Neue Chancen durch Blockchain

Seit dem Boom der Kryptowährungen wie Bitcoin hat das Thema Blockchain enorm an Aufmerksamkeit gewonnen. Dabei bietet diese Technologie, neben den viel diskutierten digitalen Währungen, zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten, die als Basis für neue Geschäftsmodelle dienen können. [...]

Blockchain bietet Anwendungsmöglichkeiten, die als Basis für neue Geschäftsmodelle dienen können. (c) pixabay

Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Blockchain-Implementierungen. Sie unterscheiden sich durch die Größe der Daten-Blöcke, der Methode wie neue Daten in die Blockchain übernommen werden und weitere Merkmale wie Skalierbarkeit. Die Daten der Blockchain, beispielsweise Transaktionen, werden in Blöcke geschrieben und die Blöcke miteinander verknüpft. Daher stammt auch der Begriff. Zu einer Blockchain gibt es viele hunderte Knoten, die auf der ganzen Welt verteilt sind und eine Kopie der Blockchain besitzen. Durch eine Konsensverfahren wird geregelt, wie neue Blöcke an der Blockchain angehängt werden und sichergestellt, dass eine Manipulation der Daten durch einzelne Teilnehmer nicht möglich ist.

Die wesentlichen Eigenschaften einer Blockchain sind daher die dezentrale Architektur, Verfügbarkeit und ein Mechanismus, der die Unveränderbarkeit der Daten sicherstellt. Mit sogenannten Smart Contracts können Blockchains mit Logik kombiniert werden. Ein Smart Contract definiert Aktionen, die ausgeführt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Vielfältige Anwendungen

Daraus ergeben sich zahlreiche Anwendungsfälle in unterschiedlichen Bereichen. Blockchain und Smart-Contracts können zum Beispiel genutzt werden, um Pay-per-Use-Modelle, etwa Ladestationen für E-Autos, abzubilden. Der Vorteil liegt darin, dass die Nutzung in der Blockchain erfasst und die Bezahlung der genutzten Leistung automatisiert mit Smart Contracts erfolgt. Blockchains werden auch in der öffentlichen Verwaltung genutzt, wo besonderer Wert auf die Korrektheit und Unveränderbarkeit der Daten gelegt wird.

So ist es in einem Schweizer Pilotmodell gelungen, die Eintragung eines Unternehmens im Firmenbuch mit Blockchains und Smart Contracts in nur drei Stunden zu realisieren. Schweden etwa evaluiert die Nutzung von Blockchains für das Grundbuch. Die Kombination von Blockchains und IoT kann verwendet werden, um Systemzustände unveränderbar zu speichern. Dieses Szenario ist für produzierende Unternehmen interessant, die Qualitätssicherungsdaten für ihre Kunden aufzeichnen und über lange Zeit aufbewahren müssen, beispielsweise in der Zulieferindustrie für den Flugzeugbau.

Auch die Automobilindustrie hat die Blockchain-Technologie für sich entdeckt. In ersten Projekten wird evaluiert, ob man die Blockchain als digitale Blackbox verwenden kann, um beispielsweise einen Unfallhergang zu rekonstruieren. Ein anderer Anwendungsfall könnte sein, die Zugangsberechtigung zum Auto auf einer Blockchain abzubilden. Damit wäre es möglich, einem Lieferdienst den Zugang zum Kofferraum zu geben und sich ein Paket ins eigene Auto liefern lassen.

Von Smart Contracts bis IoT

Die Wahl einer Blockchain-Implementierung hängt vom geplanten Einsatzszenario ab. Die prominenteste Blockchain für die Realisierung von Smart Contracts ist derzeit Ethereum. Andere Anwendungen, wie IOTA, orientieren sich nicht am linearen Blockchain-Konzept, sondern sind für den Einsatz in IoT-Szenarien optimiert. Die großen Cloud-Anbieter wie Microsoft unterstützen solche Entwicklungen mit „Blockchain as a Service“-Angeboten, die man für die Entwicklung eigener Blockchain-Anwendungen nutzen kann. Dadurch sinkt die Einstiegsschwelle für die Nutzung der Technologie. Dennoch, das Ökosystem rund um Blockchain ist sehr dynamisch. In den nächsten Jahren wird sich herauskristallisieren, welche Anwendungen und sich durchsetzen können.

Großes Potenzial

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Blockchain-Technologie ein großes Innovationspotenzial in vielen Anwendungsgebieten hat. Die Vorteile sind jedenfalls die dezentrale Architektur und das Vertrauen der Anwender in die Korrektheit und Unveränderbarkeit der gespeicherten Daten. Es bleibt aber die Herausforderung, sich für eine passende Implementierung zu entschieden und die Akzeptanz der Anwender zu gewinnen. Die zahlreichen Projekte legen aber den Schluss nahe, dass die Blockchain-Technologie in den nächsten Jahren ihren Platz in unserem täglichen Leben finden wird.

*Markus Nöbauer ist F&E-Verantwortlicher für Forschungsprojekte im Kontext von Business Software bei InsideAx.


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