Neue Möglichkeiten erkennen und Potenziale realisieren

Als CIO gilt es nun, den mit der Coronakrise einhergehenden Schwung in ein neues digitales Zeitalter zu nutzen, um auch in Zukunft flexibler, agiler sowie digitaler zu agieren – und zwar über Abteilungsgrenzen hinaus. [...]

7 Schritte, um als CIO Corona für nachhaltige Veränderung zu nutzen. (c) Confare

Die Pandemie und die damit verbundene Krise treffen manche Unternehmen mehr und andere weniger. Was jedoch alle verbindet, sind Veränderungen der Art und Weise, wie man im Unternehmen zusammenarbeitet: Home Office, Cloud und damit verbundene digitale Innovationen haben in Windeseile Einzug gehalten. Es war oftmals ein Kraftakt, hat aber auch gezeigt, dass interne IT-Abteilungen gut für diese Herausforderung aufgestellt waren, schon frühzeitig richtige strategische Schwerpunkte gesetzt hatten und in der Krise ein Überlebensfaktor waren. Es stehen zahlreiche weitreichende Herausforderungen an, zu deren Bewältigung die interne IT viel beizutragen hat. Klassische Handlungsreflexe, die IT-Kosten in den Fokus zu stellen und möglichst hier Einsparungen zu erzielen, sind daher bedenklich. Für CIOs ist es daher umso wichtiger, dass man Möglichkeiten aufzeigt, lieber durch IT anstatt an der IT zu sparen, oder am besten gleich neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.

Als CIO gilt es nun, den damit einhergehenden Schwung in ein neues digitales Zeitalter zu nutzen, um auch in Zukunft flexibler, agiler sowie digitaler zu agieren – und zwar über Abteilungsgrenzen hinaus. Auf Einladung von Confare-Gründer und CIO-Award-Initiator Michael Ghezzo haben wir im Rahmen des Confare CIO ThinkTanks mit namhaften Schweizer IT-Chefs darüber gesprochen, was die wichtigsten Schritte sind, damit der Digitalisierungsschub Corona kein Strohfeuer bleibt, sondern eine nachhaltige Veränderung bringt. Herausgekommen sind dabei sieben Handlungsempfehlungen. 

Diskutiert haben mit uns Dietmar Bettio (Alpiq), Reinhard Böhme (Loomis International), Jean-Claude Flury (V-Zug), Ricardo Nebot (EMMI), Martin Schellenberg (Schutz und Rettung Zürich), Remo Schmidli (Zürcher Kantonalbank) sowie Andreas Toggwyler, Jan Leitermann und Tom Schmidt vom Confare Swiss CIO Award Partner EY.

1. Mehr Handlungsspielraum

Die positiven Erfahrungen aus der Krise mit IT und Digitalisierung brechen vorhandene Grenzen auf und eröffnen neue Möglichkeiten. Cloud, Remote-Office, mobiles Arbeiten: Für Manche bisher undenkbare Themen mussten aus der dringenden Situation heraus schnell umgesetzt werden. Dadurch änderte sich die Haltung gegenüber der IT und digitalen Innovationen. Wenn die IT jetzt Opportunities aufzeigt und argumentieren kann, dann findet sie auch Gehör. Die allgemeinen Erwartungen an die IT-Abteilungen sind mit dem Entstehen dieses Handlungsspielraumes gestiegen. Diesen Erwartungen gilt es gerecht zu werden. Jetzt ist der Zeitpunkt, diese bis an die Grenzen auszunutzen und das Potenzial zu aktivieren.

2. From Zero to Hero

Mit aktiver Kommunikation und Positionierung den errungenen Status erhalten und ausbauen: Laut Confare-Umfragen hatte die IT durch die Corona-Krise einen unvorstellbaren Imageboost erfahren! Jetzt ist es wichtig, die gewonnenen Möglichkeiten in Energie für neue Projekte und Durchhaltevermögen für bereits bestehende umzuwandeln. Dabei steht klare und offene Kommunikation an erster Stelle! Jetzt wird zugehört: Die Chance, die IT im Unternehmensfokus neu zu positionieren, darf nicht unterschätzt werden. So lässt sich sicherstellen, dass die IT bei wichtigen Fragen mit am Tisch sitzt und Gehör bei Geschäftsführung und Mitarbeitern findet.

3. Cybersecurity ist businesskritisch und die interne IT spielt dabei eine wichtige Rolle

Durch die Digitalisierung der unterschiedlichen Bereiche ist die Awareness der dort lauernden Gefahren gestiegen. Durch einen proaktiven Zugang ist die IT der wichtigste Anlaufpunkt für die Fachabteilung. Cybersecurity funktioniert nur Hand in Hand. Mit reinen Vorgaben, Richtlinien und Schulungen kommt man nicht mehr aus. Da time-to-market und Geschwindigkeit im digitalen Business zählen, werden technische Hindernisse eher umgangen, wenn sie dem Geschäftserfolg im Wege stehen. Es gilt gemeinsame Ziele zu formulieren und nicht gegeneinander zu arbeiten.

4. Business-IT-Integration

Die Trennung von Business und IT ist nicht mehr zeitgemäß. Die Schweizer CIOs des Confare Swiss CIO ThinkTanks sind sich einig: Business und IT sind im digitalen Zeitalter untrennbar. Die IT entwickelt sich immer mehr von einer Support-Funktion zu einer konkreten Geschäftschance. Doch dieser Ansatz darf nicht nur in der Theorie bestehen, sondern muss sich auch in der Praxis im Unternehmen niederschlagen. Die Kommunikation zwischen den Abteilungen rückt in den Fokus.

5. Raus aus den Silos

IT muss Brücken schlagen und zum gegenseitigen Verständnis beitragen. IT braucht mehr Business-Verständnis, Business mehr IT-Verständnis. Das gegenseitige Verstehen kann man mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Ansätzen fördern. Beispielsweise tragen CoLocations dazu bei, die Abteilungen näher und somit in Kontakt zu bringen. Weniger getrenntes und mehr gemeinsames Arbeiten leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Agilität, Flexibilität und Resilienz. Dazu braucht es auch gemeinsames Team-Building und ein gemeinsames Interesse am Unternehmenserfolg. Vor allem Team- und Abteilungsleiter sind hierbei gefragt, um klare Verhältnisse und somit auch das gegenseitige Vertrauen unter den jeweiligen Fachbereichen zu stärken.

6. Empathie und Dialogfähigkeit

Jetzt heißt es, in die Menschen zu investieren: Es sind Menschen, die Zusammenarbeit möglich machen, es sind Menschen, die kommunizieren, es sind Menschen, die Chancen ergreifen. Es ist nun Aufgabe von Führungskräften, Mitarbeiter weiterzuentwickeln und ein Klima zu erzeugen, das auf Empathie und Kollaboration beruht. Nur gemeinsam ist man erfolgreich. Es ist die Verantwortung des CIOs, diese Werte aktiv vorzuleben.

7. Medienkompetenz und Data-Literacy

Die digitalen Fähigkeiten der Mitarbeiter stärken: Die Fähigkeit, mit Daten und IT-Werkzeugen sinnvoll umzugehen, ist relevanter denn je. Die IT sollte allgemein dazu beitragen, diese Kompetenzen weiterzuentwickeln und auszubauen. So macht man Chancen sichtbar, verringert den Widerstand gegen Innovationen und schafft die Basis für die Kommunikation.

Es sind große Chancen, die sich nun bieten, aber auch intensive Veränderungen und Herausforderungen, die damit verbunden sind. Umso wichtiger ist der Erfahrungsaustausch in der IT-Community. Daher steht der größte österreichische Treffpunkt für IT-Manager und CIOs (findet am 1. und 2. September in Wien statt), der 14. Confare CIO Summit mit knapp 500 angemeldeten IT-Entscheidern aus dem DACH-Raum, unter dem Motto »The Power of We – Die Macht der Community«. Anmeldungen sind für IT-Manager kostenfrei und auf www.confare.at weiterhin möglich.

*Barbara Schweinberger arbeitet beim CIO-Summit- und CIO-Award-Veranstalter Confare.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*