Die ams AG ist ein multinationaler Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in Unterpremstätten. Die Tätigkeitsfelder sind Entwicklung und Herstellung von analogen integrierten Schaltkreisen und anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen. [...]
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Steiermark?
Thomas Riener: Die Elektro- und Elektronikindustrie zählt seit jeher zu den innovativsten Wirtschaftszweigen. Weitet man das Gebiet noch etwas nach Kärnten aus, haben wir in der südlichen Region (Steiermark/Kärnten) quasi ein Österreichisches „IKT Silicon Valley“ mit Unternehmen wie Infineon, NXP, AT&S und natürlich ams AG. Forschung und Entwicklung sind hier entscheidend. Die ams ist mit einer Forschungsquote von 17 Prozent unter den führenden Unternehmen steiermarkweit und österreichweit.
Laut der aktuellen FEEI IKT Wertschöpfungsstudie generierte Österreichs Wirtschaft im Jahr 2014 einen Produktionswert von 36,6 Milliarden Euro durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Ein großer Teil davon wurde sicherlich in der Steiermark erwirtschaftet.
Besonders zu erwähnen als Stärken sind auch noch die ausgezeichnete Bildungs- und Forschungsinfrastruktur rund um die TU Graz und diverse Fachhochschulen sowie das Engagement des Landes in Bezug auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Wirtschaftsförderung.
Wo gibt es noch Aufholbedarf?
Eine wesentliche Aufgabe ist, die Steiermark bzw. Österreich generell als Produktionsstandort attraktiv zu halten. Die Bildungspolitik sollte Programme entwickeln, wie man das Interesse der Jugendlichen für technische Berufe weckt und fördert. Eine Ausweitung der Forschungsförderungen wäre sinnvoll, denn öffentliche Gelder, die in Forschung an Informations- und Kommunikationstechnologien fließen, sind gut investiert. Österreich braucht Forschung als einen der Eckpfeiler, um weithin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was haben Sie für Erwartungen für 2015?
Die ams AG erzielte 2014 ein hervorragendes Jahresergebnis von 464 Millionen Euro, was einem Umsatzplus von 23 Prozent und dem besten Jahr in der Firmengeschichte entspricht. Die positive Geschäftsentwicklung im erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte beruhte insbesondere auf dem Erfolg der Consumer-Lösungen von ams für Smartphones und Mobilgeräte.
Der Produktbereich Wireless für NFC- und RFID-Lösungen entwickelte sich 2014 wie erwartet zu einem wichtigen Wachstumstreiber für ams. Ebenso wurden zwei Unternehmen zugekauft.
Wir erwarten für 2015 eine weitere positive Entwicklung mit weiterem Umsatz- und Ertragswachstum. Die ams AG wird weiterhinder Mission folgen, die Welt mit Sensorlösungen zu gestalten und der beste Sensorlösungsanbieter weltweit zu werden.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in der Steiermark und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Ams hat 2015 weltweit 300 neue Mitarbeiter aufgenommen und wir wollen bis Ende des Jahres noch einmal rund 300 Personen einstellen. Der Fachkräftemangel ist kein rein steirisches Problem, das ist überall ein Thema. Wir rekrutieren weltweit und versuchen natürlich auch Anreize zu schaffen, dass Fachkräfte aus dem Ausland zuziehen.
Hier ist sicherlich die österreichische und die steirische Politik mehr als gefordert, um für Unternehmen die besten Rahmenbedingungen (z.B. Lohnnebenkostensenkung, weniger Bürokratie für Arbeitsbewilligung für Fachkräfte, internationale Schulen etc.) zu schaffen, die es ermöglichen den Standort Österreich/Steiermark attraktiv für Arbeitnehmer aus der ganzen Welt zu machen. Ansonsten sind Unternehmen gezwungen, Mitarbeiter an ausländischen Standorten zu beschäftigen.
Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Am Beispiel von Smartphones zeigt sich, wie viele österreichische Produkte in den Geräten stecken: Von Leiterplatten über NFC-Komponenten und Miniaturlautsprechern bis hin zu Sensoren und Werkstoffen – überall findet man Technik aus Österreich. Die ams AG beliefert als Weltmarktführer in diesem Bereich neun der zehn wichtigsten Smartphone Hersteller mit Lichtsensoren.
Weitere Produkte von ams im Bereich Smartphones oder Zubehör sind zum Beispiel MEMS Mikrofonschnittstellen, Komponenten für aktive Hintergrundgeräuschunterdrückung oder die derzeit konkurrenzlose NFC-Antennenverstärkungslösung (NFC Booster), die zuverlässige und unkomplizierte mobile NFC-Zahlungen mit Smartphones und anderen Geräten ermöglicht.
In all diesen Bereichen sowie auch in den Bereichen Automotive, Industrial und Medical erwarten wir auch im heurigen Jahr wieder eine verstärkte Nachfrage.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt im Jahr 2014?
ams hat eine hochentwickelte optische Sensorfamilie mit integrierter berührungsloser Gestenerkennung und E-Commerce-Funktionalität entwickelt. Die intelligenten Sensormodule TMG399x bieten eine flexible, hochintegrierte Implementierung von berührungsloser Benutzerschnittstelle und Displaymanagementfunktionen für Smartphones, Tablets und vielen anderen Consumer-Produkten. Die berührungslosen IR-Gestensensoren von ams verbessern das Benutzererlebnis.
Elektronik-Produkte – von Smartphones und Wearables bis hin zu Produkten für die Heimautomatisierung – bieten immer mehr und immer vielfältigere Funktionen. Wenn solche platzbeschränkten Geräte auf Anweisungen des Benutzers reagieren können, ohne dass dieser sie in die Hand nehmen oder berühren muss, erleichtert das die Interaktion mit diesen Systemen ganz erheblich.
Thomas Riener ist Executive Vice President und Head of Marketing & Strategy bei ams.
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