Die starke Konkurrenz aus China lässt die zwei europäischen Netzausrüster Nokia und Alcatel-Lucent zusammenrücken. Der finnische Konzern will den amerikanisch-französischen Konkurrenten kaufen und damit zum Marktführer avancieren. [...]
Ein Jahr nach dem Verkauf seiner traditionsreichen Handy-Sparte an Microsoft könnte Nokia nun zum weltgrößten Ausrüster von Telekommunikationsnetzen aufsteigen. Der finnische Konzern bietet dafür in einem 15,6 Milliarden Euro schweren Deal eigene Aktien an. Der neue europäische Netzwerk-Riese soll Nokia Corporation heißen und seinen Hauptsitz in Finnland haben, mit einer „starken Präsenz“ in Frankreich, hieß es im Rahmen der Bekanntgabe des Deals. Die Transaktion solle in der ersten Jahreshälfte 2016 abgeschlossen werden und bis 2019 rund 900 Millionen Euro an Betriebskosten sparen. Nokia hatte Ende vergangenen Jahres 54.600 Beschäftigte im Netzwerk-Bereich, Alcatel-Lucent hatte rund 50.000 Mitarbeiter. Der Nokia-Konzern erwirtschaftete einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro. Der Löwenanteil kommt aus dem Netzgeschäft, die Handy-Sparte hatte Nokia an Microsoft verkauft. Alcatel-Lucent hat mit 13,2 Milliarden Euro Erlöse in ähnlicher Größenordnung. Die Aufsichtsräte beider Unternehmen haben dem Angebot bereits zugestimmt.
„RICHTIGER SCHRITT“
„Es ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit“, sagte Nokia-Chef Rajeev Suri, der auch dem neuen Konzern vorstehen soll. Nokia entwickelt unter anderem Netzwerk-Infrastrukturen für Internet- und Mobilfunkanbieter. Alcatel-Lucent ist einer der führenden Anbieter von Übertragungstechnologien. Eine Übernahme von Alcatel-Lucent hilft Nokia auch im Konkurrenzkampf mit dem schwedischen Rivalen Ericsson, der sich im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro an der Spitze der Branche behaupten konnte.
Nokia ist nach dem Verkauf der Handy-Sparte hauptsächlich ein Netzwerk-Ausrüster. Damit steht das Unternehmen unter dem Druck chinesischer Mitbewerber wie Huawei und ZTE, die in den letzten Jahren ihre Position im weltweiten Telekommunikationsmarkt massiv ausgebaut haben. Ein Experte der Analysefirma Ovum sagte, Nokia und Alcatel-Lucent ergänzten sich gut. Die Finnen seien stark bei mobilen Netzen und die Firma aus Paris im Festnetzgeschäft. Aber es sei eine große Herausforderung, Produktpaletten und Kunden zusammenzulegen. Bei den lukrativen Verträgen für den Aufbau der Netze des schnellen LTE-Datenfunks hätten Nokia und Alcatel-Lucent zusammen 26 Prozent. Huawei habe 36 Prozent und Ericsson ein Drittel. Mit Fusionen haben alle beteiligten Unternehmen schon Erfahrungen: Der französische Konzern entstand aus einem Zusammenschluss zwischen Alcatel aus Frankreich und Lucent aus den USA und Nokia betrieb ein Gemeinschafsunternehmen mit Siemens, übernahm 2013 jedoch den 50-Prozent-Anteil der Deutschen. (pi/idg/cb)
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