bleiben, das heißt, wir gehen auch bei uns zu Shared Offices über. Fest steht: Ich will im Moment keine Büroimmobilien verkaufen wollen, und ich kenne kein Unternehmen, das jetzt nicht über eine Reduktion der Büroflächen und Shared Desks nachdenkt.
Und was waren in den letzten Monaten die brennendsten Themen bei den Kunden?
Es war natürlich ein großes Interesse an E-Commerce und allem, was die Digitalisierung und Vereinfachung der Geschäftsprozesse anbelangt. Bei vielen Unternehmen geht es ganz stark in Richtung Effizienzsteigerung und Schlagzahlerhöhung. Da geht es ganz offen gesagt darum, mit der gleichen oder geringeren Mitarbeiteranzahl mehr Output zu erzielen. Zurück zum E-Commerce Thema: Bedingt durch den Lockdown war auf einmal ein riesiges Interesse da, Produktsortimente in Webshops zu integrieren oder B2B Prozesse über Portale anzubinden. In der Corona-Situation kam zum Tragen, dass Kunden, die besonders betroffen waren, etwa im Tourismus oder in manchen Fertigungsbetrieben, eher ihre Investitionen reduziert haben, während andere Unternehmen beschlossen haben, gerade jetzt Verbesserungen der Prozesse anzugehen. Das heißt, der eine ist gegangen, der andere ist gekommen.
Sind auch Projekte gestoppt worden oder gab es Verschiebungen?
Das einzige, was sich verschoben hat, waren da und dort Entscheidungen bei Projekten. Sonst hat sich eigentlich nichts verschoben. In einigen Fällen wurden Projekte vielleicht ein wenig später beauftragt.
Wo stehen denn die Unternehmen in punkto Digitalisierung und wo gibt es Nachholbedarf?
Alles, was die Prozesskette zum Endkunden oder Businesskunden anbelangt oder wo der Lieferant in den Beschaffungsprozess eingebunden werden soll – das sind Themen, wo Nachholbedarf bei den Unternehmen besteht, gepaart mit Endanwendungen. Oft auch Kleinigkeiten, die vor der Krise nicht so aufgefallen sind und erst durch die Verlagerung ins Homeoffice zutage getreten sind: da mussten ja extrem rasch die Geschäftsprozesse angepasst werden.
Welche Auswirkungen hat die Krise denn langfristig, was wird sich nachhaltig verändern?
Ganz ehrlich: Für uns verändert sich kaum etwas. Wir machen weiter Business as usual. In Zukunft werden wir uns die Kunden aber sicher genauer ansehen, ob sie kreditwürdig sind bzw. ob sie über die Liquidität verfügen, um Projekte überhaupt abzuwickeln und bezahlen zu können. Ich rechne mit einem Schub an Cloud-Lösungen, jetzt auch im ERP Bereich. Das bringt für die Unternehmen auch eine Veränderung der Investitionstätigkeit, wir sehen da eindeutig eine Verlagerung von Capex zu Opex und viele Unternehmen wollen die bekannten Vorteile einer Cloud-Lösung – zentrale Servicierung, Flexibilität und Zugriff von überall, geringe Initialkosten und monatliche Fixkosten – jetzt nutzen. Der Markt wird da in den nächsten Jahren noch viel stärker in Richtung Produkte gehen, und wir werden nur Produkte verkaufen, wo auch Dienstleistungen enthalten sind.
Bedeutet das auch eine Umstellung für den Vertrieb, da anders zu verkaufen?
Das ist sicher ein Punkt. Ich denke, diese Umstellung muss jedes IT-Unternehmen auch finanziell erst einmal verkraften. Da trennt sich sicher auch die Spreu vom Weizen in jene, die in den letzten Jahren in moderne Technologien investiert haben, einiges aufgebaut haben, und damit auch fähig sind, diesen Veränderungsprozess weg vom Produkt hin zum As-a-Service-Angebot finanzieren zu können.
Haben die Unternehmen jetzt im zweiten Lockdown und angesichts eines möglichen dritten auch den Mut, in neue Projekte zu investieren?
Ja, wir haben auch in den letzten Monaten ein paar Neuprojekte für einige Millionen Euro abgeschlossen. Unsere Kunden sind wenig betroffen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Branchen, in denen wir arbeiten, wie z.B. im Banken und Finanzdienstleister Bereich, risikoaverser sind. Dabei handelt es sich um internationale Kunden, die langfristiger denken. Wir haben aber auch Kunden aus dem Handel und der Bau Branche, die heute bei uns abschließen und neue Projekte starten. Unser Kundenportfolio ist da sicher maßgeblich, dass wir bis jetzt so gut durch die Corona-Krise gekommen sind.
Welche Technologie-Trends werden denn aus Ihrer Sicht 2021 eine Rolle spielen?
Ganz stark sehen wir die Entwicklung der App-Technologien, das heißt, dass man Teile der Geschäftsprozesse über einfache Apps abbildet. Damit hat man dann auch nicht mehr diese komplexen ERP- und CRM-Systeme. Ein großes Thema ist sicher das Data Warehouse (DWH) und Big Data. Drittes großes Thema ist der digitale moderne Arbeitsplatz und alles, was hier dazu gehört. Wir werden diesbezüglich einen holistischen Ansatz zur umfassenden Betreuung verfolgen.
Inwieweit spielt das Thema Künstliche Intelligenz 2021 eine Rolle?
KI hängt für mich auch mit Big Data bzw. dem Handeln von großen Datenmengen zusammen. Das Arbeiten mit diesen Daten führt dann auch zum Thema KI. Ich habe immer gesagt: Daten auswerten, analysieren und zu einem Ergebnis bringen. Das wird jetzt zusehends automatisiert.
Von der Daten-Analyse und Auswertung reden wir ja schon lange, Stichwort BI. Aber inwieweit wird BI heute genutzt?
Bei den großen Kunden ja, vor allem überall dort, wo viele Kundendaten vorhanden sind. Je kleiner der Kunde ist, desto unnötiger wird das Ganze. Aber auch im Mittelstand wird BI jetzt zusehends ein Thema werden, vor allem dort, wo viele Daten vorhanden sind. Corona hat da sicher auch einiges verändert. Es gibt einem Teil von Unternehmen die Möglichkeit, massiv zu wachsen und leider Gottes sehen wir viele Unternehmen, die jetzt untergehen oder Pech haben, etwa Gastronomen oder Hoteliers, die Anfang des Jahres eröffnet und viel investiert haben.
Stichwort IT-Fachkräftemangel, wie sehen Sie das?
Mein persönliches Gefühl ist, dass der IT-Arbeitsmarkt derzeit in Bewegung ist. Außerdem haben wir sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus den Fachbereichen kommen, etwa aus dem Finanzdienstleitungsbereich. Wichtig ist dabei, dass sie die Sprache der jeweiligen Branche sprechen. Es gibt allerdings auch Themen und Bereiche, in denen es nach wie vor schwierig ist, gute Leute zu finden.
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