„Ob ein CIO programmieren kann, ist irrelevant“

Vor dem Antritt von Martin Buresch als CIO der Kwizda Gruppe war die wichtigste Funktion der IT-Abteilung die Systemerhaltung. Nach einem erfolgreichen Kulturwandel stehen nun Weiterentwicklung und Innovation ganz oben auf der Prioritätenliste. [...]

Martin Buresch wurde heuer im Rahmen des Confare CIO Awards als einer der Top-CIO Österreichs ausgezeichnet. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt er, wie er den Wandel vom technischen Dienstleister zum kompetenten Partner der Business-Seite geschafft hat.

Warum haben Sie sich für den CIO Award beworben?
Martin Buresch:
Die Frage ist, warum ich nicht schon früher mitgemacht habe. In den drei Jahren, in denen ich nun IT-Leiter bei Kwizda bin, haben wir viel organisatorisch an den IT-Prozessen gearbeitet und etliche Projekte umgesetzt. Dann habe ich mir die Fragen in den Einreichungsunterlagen angesehen und gemerkt, dass wir da eigentlich überall was Positives dazu sagen können, dass wir viel weitergebracht haben. Daher habe ich beschlossen, da mitzumachen und mich dem Wettbewerb zu stellen.

Was haben Sie denn weitergebracht?
Dazu muss man sich anschauen, wo wir hergekommen sind, nämlich aus einer sehr stabilen IT-Struktur. Die Systeme sind gelaufen, aber Innovation und Weiterentwicklung waren nicht im Fokus. Diese Herangehensweise haben wir geändert, haben organisatorische Prozesse, eine neue Kultur erarbeitet und eine Voraussetzung dafür war, überhaupt einmal Transparenz zu schaffen, was wir eigentlich alles tun.

Was bedeutet der Award für Sie?
Dass ich nicht gewonnen habe, sagt mir, dass es noch besser geht. Dafür gibt der Award Ansporn. Grundsätzlich bedeutet die Auszeichnung, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, richtig war. Trotz allen Widrigkeiten im Bezug auf die kulturellen Veränderungen oder im Zusammenhang mit der neuen Hierarchieebene.

Welche neue Hierarchieebene?
Der Kulturwandel in der IT war möglich, weil unser CFO vor vier Jahren gesagt hat: Die IT richtig aufzustellen braucht Planungskompetenz, braucht Beratungskompetenz und die holen wir uns von außen. Mit den externen Beratern wurde mehr oder weniger eine eigene Hierarchieebene eingezogen, und das war ein Balanceakt. Einerseits war das ein Erfolgsfaktor dafür, dass Veränderung überhaupt möglich war, denn von innen heraus ist sowas ganz schwierig. Auf der anderen Seite besteht natürlich die Gefahr, dass externe Berater nicht akzeptiert werden und eine Abstoßungsreaktion erfolgt.

Wie sind Sie damit umgegangen?
Wichtig war, dass der Weg von der Strukturqualität her gestimmt hat und sich dann auch Erfolge eingestellt haben. Und ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor war und ist die Wertschätzung der Mitarbeiter. Denn sich Leute von außen zu holen, die dann vielleicht sagen, dass alles, was bisher gemacht wurde, ein Blödsinn war, ist eine Gratwanderung. Diese Gratwanderung habe ich ganz gut geschafft und ein wichtiger Punkt waren dabei auch Programme zur Schulung der Mitarbeiter.

Was bedeutet der Award firmenintern?
Er hilft dabei, Dinge anzugehen, die bisher aus kulturellen oder organisatorischen Gründen außer Acht gelassen wurden. Mit der Auszeichnung im Rücken ist das leichter. Der Award ist eine Bestätigung der IT-Abteilung, die ja oft als Verhinderer wahrgenommen wird, und steht dafür, dass wir es geschafft haben, vom Dienenden zum Partner für das Business zu werden und das intern auch glaubhaft darzustellen. Inzwischen werden wir um Rat gefragt und bekommen nicht einfach nur Befehle, was wir tun sollen. Die Wahrnehmung der IT ist nun die eines kompetenten Partners, der auch mal sagen kann, warum etwas nicht geht.

Was sind Ihrer Meinung nach wichtige Eigenschaften eines modernen CIO?
Dass er den Bereich IT weiterentwickelt. Nicht nur die Technologie betreffend, sondern vor allem auch organisatorisch: Wozu ist die IT eigentlich da, wo muss sie sich hinbewegen, welchen Einfluss hat das auf die verschiedenen Rollen, wie sieht es mit der Wertschätzung der Mitarbeiter aus, wie läuft die Kommunikation mit dem Rest des Unternehmens ab etc. Das sind für einen CIO in der heutigen Zeit ganz wesentliche Punkte, denn sonst ist man nur ein einfacher technischer Dienstleister und darf Geräte betreuen.

Das heißt, Sie sind in erster Linie Manager und kein Techniker.
Genau. Es geht um organisatorische Themen, um Marketingthemen und um Enterprise Architecture. Ob ein CIO programmieren oder Datenbankabfragen machen kann, ist irrelevant – dazu hat man IT-Mitarbeiter. Ein CIO muss das Geschäft verstehen, die Prozesse verstehen und sich überlegen, wie die einzelnen Geschäftsbereiche digitalisiert werden können. Dazu bleibt vielen CIOs zu wenig Zeit, das sehe ich aber als essentiell, wenn die IT nicht zur Commodity werden will.

Das Gespräch führte Oliver Weiss.

Martin Buresch
Martin Buresch ist seit September 2012 CIO der Kwizda Gruppe. Davor war er unter anderem als Management Consultant bei CSC, als Business Unit Manager bei IDS Scheer, als CIO der Böhler-Uddeholm AG und als Lehrbeauftragter an der TU Wien sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien tätig. Buresch hat an der TU Wien Maschinenbau studiert und mit einem Doktortitel abgeschlossen.


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