NTS: Wachstum trotz Krise

Die NTS Netzwerk Telekom Service mit Hauptsitz in Raaba-Grambach bei Graz konnte in den letzten Jahren trotz Krise kräftig zulegen und auch den Mitarbeiterstand um zwanzig Prozent auf über 500 vergrößern. Wie der Systemintegrator das geschafft hat und warum das Klischeebild »IT-Nerd« veraltet ist, erzählt CEO Alexander Albler im Interview mit der IT WELT. [...]

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Alexander Albler ist Gründer, Eigentümer und CEO der NTS Netzwerk Telekom Service AG. (c) NTS

Mit 174 Millionen Euro Umsatz kann NTS auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurückblicken. Gab es besondere Highlights oder auch Herausforderungen?

Highlights gab es im vergangenen Jahr einige. 2021 haben wir nicht nur 20 Jahre NTS-Standort Wien und 10 Jahre Italien gefeiert, sondern auch unsere Zentrale in Graz weiter ausgebaut. In Linz sind wir umgezogen und haben ebenfalls erweitert. So viel Wachstum ist natürlich auf der anderen Seite auch eine Herausforderung für das ganze Unternehmen. Aber ich denke, auch das haben wir durch unseren starken Zusammenhalt gut gemeistert. Dabei bin ich meinem ganzen Team sehr dankbar für das Engagement, das uns diese tollen Erfolge über mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnte hinweg beschert hat. Umso mehr freut es mich daher, dass diese außergewöhnliche Leistung jetzt auch von außen honoriert wurde. Meine Mitarbeiter freuen sich riesig über die Auszeichnung von Top Service Österreich. Als B2B-Einsteiger des Jahres haben wir auf Anhieb Platz 2 erreicht. Jetzt ist es also ganz offiziell: Die NTS-Heroes belegen, dass sie nicht nur technische Expertise besitzen, sondern auch das Wissen um die Geschäftsprozesse der Kunden – ein Gütesiegel für ausgezeichneten Service und Kundenorientierung.

War der Digitalisierungsschub auch für NTS spürbar?

Ja, definitiv. Der Digitalisierungsschub bewirkt vor allem, dass IT-Landschaften immer komplexer werden und die damit verbundenen Anforderungen stetig wachsen. Das veranlasst Unternehmen immer öfter dazu, komplette Infrastrukturen als Service zu beziehen, um ihre Systeme von externen Experten managen zu lassen. Das bringt den entscheidenden Vorteil, dass da jemand ist, der sich einerseits mit den verschiedenen Lösungen, die es am Markt gibt, bestens auskennt und andererseits die notwendige Expertise mitbringt, um diese auch an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen zu können. Jetzt ist es ja nicht mehr ganz so neu, aber am Anfang der Corona-Pandemie war die Installation von Home-Office-Lösungen eine große Herausforderung für Unternehmen. Da gab es viele Fragen dazu, wie ein reibungsloser und vor allem sicherer Ablauf auch von außerhalb funktionieren kann. IT as a Service boomt, ein Blick auf unsere Unternehmensbilanz belegt diesen Trend.

Welchen Herausforderungen muss sich NTS und generell die IT-Branche in den kommenden Jahren stellen?

Ich denke, da wird noch sehr viel mehr Arbeit auf uns zukommen. Man muss kein Prophet sein, um erkennen zu können, dass es in Zukunft um viel mehr gehen wird als um »warum läuft das so langsam« oder »warum läuft das Gerät fehlerhaft«. Die IT-Landschaften werden wie gesagt immer komplexer. Kein Wunder also, dass es die Fragestellungen auch tun.

Welche IT-Trends werden in den kommenden Jahren im Vordergrund stehen?

Ein Thema, das auch durch die Coronakrise und die starke Verlagerung ins Home Office noch mehr in den Mittelpunkt gerückt ist, ist die Cybersecurity. Denn Home Office kann mehr Angriffsfläche bieten und Hackern den Eintritt ins Firmennetzwerk erleichtern. Zudem wird die individuelle Anpassung von IT-Lösungen immer wichtiger – diese müssen perfekt auf den Kunden, dessen Ziele und Wünsche angepasst werden und flexibel gestaltet sein.

Ein Problem, mit dem die gesamte IT-Branche derzeit zu kämpfen hat, ist der Fachkräftemangel. Welche Strategie verfolgen Sie in diesem Bereich?

Ich bin auf jeden Fall kein Fan davon, bestimmte Personengruppen in die Technik zu pushen. Ich sehe den Ansatz eher darin, die Wahrnehmung unseres Berufes in der Öffentlichkeit positiver zu besetzen. In den letzten Jahren haben wir daher sehr viel getan, um in unserer Werbelinie mit dem Klischeebild Nerd, dem blassen Typen, der irgendwo in seinem lichtlosen Kämmerchen sitzt, aufzuräumen. Ich denke, damit sind wir auch auf einem guten Kurs. Im letzten Jahr ist unser Team um über zwanzig Prozent gewachsen. Unsere Strategie ist es also, den jungen Menschen zu zeigen, dass dieses veraltete Bild so gar nicht dem gelebten Arbeitsalltag von IT-Experten entspricht. Ganz im Gegenteil: Unsere Arbeit ist stark von der Zusammenarbeit im Team in einer lockeren Atmosphäre geprägt und von Wertschätzung von der Führungsetage bis hin zu den Kundinnen und Kunden. Es sind nämlich die Technikerinnen und Techniker, die jeden Tag aufs Neue Probleme lösen und Prozesse wieder in Gang bringen. Ich glaube, das hat sich herumgesprochen.

Was müsste sich in der Branche und in der Politik ändern, um die Situation zu entschärfen?

Ich glaube, was fehlt, ist ein stärkeres Selbstbewusstsein auch nach außen hin. Einerseits muss die Branche ihre eigene Bedeutung mehr zum Ausdruck bringen und andererseits sehe ich die Politik ebenfalls in der Verantwortung, die Bedeutung von Technikerinnen und Technikern stärker hervorzuheben. In einer Welt, die zunehmend auf Digitalisierung setzt, zu der mittlerweile auch ein Großteil unserer kritischen Infrastruktur zählt, nimmt der Berufsstand schlussendlich eine gesellschaftliche Schlüsselfunktion ein.

Welchen Beitrag kann hier das Management eines Unternehmens leisten?

Mein Ansatz ist es, mich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, sondern meine Mitarbeiter vor den Vorhang zu holen. Heute sind Kunden nicht mehr interessiert am Management, entscheidend sind die Menschen, die sich operativ um sie kümmern werden. Die Arbeit der Techniker ist ausschlaggebend, wie ein Unternehmen am Ende des Tages wahrgenommen wird. Ich sehe es eher als meine Aufgabe, die nötigen Rahmenbedingungen für das bestmögliche Arbeitsumfeld zu schaffen. Dazu gehört für mich vor allem ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander, das jedem und jeder die Möglichkeit bietet, sich den eigenen Fähigkeiten entsprechend entfalten zu können, und das auf der anderen Seite auch ein Gefühl von Gemeinschaft vermittelt. Dieses starke Wertesystem war mir von Anfang an sehr wichtig. Ich stelle mir oft die Frage, wie ich mit meinen Mitarbeitern umgehe und wie ich dazu beitragen kann, dass sich von meinen Führungskräften bis zum Neueinsteiger alle mit der gleichen Wertschätzung begegnen.


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