Ohne Cloud kein innovatives Retail Business

Gerade für einen Handelskonzern wie SPAR, der sich mitten in einer Digital Business Transformation befindet, spielen Cloud Services eine besonders wichtige Rolle. Warum, erklärt CIO Andreas Kranabitl. [...]

Das österreichische Handelsunternehmen SPAR stellt sich vorausschauend den Herausforderungen, die auf IT-Ebene vor allem durch Big Data zu erwarten sind. Denn der Retail-Bereich sieht sich zunehmend mit stark steigenden Datenfluten konfrontiert und ist gleichzeitig auf kurzfristige Echtzeit-Analysen eben dieser Daten für diverse strategische Geschäftsentscheidungen angewiesen. In Bereichen wie diesen wird Cloud Computing ein immer wichtigeres Element der generellen IT-Strategie, wie Andreas Kranabitl, Geschäftsführer der ICS (IT-Gesellschaft der SPAR Österreichischen Warenhandels AG), verantwortlich für alle IT-Leistungen im SPAR Konzern sowie für die strategische Führung der IT-Organisation, im Rahmen der Initiative Trust in Cloud erklärt. Mit der ICS und den rund 350 Mitarbeitern betreuen Kranabitl und sein Team rund 10.000 User in neun Ländern und wickeln pro Jahr mehr als 200 IT-Projekte ab.

In welcher Form beschäftigen Sie sich mit Cloud Computing?
Andreas Kranabitl:
Wir beschäftigen uns schon mit dem Thema, seit es in die IT gekommen ist. Cloud Computing muss heute Bestandteil einer jeden IT-Strategie sein. In unserem Haus wird es bei allen Entscheidungen und strategischen Ausrichtungen eingebunden. Wir haben seit langem schon Cloud Services im Einsatz. In allen Entscheidungsprozessen ist hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit immer auch unsere Rechtsabteilung eingebunden, darüber hinaus auch der Vorstand. Somit ist die Cloud für mich ein fixer Bestandteil der IT-Architektur und in Zukunft werden wir noch stärker in diese Richtung gehen müssen, wenn wir zeitgemäße und zukunftsorientierte Lösungen einsetzen wollen.

Warum spielt Cloud Computing gerade im Handel eine wichtige Rolle?
Innovatives Retail Business ohne Cloud Services ist unmöglich. Wir befinden uns in einer Digital Business Transformation und wenn wir in sechs Jahren nicht in der Steinzeit sein wollen, dann müssen wir uns diesem Wettbewerb stellen und uns mit neuen Technologien und Modellen wie Cloud Computing auseinandersetzen. Viele Dinge werde ich ohne Cloud gar nicht umsetzen können. Das betrifft zum Beispiel den Bereich Social Media oder Digital Marketing: 80 Prozent der Lösungen werden in einem Cloud-Umfeld angeboten. Auch die Anforderungen aus dem Marketing sind im Vergleich zum klassischen IT-Bereich ganz neu, hier geht es auch um das Thema „time to market“.

Warum ist Digital Marketing für einen an sich traditionellen Handelskonzern so entscheidend?
Digital Marketing ist aus zweierlei Hinsicht entscheidend: Der Konsument ist mit uns immer mehr digital verbunden. Hier haben wir etwa das Thema „the system is my friend“ aufgebracht. Das bedeutet, wir möchten Systeme für Kunden bereitstellen, die wirklich helfen, besser zu leben, bequemer und einfacher einzukaufen, und die auch neue Funktionen zur Verfügung stellen – Stichwort Zeitmanagement. Die zweite Perspektive sind neue Unternehmensformen, die uns Konkurrenz machen. Der Wettbewerb ist ein komplett anderer geworden, wir reden immer mehr von E-Commerce. Hier sind wir mit Unternehmen konfrontiert, die aus heutiger Sicht noch außerhalb unserer Vorstellungen sind, und darauf muss man Antworten haben. Wir definieren Digital Marketing auch als „customer journey“ – also wie kommen die Kunden zu uns, wie agieren sie mit unseren Waren, worauf sprechen sie an. Betrachtet man diese „customer journey“ aus der Perspektive der IT, dann kann ich nur punkten, indem ich die vier Bereiche Mobile beim Konsumenten, Big Data in der Analyse des Einkaufsverhaltens, Social Media und am Ende die Cloud sinnvoll verschränke und nutze.

Welche Cloud Services kommen in Ihrem Unternehmen bereits zum Einsatz ?
Wir verwenden Enterprise Collaboration aus der Cloud und Mobile Device Management. In einer Private-Cloud-Architektur betreiben wir verschiedene ERP- und Business-Lösungen für unsere internationalen Gesellschaften und Partner aus unseren zentralen Rechenzentren in Salzburg. Damit erreichen wir kurze Reaktionszeiten auf Business-Anforderungen, viele Synergieeffekte und letztendlich eine beachtliche Effizienz. Wir nutzen Dienstleistungen diverser Anbieter, die wir durch unsere Systeme am POS zum Kunden bringen. Mit unserer Cloud-Kompetenz und der bereitstehenden Infrastruktur können wir schnell neue Services aufsetzten.

Wie gehen Sie mit den Bedenken um, die gegenüber Cloud Computing geäußert werden?
Gerade in Österreich neigen wir dazu, das Neue zuerst kritisch zu bewerten und die Probleme in den Vordergrund zu stellen. Das kann man bei Cloud und Big Data gut beobachten. Fest steht jedenfalls: 90 Prozent der heutigen Cloud-Lösungen werden von professionellen, seriösen und stabilen Firmen angeboten. Wie in jeder Branche gibt es auch hier ein Risikopotenzial. Ein Dilemma von Cloud Computing ist, dass alle sofort daran denken, ihre Unternehmensdaten in fremde, unsichere Hände zu geben. Dabei verkaufen viele Outsourcer ihre alten Lösungen jetzt eben als Cloud Services.

Wie stellen Sie sicher, dass Mitarbeiter das Knowhow haben, um mit Cloud Services umgehen zu können?
Für uns ist Cloud Computing nichts Seltsames oder Außerirdisches. Professionelle Auswahlprozesse, Vertragsmanagement, Lieferantenmanagement, Compliance, AGB, SLA, Risikomanagement – das sind Themen, die für alle IT-Lösungen abzudecken sind. Cloud-Lösungen sind eine von mehreren Varianten, die wir hier in unseren Standardprozessen und mit unseren Experten abdecken.

Welches Anforderungsprofil braucht ein neuer Mitarbeiter im IT-Bereich, damit er mit den zukünftigen Anforderungen gut umgehen kann?
Cloud Computing adressiert stark die Bereiche Infrastruktur und Betrieb. Hier brauchen wir Architekten, die das gesamte Cloud Environment überblicken und Nutzen und Risiken überschauen. Cloud-Kompetenzen werden bei uns mittelfristig Storage-, Server- und Betriebssystem-Knowhow ersetzen. Daher müssen neben den eigenen Mitarbeitern auch unsere Partner reif für Cloud Computing sein. Hier gibt es in Österreich Handlungsbedarf, weil viele traditionelle IT-Unternehmen das Thema noch nicht richtig verstehen oder noch nicht oben auf der Prioritätenliste haben.

Andreas Kranabitl
Andreas Kranabitl fing gleich nach dem Bundesheer (1982) an, im Handelskonzern Spar als Mitarbeiter im Rechenzentrum zu arbeiten – und ist bis heute geblieben. Seit 2009 ist er CEO der SPAR-eigenen IT-Gesellschaft ICS. Sein IT-Knowhow erarbeitete sich der Oberösterreicher „on the job“, wobei ihn das Unternehmen durch Trainings und Fortbildungen unterstützt hat.


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