„Nur ein kleiner Teil der Software-Projekte ist erfolgreich“

Ein neuer Master-Studiengang an der FH Campus 02 verbindet den Bereich des Software-Engineering mit Führungsaufgaben. [...]

Ein neuer berufsbegleitender Masterlehrgang mit dem Abschluss Master of Science in Engineering an der FH Campus 02 soll Know-how aus dem Umfeld des Software-Engineering für (künftige) Führungskräfte vermitteln. Absolventen können danach in operativen Leitungsfunktionen im Umfeld des Software-Engineerings eingesetzt werden. Manfred Steyer, Leiter des Masterprogrammes Software Engineering Leadership, spricht über dessen Vorteile.

Warum sollte jemand Software Engineering Leadership studieren?

Manfred Steyer: Wir wissen aus Untersuchungen sowie aufgrund unserer Erfahrungen, dass lediglich ein kleiner Teil der durchgeführten Software-Projekte als erfolgreich angesehen werden kann. Bei den meisten gibt es Probleme mit dem Budget und dem Zeitrahmen – viel zu viele scheitern sogar vollkommen, was bedeutet, dass sie nach einiger Zeit eingestellt werden, ohne dass ein verwertbares Ergebnis vorliegt. Dies liegt weniger an den technischen Fähigkeiten der Software-Entwickler, sondern vor allem daran, dass organisatorische Aspekte sowie auch Führungsauf­gaben nicht ausreichend wahrgenommen werden. Mehrdeutige Pflichtenhefte, unklare Prozesse oder ein nicht vorhandenes beziehungsweise ein zu wenig durchdachtes Qualitätsmanagement sind nur einige Beispiele für die eigentlichen Gründe, die zu diesem Dilemma führen. Unser berufsbegleitender Masterlehrgang Software Engineering Leadership schlägt genau in diese Kerbe, indem er operative Führungskräfte ausbildet, welche Aufgaben im Umfeld des Software-Engineerings – jenseits der Programmierung – wahrnehmen können.

Welche Berufsbilder werden vom neuen Masterlehrgang adressiert?

Wir adressieren künftige Führungskräfte in den Bereichen Software-Architektur, Software-Projektleitung, Teamleitung, ­Requirements Engineering, Produktmanagement und Qualitätssicherung. Die gehaltenen Vorlesungen dienen auch teilweise zur Vorbereitung auf internationale Zertifizierungsprüfungen in diesen Bereichen.

Welche Rolle spielt das deutsche Unternehmen OOSE Innovative Informatik?

OOSE und die FH Campus 02 kümmern sich gemeinsam um die Organisation sowie um die fachliche Leitung. Im Rahmen der fachlichen Leitung bringen die Modulverantwortlichen, die zur Hälfte aus Experten von OOSE- sowie zur Hälfte aus Experten der FH Campus 02 bestehen, ihr einschlägiges Wissen in die Planung der Lehrveranstaltungen ein. Daneben wird die wissenschaftliche Leitung von der FH Campus 02 übernommen. Durch die Zusammenarbeit mit OOSE können wir unser Angebot vielfältiger und somit auch attraktiver gestalten. Da sich OOSE aktiv an der Entwicklung von Industriestandards und –Zertifizierungen in diesen Bereichen beteiligt, dienen beispielsweise die Vorlesungen auch als Zertifizierungsvorbereitungen. Der Marktwert entsprechender Vorbereitungs-Seminare liegt bei etwa 9.000 Euro.

Inwiefern unterscheidet sich dieser berufsbegleitende Masterlehrgang von Vollzeit-Angeboten?

Wir setzen auf eine interessante Mischung zwischen Präsenzphasen und E-Learning. Pro Semester sind zwei Präsenzwochen vorgesehen. Diese finden abwechselnd in Graz und Hamburg statt. Zur Vorbereitung auf diese Präsenzphasen sind die Teilnehmer angehalten, entsprechende Literaturstellen zu studieren. Somit wird die notwendige Zeit vor Ort minimiert und wir können die Präsenzwochen sehr effizient zum Beantworten von Fragen sowie zum festigen des Stoffes und zum Vermitteln weiterführender Themen nutzen. (mi)

Manfred Steyer:

Manfred Steyer ist verantwortlich für den Fachbereich Software Engineering der Studienrichtung IT und Wirtschaftsinformatik an der FH Campus 02 in Graz sowie Trainer und Berater bei IT-Visions. Er hat berufsbegleitend IT in Graz sowie ebenfalls berufsbegleitend Computer Science in Hagen studiert sowie eine Ausbildung zum Trainer in der Erwachsenenbildung absolviert. Steyer schreibt für verschiedene Magazine und spricht regelmäßig auf Konferenzen. Er wurde 2012 für seine Community-Aktivitäten von Microsoft als Azure-Insider ausgezeichnet.

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*