Netapp startet durch mit Flash

Vor 35 Journalisten aus 20 Ländern präsentierte die Netapp-Führungsriege in der Unternehmenszentrale im kalifornischen Santa Clara dieser Tage ihre Flash-Storage-Strategie, stellte neue Produkte vor und gab einen Ausblick in die Zukunft. [...]

Mit dem Ansteigen der Datenmenge wachsen auch die Anforderungen, die Unternehmen an moderne Storage-Lösungen stellen. Dabei geht es aber nicht nur um größere Speicherkapazität, sondern auch um höhere Geschwindigkeit, mit der auf die Daten zugegriffen werden kann. Immer größer werdende Festplatten bieten günstige Speicherkapazitäten.

Im Bereich der Geschwindigkeit hat sich allerdings im Plattenbereich in den letzten zehn Jahren wenig getan. Netapp setzt hier auf Hybridsysteme, und liefert seit 2009 Storage-Lösungen, bei denen die vorhandenen Festplatten durch Flashspeicher wesentlich beschleunigt werden. „Als Cache-Speicher in den Festplatten-Systemen ist Flash bereits gut eingeführt und beschleunigt bei Netapp die mittleren und großen System um bis zu 60 Prozent“, erklärt Manish Goel, Executive Vice President of Product Operations als quasi der Bereichsleiter der Produktentwicklung. Kunden zahlten dafür zwar etwas mehr Geld pro Gigabyte, erhielten aber ein wesentlich leistungsfähigeres Gesamtsystem, dessen Gesamtkosten dadurch letztlich doch unter dem eines reinen Festplattensystems lägen, erklärt Goel den Nutzen dieses Systems.

Weitere Flash-Varianten sind SSD statt Festplatten und FlashPools, bei denen Festplatten mit SSD auf Plattenebene kombiniert werden, sodass sich je nach vorhandener Arbeitslast der Systeme jede gewünschte Kapazität und Performanz abdecken lässt. FlashPools wurden im letzten Jahr eingeführt und wuchsen alleine im letzten Quartal (im Vergleich zum Vorquartal) um 60 Prozent.

SOFTWARELÖSUNG FLASHACCEL
Insgesamt hat Netapp bereits 36 Petabyte in Form dieser Flash-Technologien ausgeliefert, so Tom Georgens, CEO von Net­app. Ein weitere Hybrid-Lösung ist Flash­Accel. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung für Server-basierendes Flash. Dadurch können die IOPS (I/O pro Sekunde) der Systeme über 80 Prozent beschleunigt und die Latenzzeit um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

Dass Netapp voll auf Flash setzt, zeigte sich auch bei den drei Neuheiten, die Manisha Goel in Santa Clara präsentierte. Zum einen wurde die FAS/6200 Storage-Array-und die V-Series-Produktlinie auf das Netapp Flash-Portfolio optimiert. Auch hier gilt, dass die Systeme jetzt eine laut Netapp über 80 Prozent schnellere Performance bei gleichzeitig um bis zu 90 Prozent gesenkter Latenzzeit liefern. Doch Unternehmen benötigen nicht nur Geschwindigkeit, weiß Goel, sondern auch eine hohe Verlässlichkeit und Verfügbarkeit der Systeme. Die neuen Systeme FAS/V6220, FAS6250 und FAS6290 bieten dementsprechend auch eine 99,99-prozentige Verfügbarkeit und können dank des von Netapp eingesetzten Betriebssystems Data ONTAP einfach auf über 65 Petabyte hochskaliert werden – unterbrechungsfrei auch während des Betriebs.

DATENZUGRIFF UNTER EINER MILLISEKUNDE
Eine weitere Neuheit ist das All-Flash-Array EF540. Goel ist überzeugt davon, dass die Zeit für ein reines Flash-System reif ist. So lässt das EF540 in punkto Geschwindigkeit mit über 300.000 IOPS und einem Datenzugriff von unter einer Millisekunde aufhorchen. Damit sollen geschäftskritische Datenbankapplikationen um bis zu 500 Prozent schneller ausgeführt werden als in herkömmlichen Storage-Umgebungen. Gleichzeitig biete das Flash-Array EF540 dank des eingesetzten SANtricity-Betriebssystems eine hochverfügbare, fehlertolerante Architektur mit allen wichtigen Enterprise-Eigenschaften, wie Verfügbarkeit, Datenmanagement, Snapshots, Replication, Advanced Monitoring, Remote Support etc.

Das EF540 wird in vielen Formfaktoren ausgeliefert, wie 2U, zwölf oder 24 Laufwerke, 9,6 oder 19,2 Terabyte und es bietet eine nahtlose Skalierbarkeit. Während der Mitbewerb auf PCI-E-Flash-Karten setzt, verwendet Netapp bei ihrem ersten Flash-Array Serial Attached SCSI-Solid-State-Drives (SAS SSD).
Mit dem EF540 zielt Netapp auf Unternehmen, die SAP, Microsoft SQL, Oracle DB2, Sybase und andere Datenbanken im Einsatz haben, die einen hochperformanten beständigen Zugriff auf die Daten benötigen.

STORAGE-BETRIEBSSYSTEM
Mit FlashRay kündigte Netapp zudem noch ein von Grund auf neu geschriebenes Storage-Betriebssystem an, in dem 20 Jahre Storage-Knowhow des Unternehmens miteinfließen, und das speziell auf Flashtechnologie zugeschnitten ist. Mit der FlashRay-Architektur sollen die Vorteile von Flash-Arrays maximiert und deren Effizienz dank Technologien wie Deduplikation und Kompression wesentlich einfacher erhöht werden können.

Eine eingeschränkte Beta-Version von FlashRay wird Mitte 2013 verfügbar sein, die Markteinführung ist für Anfang 2014 geplant.

„WIR BEFINDEN UNS IN EINER ZEIT DES ÜBERGANGS“
Die COMPUTERWELT hat im Rahmen des Global Media Flash Events von Netapp exklusiv mit Larry Freeman, Senior Technologist bei Netapp, über den Trend in der Storage-Branche hin zu Flash und darüber hinaus gesprochen.

Computerwelt: Ist die Zeit reif für Flash?
Larry Freeman:
Ja, jetzt ist der Zeitpunkt, in den Markt einzusteigen.

Flash ist teuer. Wie sehen Sie die Entwicklung der Kosten?
Vor drei Jahren kostete Flash zehnmal mehr als Festplattenspeicher, heute nur mehr 6,5 mal mehr. Aber auch das ist noch zu teuer. Deswegen wird gegenwärtig Flash taktisch eingesetzt: es geht darum, den Nutzen von Flashspeicher zu maximieren. Wir bewegen uns derzeit von Festplatten-Storage-Arrays hin zu hybriden Arrays, die Festplattenspeicher mit Flashspeicher kombinieren. Das Ziel dabei ist die am häufigsten verwendeten Daten zu beschleunigen. Es gibt derzeit viele interessante Implementierungen von Flash. Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs.

Der Nachteil von Flash ist die begrenzte Wiederbeschreibbarkeit. Wie geht Netapp damit um?
Wir setzen auf spezielle Algorithmen und Bad-Block-Management. Dabei wird darauf geachtet, dass die Schreibvorgänge gleichermaßen auf alle Zellen verteilt erfolgen, also dass nicht andauernd nur eine Zelle verwendet wird, was ja zum vorzeitigen Ausfall des Flash-Devices führen kann.
Ich glaube jedoch, dass Flash ein Speichermedium mit Ablaufdatum ist. Produzenten von Flashchips arbeiten intensiv an einer Speichertechnik ohne die Probleme von Flash. HP arbeitet an Memristoren (Kunstwort aus Memory und Resistor), IBM an Spin Transfer Torques (Spindrehmoment-Übertragung) und Micron an Phase Change Memory (Phasenwechselspeicher). Ich glaube, dass in den nächsten fünf Jahren eine solche Technologie die Flash-Technik ersetzen wird.   

Das wird aber mehr kosten?
Ja, aber dank Massenproduktion werden die Kosten sinken. Mein Resümee ist: Solid-State-Recording wird bleiben. Ob das aber Flash ist, bezweifle ich. Sicher ist, dass es extrem schneller Festspeicher (solid state) aus Silizium ist und keine mechanischen Teile haben wird. (kdl)


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