Neue Kommunikationswege in Unternehmen

Beim Thema UCC sind KMU konservativer eingestellt als Großunternehmen. Die Angst vor hohen Integrationskosten hemmt sie, in innovative Kommunikationslösungen zu investieren. Trotzdem wächst die Nachfrage nach UCC-Tools wie Videoconferencing. [...]

Konferenzen gehören zum täglichen Geschäft von größeren und auch kleineren Unternehmen. Die Teilnehmer der Besprechungen sind jedoch oftmals über mehrere Standorte auch in verschiedenen Ländern verteilt. Dazu eignen sich virtuelle Kommunikationsmöglichkeiten – sie vermeiden hohe Reisekosten und schonen die Umwelt. Das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan hat im Auftrag des Kommunikationsspezialisten Aastra weltweit 315 IKT-Systemhäuser, Consulter, Systemintegratoren und Serviceprovider befragt, um Einschätzungen zum Status von UCC (Unified Communication & Collaboration) bei KMU abzugeben.
Dabei kam heraus, dass gerade KMU gegenüber dem Thema UCC konservativer eingestellt sind als Großunternehmen. So glauben nur 33 Prozent der Vertriebspartner, dass ihre Kunden aktuell eine globale UCC-Strategie verfolgen. Ein möglicher Grund dafür ist laut Frost & Sullivan, dass vielen Mittelständlern das Thema UCC noch zu komplex und nicht greifbar ist. KMU seien vielmehr auf der Suche nach einfachen, leicht einzusetzenden und günstigen Lösungen. Hier, so vermutet das Beratungshaus, ergibt sich für den Channel die Chance, mit Aufklärungsarbeit Geschäft zu generieren.
UCC BEREITS VIELFACH IM EINSATZ
Einzelne Dienste im Umfeld von UCC werden aber auch heute schon oft bei KMU eingesetzt. So wenden laut der Umfrage 83 Prozent der Kunden Audiokonferenzen an – oder sie sind dabei, diese einzuführen. 66 Prozent nutzen Lösungen im FMC-Umfeld (Fixed Mobile Convergence), sie binden demnach mobile Endgeräte in ihre IT-Infrastruktur ein und 63 Prozent wiederum nutzen Presence. Video ist immerhin für 44 Prozent (Raumlösung) beziehungsweise 41 Prozent (Desktop Conferencing) ein Thema. Insgesamt gehen die Befragten davon aus, dass sich das Thema FMC noch verstärken wird, da immer mehr Mitarbeiter Smartphones und Tablets auch beruflich nutzen (BYOD). Frost & Sullivan folgert daraus, dass einfache, eher kostengünstige Lösungen bevorzugt würden. Entsprechend benötige der Markt – beispielsweise im Bereich Videokommunikation – mehr kostengünstige Lösungen, die auch für Mittelständler zu realisieren sind.
GERINGERE KOSTEN ERWARTET
Nach Angaben der befragten Vertriebspartner scheint es KMU am wichtigsten zu sein, die Kosten zu senken – beispielsweise indem geringere Handy- oder Reisekosten anfallen (74 Prozent). Die Steigerung der Produktivität steht mit 73 Prozent an zweiter Stelle. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter wurde außerdem von 71 Prozent genannt, und zwar sowohl für Remote beziehungsweise Mobile Worker. Überraschend ist, dass immerhin 59 Prozent angaben, dass BYOD-Strategien ein wichtiger Grund für UCC sind. Auch die Anbindung von Homeoffices ist bei KMU ein großes Thema (53 Prozent). Am unwichtigsten ist das Thema Green IT mit 13 Prozent.
Im Rahmen der Studie wurde darüber hinaus abgefragt, wie stark sich Voice over IP (VoIP) bereits in Unternehmen durchgesetzt hat. Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der Unternehmen setzen bereits IP-Endgeräte ein, die Mehrheit (71 Prozent) der Unternehmen hat derzeit hybride Lösungen implementiert. An zweiter Stelle auf der Beliebtheitsskala stehen Handys (62 Prozent) gefolgt von DECT-Telefonen (57 Prozent). Die Analysten von Frost & Sullivan folgern daraus, dass KMU auf die sanfte Migration hin zu IP setzen und eigentlich mit den Funktionalitäten ihrer alten TDM (Time Division Multiplexing)-Endgeräte zufrieden seien.
EINIGE EINFÜHRUNGSHÜRDEN
Einführungsbarrieren sind kleine Budgets, begrenzte hausinterne IT-Ressourcen und limitierte Kapazitäten der gesamten Belegschaft. Mehr als die Hälfte der befragten Partner nannten Integrationskosten (54 Prozent) und Lizenzkosten (51 Prozent) als wichtigste Hürde für die Einführung erweiterter UCC-Systeme. Am dritthäufigsten wurde das fehlende Bewusstsein der KMU zum Thema (47 Prozent) genannt – tatsächlich glauben nur 20 Prozent, dass die Zurückhaltung mit nicht ausgereifter Technik zusammenhängt.
„Die Studie bestätigt die Ergebnisse früherer Untersuchungen, dass KMU bei UCC-Investitionen konservativer vorgehen als größere Unternehmen. Im Zuge der Besserung der makroökonomischen Lage werden KMU jedoch von Kosteneinsparungen und ähnlichen taktischen Zielen auf strategische Ziele umschwenken, etwa die Gewinnung von Wettbewerbsvorteilen durch mehr Produktivität. Ein lösungszentrierter Vertriebsansatz, bei dem Bedienungsfreundlichkeit, größere Herstellerdiscounts und kontinuierliche Partnerschulungen im Vordergrund stehen, wird die Nachfrage nach UCC-Tools im KMU-Segment fördern“, meint Elka Popova, Program Director UCC bei Frost & Sullivan.
CISCO SETZT AUF VIDEO
Geht es nach dem Netzwerkspezialisten Cisco, wird vor allem Videoconferencing (VC) in den nächsten Jahren einen Aufschwung erfahren. Denn es drängt eine neue Generation an Führungskräften in die Managementebenen der Unternehmen vor und diese wird – wie auch andere Generationen zuvor – ihre eigenen Lieblingswege der Kommunikation und Zusammenarbeit wählen. Eine weltweite Studie, die das Unternehmen durchgeführt hat zeigt, dass die Mehrheit der zukünftigen Führungskräfte im beruflichen Alltag stärker auf qualitativ hochwertige Videokonferenzen in der Kommunikation setzt. Video wird demnach als wichtig angesehen, um den Vertrieb neuer Produkte und Services zu unterstützen. Außerdem ist Video-Collaboration längst nicht mehr den Vorstandsetagen vorbehalten, die über Videoräume mit aufwendiger Hardware-Ausstattung verfügen.
87 Prozent der Befragten glauben, dass Videokonferenzen einen wesentlichen, positiven Einfluss auf ein Unternehmen haben. Die wichtigsten Vorteile sehen die Befragten im persönlichen Kontakt ohne reisen zu müssen sowie der gemeinsamen Nutzung von Inhalten in Echtzeit. Zahlreiche Unternehmen sehen in VC aber auch Vorteile, die über die Einsparungen bei Reisekosten und -zeit hinausgehen. Das sind beispielsweise verringerte Produktentwicklungszeiten für schnellere Markteinführungen, weil sich die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilungen an verschiedenen Standorten effizienter austauschen können, verbesserte Kundenservices, ein besseres Management von Krisen oder Notfallsituationen oder schnellere Entscheidungsfindungen.
„Wenn es nach der nächsten Generation von Führungskräften geht, werden sie in den kommenden Jahren immer mehr herkömmliche Kommunikationsmittel durch Videokommunikation ersetzen, sofern die einfache Nutzung und weite Verbreitung gewährleistet ist“, sagt Hilmar Bald, Managing Director Collaboration Sales Cisco Zentraleuropa, im (Videokonferenz)-Gespräch mit der COMPUTERWELT und weiter: „Wichtig ist jedoch, dass Videolösungen ‚easy-to-use‘ sind und die Qualität hoch ist“. Laut Bald findet derzeit ein Umdenken in Richtung Videokonferenzen statt: „Immer mehr Unternehmen richten ‚Video Areas‘ ein, um den Mitarbeitern diesen Weg der Kommunikation zu ermöglichen.“ Es würden sich dadurch zahlreiche Möglichkeiten in der internen aber auch in der Kundenkommunikation ergeben. Vor allem im Bankensektor tue sich in dieser Richtug gerade viel, meint Bald.
FÜHRUNGSKRÄFTE SIND
NOCH KAMERASCHEU
Trotzdem sind viele angehende Führungskräfte nach wie vor kamerascheu. Sie befürchten beispielsweise, dass ihr unaufgeräumter Schreibtisch zu sehen ist, bemängeln, dass sie während der Videoübertragung nichts essen können, oder möchten nicht im T-Shirt oder anderer Freizeitkleidung gesehen werden. Wobei es auch bei Besprechungen, an denen man persönlich teilnimmt wohl eher unüblich ist, etwas zu essen oder in Freizeitkleidung aufzutauchen. Kein Problem ist für die meisten dagegen die parallele Nutzung anderer Geräte. Neben den persönlichen Barrieren wirken sich aber auch technische Hindernisse bremsend auf den Einsatz der Technologien aus. Videokonferenzen seien oft zu komplex und umständlich in der Nutzung. Wäre die Technologie so einfach verwendbar und so weit verbreitet wie andere Kommunikationsmittel, würden 84 Prozent der Befragten vermehrt auf virtuelle Interaktionen setzen.

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