Gerade wenn es darum geht, das gesamtwirtschaftliche Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft zu fördern, spielen innovative Jungunternehmen eine bedeutende Rolle. Im internationalen Vergleich weist Österreich allerdings eine verhältnismäßig geringe Anzahl an Startups auf. Das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria hat dazu eine Studie durchgeführt. [...]
Bei einer Betrachtung aller europäischen Länder befindet sich Österreich zwar im Mittelfeld, jedoch liegen so gut wie alle „alten“ EU-Länder in dieser Hinsicht vor Österreich. Konkret sind hierzulande pro Million Einwohner 687 Startups und Scaleups registriert. Im direkten Vergleich mit der Spitze Europas finden sich in den Niederlanden herausragende 2.400 und im Vereinigten Königreich beachtliche 1.811 derartige Unternehmen. Darauf folgen die nordischen und baltischen Länder sowie Israel. Um die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen einer erhöhten Gründungsrate für den Standort Österreich zu analysieren, hat EcoAustria eine Anhebung auf die Anzahl der Startups der beiden Spitzenländer – Niederlande und Vereinigtes Königreich – simuliert. Im Vergleich mit den Niederlanden würde dies einen Anstieg von 6.200 auf 21.400 Unternehmen bedeuten. Nach zehn Jahren würden die Investitions- und Beschäftigungseffekte in diesem Szenario auf 1,3 Prozent bzw. 12.000 Beschäftigte steigen und nach 20 Jahren bereits auf 2,5 Prozent und 26.000 Beschäftigte. In diesem Fall würde das BIP nach zehn Jahren um 5,7 Mrd. Euro und nach 20 Jahren um 11,9 Mrd. Euro höher liegen.
Wird das Vereinigte Königreich als Maßstab herangezogen, würde dies einen Anstieg von 6.200 auf knapp 16.200 Unternehmen zu Folge haben.
Empfehlungen für eine Erhöhung der Startup-Gründungen in Österreich
Auf Basis dieser Berechnungen ergibt sich die Frage, welche Maßnahmen in Österreich konkret gesetzt werden können, um die Startup-Rate hierzulande zu erhöhen und folglich das gesamtwirtschaftliche Wachstumspotenzial zu verbessern.
Zu den aktuellen Herausforderungen heimischer Startups zählen unter anderem restriktive Regulierungen bei der Gründung und beim Marktzugang sowie auch im späteren Verlauf entstehende bürokratische Hindernisse. Diese betreffen den Verkauf von Unternehmensanteilen, die Einbringung von Investoren oder die Incentivierung von Mitarbeitern. Einige dieser Hürden werden derzeit bereits in einem Reformpaket für eine neue flexible Kapitalgesellschaft adressiert. Das Ziel: ein einfaches, flexibles und unbürokratisches Gründungsverfahren mit Rechtssicherheit und Investorenschutz. Darunter fallen Maßnahmen wie die elektronische Firmengründung oder auch die Möglichkeit, Dokumente in englischer Sprache einzureichen, was vor allem im Kontext der Internationalisierung und Standortattraktivität förderlich ist.
Eine weitere wichtige Rolle spielen die Herabsetzung des Mindestkapitals zur Gründung einer GmbH sowie ein schnelleres Verfahren bei der Eintragung ins Firmenbuch. Was die steuerlichen Anreize für privates Beteiligungskapital betrifft, können Steuerfreibeträge oder Gutschriftenmodelle weiterhin als sinnvolle Maßnahmen erachtet werden.
Eine überlegenswerte Option im Sinne der Erweiterung der Flexibilität von Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Produkte und Prozesse, stellt der vermehrte Einsatz von Sandbox-Regulierungen dar. Diese können sich vor allem in Bereichen mit hoher sozialer und gesellschaftlicher Innovationsdynamik als sinnvoll erweisen.
Auch den Startups fehlen Fachkräfte
Nicht zuletzt wird auch die mangelnde Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter als besondere Hürde für viele Startups erachtet. Hier liegt die größte Herausforderung darin, Mitarbeiter zu rekrutieren, die dem Qualifikationsanspruch des jeweiligen Unternehmens entsprechen. Da der Personalbedarf am österreichischen Arbeitsmarkt oftmals nicht gedeckt werden kann, verlagert sich die Suche immer häufiger ins Ausland, was den gesamten Recruiting-Prozess verlangsamt. Neben bisherigen Regelungsformen wie der Rot-Weiß-Rot-Karte, benötigt es künftig womöglich weitere Faktoren um Österreich als attraktives Zielland für ausländische Arbeitskräfte zu positionieren.
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass Startups nicht nur heute schon einen Milliarden-Wirtschaftsfaktor darstellen, sondern sie in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren zum wesentlichen Faktor unserer Wirtschaft aufsteigen werden. Nun gilt es die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und strukturelle sowie institutionelle Faktoren anzupassen“, so Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Monika Köppl-Turyna, Direktorin, EcoAustria ergänzt: „Startups tragen durch ihre Innovationskraft aktiv zu einem nachhaltigen Wachstum auf der Angebotsseite bei. Dadurch verbessern sie die Grundstruktur der Gesamtwirtschaft.“
Lisa-Marie Fassl, Mitglied des Vorstandes der Austrian Angel Investors Association (aaia): „Wenn wir es als Wirtschaftsstandort Österreich jetzt nicht schaffen, die richtigen Impulse zu setzen, dann werden wir im internationalen Vergleich noch weiter zurückfallen. Es ist daher Zeit, dass die Politik beginnt, auf die Forderungen der Startup-Szene zu hören.“
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